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Muttertag 1953

Von Feierabend-Mitglied 12.05.2019, 09:01

Wir wollten unserer Mutter zum Muttertag Blumen schenken. Aber da wir keinerlei Geld besaßen und die Ruinenwüste Berlin auch nichts Blumiges zu bieten hatte grübelten wir nach einer Lösung. Mein Bruder, 2 Jahre älter als ich, hatte die Idee, vom Friedhof Blumen zu klauen. Er meinte, die Toten brauchen diese ja nicht mehr. So gingen wir am späten Nachmittag zum nahegelegenen Friedhof. Davor standen einige Jugendliche, die uns fragten, was wir denn so spät noch dort wollten. Wir sagten die Wahrheit und dass morgen Muttertag sei.
Die großen Jungs lachten und sagten: " macht mal, die Toten, denen ihr die Blumen klaut, die werden aus dem Grab kommen und euch holen". Der Schreck saß uns in den Gliedern, wir mussten ganz schnell machen, damit wir noch einen Strauß bekommen. So rissen wir den schönsten Strauß aus einer Vase und rannten zum Ausgang. Aber oweh, das Tor war abgeschlossen und wir saßen in der Falle. "Das ist die himmlische Ohrfeige von der unser Vater immer sprach", sagte mein Bruder. Wir schlichen an der Mauer entlang, uns ängstlich umschauend und da, wo sie etwas weniger hoch war kletterten wir mühsam drüber. Beim Runterspringen auf der anderen Seite verstauchte ich mir den Fuß, heulte und humpelnd gingen wir nach Hause.
Unsere Mutter war in der Küche, aber der Vater sah uns und wollte wissen, woher die Blumen sind. Wir haben die Wahrheit gesagt, es war doch für Muttertag. Aber das war für den Vater kein Grund, zu klauen. Wir bekamen eine Ohrfeige und mussten am nächsten Tag die Blumen den Toten zurückgeben. Wir warfen die Blumen auf das erstbeste Grab und rannten, als ob der Teufel hinter uns her wäre, vom Friedhof.
Mutter hätte sich ganz sicher über Blumen gefreut, sie bekam nie welche.
Es hat lange gedauert, bis ich wieder einen Friedhof besuchte, heute gehe ich sehr gerne dorthin und das mache ich an jedem Ort, wo ich bin.

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