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Abgeschleppt

Reiner war überglücklich. Schließlich waren ihm zwei neue Modelle zuteil geworden, deren Reize ihm unvergänglich erschienen. Das rote Cabrio, das er gerade fuhr, hatte ihm sein Vater geschenkt, weil er das Abitur wenigstens über die Runden gebracht hatte. Neben ihm saß Tanja. Sie war eine hinreißende Erscheinung der Marke blond und vollbusig. Sie parkte die Sonnenbrille lässig auf der Stirn und überließ ihr Haar dem lauen Sommerwind.

"Ich hab' Lust auf Liebe", gestand sie in Modellmanier.

"Ich schon lange", gähnte er.

"Kannst Du Dir vorstellen, wo?"

"In der Bude meines Bruders."

"Einfach so?"

"Nein, ich soll seine Blumen füttern und die Schildkröte gießen. Der Alte hat ihm 'ne Reise geschenkt und nun ist er fort."

"Und warum fahren wir sinnlos Stadtrunden?"

"Weiß nicht." Reiner trat aufs Gaspedal. Im panischen Wechsel tourte entweder der Motor oder es quietschten die Bremsen. Kurze Zeit später kamen sie zum Stehen. Wie besessen sprangen sie aus dem Auto und jagten in den Hausflur. "Welcher Stock?"

"Zweiter!" Während Reiner zitternd den Schlüssel aus der Tasche zerrte, hatte Tanja bereits ihr T-Shirt unterm Arm. Mühevoll brachte er den Schlüssel ins Schloss. Wieder trieb sie die Begierde in ihre erotische Hatz. Nur eines war sicher: Blumen und Schildkröte würden wieder einmal leer ausgehen, stattdessen verrann die Zeit wie im Fluge...

"Fahr'n wir noch auf'n Eis?" fragte er.

"Meinetwegen."

"Mist, jedes Mal vergesse ich Salat mitzubringen."

"Bis morgen wird sie schon noch durchhalten", erwiderte Tanja. Reiner schaute sich noch flüchtig in der Wohnung um, dann knallten sie die Türe hinter sich zu. Beim ersten Schritt aus der Haustür stockte ihm der Atem. Das Auto war weg. Stattdessen redete ein alter Mann auf zwei Omas ein. Wie ein Clown fuchtelte er mit den Händen. Reiner und Tanja gesellten sich dazu: "Ah, das Auto ist wohl weg?" fragte Reiner scheinheilig.

"Was denn, war das etwa Ihr Schlitten?" fragte der Alte empört.

"Aber nein", log Reiner. "Ich wohne hier. Mir war das Auto vorhin vom Fenster aus aufgefallen. Na ja, und jetzt ist es weg." Der alte Mann gab bereitwillig Auskunft: "Also wissen Sie, wie das da vorhin gestanden hat, als ich kam. Mitten im Halteverbot, dazu schräg zum Rinnstein und nicht mal der Motor war aus." Tanja drehte sich weg.

"Da habe ich noch lange Zeit gewartet, ob der Besitzer endlich kommt. Es kam aber keiner, die ganze Zeit nicht, da habe ich die Polizei alarmiert, hätt' ja gestohlen sein können. Die haben den Motor ausgemacht und es dann abschleppen lassen. Wird teuer für'n Besitzer, haben se jesacht." Im selben Moment kam ein großer, alter Wagen angefahren. Musik und Gegröle eilten ihm voraus: "He Tanja, kommst Du mit zum See?"

"Na klar doch."

"Was denn, willst Du mich jetzt einfach so zurück lassen?" Reiner fühlte eine entsetzliche Leere in sich. "

"Sorry, hab Lust auf Spaß."

"Na und mein Auto?"

"Wie gewonnen, so zerronnen."

Autor: Nehmann

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