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Warum PCs so schwierig zu bedienen sind

Kolumne

Warum PCs so schwierig zu bedienen sind

Dass manche Anwender mit der Bedienung des PC Probleme haben, liegt an den Herstellern der Software, hat aber auch historische Gründe und so ganz unschuldig sind die Anwender selbst auch nicht.

Würde man Autos so konstruieren wie PCs, wäre der Straßenverkehr lebensgefährlich. Entweder fehlen diesen Autos die Bremsen oder sie sind so gut versteckt, dass der Anwender sie nicht findet. Die Folge wären zahllose Crashs, aber so schlimm ist das bei einem PC ja nicht. Es sind ja nur die Eingaben der letzten Stunden verloren und ein paar wichtige Dateien zerstört worden.
Ähnlich verhält es sich mit den Scheinwerfern. Findet man endlich den Schalter, glimmt nur eine trübe Funzel. Durchblick oder gar Erleuchtung schaffen die Hilfesysteme der Programme jedenfalls nicht.

Sie wollen dieses Auto endlich ausschalten und suchen die Aus-Taste? Dass man dafür auf Start klicken muss, ist doch logisch, und schon sind wir beim Grund des Dilemmas angekommen. Für einen Programmierer ist das Ausschalten ein Programm mit der Aufgabe, den Rechner herunterzufahren. Aber dafür muss es gestartet werden, folglich gehört es in die Rubrik Start (von Programmen)

Wenn ein Programmierer selbst das Bedienkonzept und das UI (User Interface, Benutzeroberfläche) eines Programms gestaltet, dann ergibt das mit Sicherheit Murks. Programmierer kommen halt aus der technischen Ecke und können deshalb per se überhaupt nicht oder nur in Ansätzen nachvollziehen, was den Anwendern ihrer Programme Probleme bereitet.

Das Schlimme daran ist, dass viele Programmierer sich trotzdem für „Usability-Experten“ halten also Experten für Benutzerfreundlichkeit. Bei Endanwender-Programmen ist dieser Ansatz tödlich, denn ein einmal enttäuschter User kauft bei dieser Firma nie wieder. Wer sich hier nicht strikt an den Anwenderbedürfnissen orientiert, ist ganz schnell weg vom allen Fenstern.

Der Erfolg des Macintosh beruht auf dieser Erkenntnis. Hier gibt eine „human interface group“ bestehend aus Computer-Linguisten, Soziologen und Psychologen das Bedienkonzept vor. Diese Gruppe definiert auch das UI bis hin zu den letzten Details, wie Schriftarten in den Menüs und der Form und Position von Buttons. Die Programmierer dürfen dann nur noch eines, nämlich genau das 1:1 umsetzen.

Microsoft nähert sich dieser Denke langsam an. Dort testet eine ähnlich besetzte Usability Group mit ausgewählten Anwendern das schon ziemlich fertige Produkt (Beta-Stadium), um dann eventuell noch Änderungen einzubauen oder auch nicht, es gibt ja auch Termindruck. Das Ergebnis dieser mangelnden Konsequenz: Windows nähert sich dem Mac immer mehr an, hat aber die Homogenität des Macintosh-UI noch längst nicht erreicht.

Ganz unschuldig ist aber eine bestimmte Anwendergruppe an diesem Dilemma auch nicht, nämlich die ehemaligen DOS-Jünger, die Windows lange verdammten. Als Windows eingeführt wurde, sahen diese Computer-„“Experten“ ihre Felle davonschwimmen, konnten doch nun plötzlich Leute ohne jede Ahnung von Computern, einfach ihre Programme nutzen. Die Kenntnis kryptischer DOS-Kommandos, Konfigurationsorgien und komplizierte Bedienungen waren nicht mehr gefragt.

Doch auf diesem Level boomen noch heute Artikel über die Optimierung von BIOS, Windows und Registry-Tuning, ein Null-Thema auf dem Mac. Das wäre da zwar viel besser möglich (Unix-OS), ist aber schlicht nicht notwendig und wenn ich mir Windows so ansehe, dann dort schon lange auch nicht mehr. Ganz toll finde ich all diese Tuning-Produkte, die versprechen, Windows schneller zu machen. Die wirkten seinerzeit für Windows 98 tatsächlich, doch auch Microsoft hat in den letzten 10 Jahren seine Schularbeiten gemacht und dafür gesorgt, dass alle Tuning-Produkte alles Mögliche machen, nur nicht mehr tunen.

Das Problem: Diese Anwender akzeptieren und verlangen sogar eine gewisse Komplexität, schwierig zu bedienende Programme inklusive. TuningXYZ in der neuen Version muss natürlich mehr bieten als der Vorgänger, also neue Funktionen, sprich noch mehr Oberfläche und das alle Jahre wieder seit 1998. Wie war einst Nero so herrlich einfach zu bedienen und heute verirren sich die User im Menü-Dschungel.

Dahinter steckt nicht nur das Streben nach Profilierung der Hersteller, sondern auch ein milliardenschwerer Markt von Schulungsangeboten, Computer-Zeitschriften mit Tipps und Tricks, Foren – natürlich mit Werbung – und eine riesiges Angebot von Büchern.
Auch Office 10, so heißt die aktuelle Version intern, hat in den letzten 10 Jahren kräftig Speck angesetzt. Die üble Folge: 90% der Anwender nutzen nur 5% der Funktionen von Word oder Excel. Das Störende daran: 90% der Zeit oder viel Geld für Schulungen werden damit verbraucht, diese 5% zu finden.

Nur warum geben die Leute Geld für Word aus? Wordpad reicht für jede private Korrespondenz, ist viel einfacher zu bedienen und kostet nichts, denn es gehört zum Lieferumfang von Windows. Aber wer weiß das schon oder dass es das einfachere MS-Works meistens auch tut, wenn es ein Kombipaket sein soll?

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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