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Gesund ernähren mit Hildegard von Bingen

Von DaisyRain Freitag 16.06.2017, 12:17

Bereits im Mittelalter hat Hildegard von Bingen (1098-1179) in ihren Schriften zur Heilkunde, neben arzneilichen Empfehlungen, auf die große Bedeutung der ausgewogenen, richtigen Ernährung für die Gesundheit des Körpers und des Geistes hingewiesen. Sie sammelte ihr Wissen bei anderen historischen und zeitgenössischen Autoren, machte selber Beobachtungen und stellte dieses wiederum zu einer umfassenden Heilkunde zusammen. Aufgrund mangelnder wissenschaftlicher Untersuchungsverfahren gerieten ihre Erkenntnisse in Vergessenheit, bis man schließlich im 20. Jahrhundert wieder auf sie aufmerksam wurde. Seither haben wissenschaftliche Einzeluntersuchungen viele Elemente ihrer Lehre als korrekt und vorausschauend bestätigt (wenn man einmal z.B. von ihrere Empfehlung von Aaronsstab/giftig zur Bekämpfung von Schmerzen absieht, der wirkt vermutlich 1x und dann endgültig. Aber wir wissen auch nicht, wie die einzelnen Pflanzen in ihrer Arzneizubereitung angewendet wurden, vielleicht kannte sie das homöopathische Prinzip, das bekanntlich bei Fingerhut heute sehr gut angewendet wird in der Herztherapie. Konkrete Rezepte sind nur punktuell von ihr erhalten).
Als Frau ihrer Zeit kannte Hildegard die Vier-Säfte-Lehre des Körpers, die besagt, dass alle Elemente in einem Gleichgewicht stehen müssen, um ein gesundes Leben zu ermöglichen. Verändert sich dieses Gleichgewicht, sind akute und chronische Krankheiten die Folge. Neben den Körpersäften spielt die Grünkraft/Viriditas, die gleichzusetzen ist mit Lebenskraft und Energie eine große Rolle.
Über die ausgewogene Aufnahme von Nahrung werden Körpersäfte und damit auch die Lebenskraft positiv oder negativ gesteuert. Hildegard nennt und beschreibt einzelne Lebensmittel und ihren Wert für die individuelle Ernährung.
Auch im Mittelalter wurden bereits Weiterzüchtungen des Urkorns in Form von ertragreicherem Weizen und auch ausgemahlenes, feines Mehl angewendet. Hildegard erkannte deren potentiell krank machende Wirkung (Verschleimung, weiches Fleisch; heute wissen wir, dass Wohlstandserkrankungen wie Übergewicht und Diab. mellitus neben einem hohen Zuckerkonsum vermutlich auch mit dem vorwiegendem Verzehr von Weißmehl zusammenhängt). Sie baut auf die heilende Wirkung des Urkorns/Dinkels als Vollkorn (Ausnahme: Feingebäck darf mit feinerem Dinkelmehl hergestellt werden, z.B. Kekse und Kuchen). Die ernährungsphysiologische Zusammensetzung des Dinkels wirkt stärkend, entzündungshemmend und (zell-)regenerierend ("Wer Dinkel ißt, bildet gutes Fleisch. Er gibt ein fröhliches Gemüt"). So werden dann auch Breigerichte, Suppen und sogar Dinkelkaffee von ihr sehr empfohlen.
Hafer sieht sie als ähnlich förderlich an wie Dinkel, Roggen sollte vorrangig von Übergewichtigen gegessen werden zur Minderung der Speckpolster.
Weitere, aus ihrer Sicht gänzlich gesundheitsfördernde Lebensmittel sind Fenchel (Knolle/Gemüse, als Gewürz und Tee) und Esskastanien/Maronen. Im Mittelalter kannte man keine Kartoffeln und ernährte sich mit gekochtem/gebackenem Getreide, Bohnen und Maronen als Ernährungsgrundlage.
Von den meisten uns heute regional-lokal bekannten Lebensmitteln listet sie deren positive Eigenschaften und Anwendungsmöglichkeiten auf.
Sie nennt aber auch Lebensmittel, die sie als "Küchengifte" einordnet und die man bestenfalls nicht oder nur in geringen Mengen verzehren sollte: Erdbeeren (entzündungsfördernd), Pflaumen (Stoffwechsel störend), Pfirsiche (Harnsäure erhöhend, Stimmung beeinflussend), Porree (Immunabwehr senkend).
Insgesamt sollten gekochte, gebratene oder mit Essig oder Dill angemachte Speisen/Salate konsumiert werden, da Rohkost und Müsli nach Hildegards Ansicht im Magen gären.
Insgesamt handelt es sich bei der Hildegard Küche um eine sehr ausgewogene, gesunde und schmackhafte Kost. Auch wenn sie vielleicht keine Wunderheilungen bewirken kann, trägt sie doch zum individuellen Wohlbefinden bei und entspricht auch dem heutigen Wunsch nach vollwertiger, regionaler, umweltverträglicher Ernährung.
Ein Beispiel für Gesundheitsförderung und Genuss sind ihre Nerven- oder Intelligenzkekse:
625 g Dinkelmehl, 250 g kalte Butter, 150 g Rohrohrzucker, 200 g gemahlene Mandeln, 2 Eigelb, 2 Eier, gemahlener 25 g Zimt, 20 g Muskat, 5 g Nelken, Wasser nach Bedarf
Einen Knetteig herstellen und 30 Min. kalt stellen., Rollen formen und 2-3 mm dicke Scheibchen abschneiden oder ausrollen und ausstechen. Auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen und ca. 10 Min. bei ca. 180°C backen. Die Kekse halten sich Monate und machen bei einer Tasse Tee wirklich glücklich (DRs persönliche Meinung).
Wer sich über diesen Artikel hinaus über das Thema informieren möchte, hier ein Buchtipp:
Dr. Wighard Strehlow, Das Hildegard von Bingen Kochbuch, gebunden vom Seehammer Verlag oder als Taschenbuch vom Heyne Verlag
Dort findet man ausführliche Erläuterungen und schöne Rezepte zum Ausprobieren.

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