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Upgraderitis

Kolumne

Upgraderietis

Nutzen Sie Ihren Rechner schon länger als 6 Monate? Haben Sie während der ganzen Zeit noch keine größere Festplatte oder mehr RAM eingebaut, noch nicht einmal eine klitzekleine Steckkarte? Also ehrlich, normal ist das nicht.

Mein erster Rechner war eine TSR-80. Der lief mit einem Takt von 1 Mega Hertz, also in der heute üblichen Dimension 0,001 GHz. Er bot 8 KByte RAM und sein Betriebssystem füllte 8 KByte ROM (Basic inklusive). Mindestens das 10fach davon hat heutzutage schon das einfachste Handy.
Zu langsam war der Rechner eigentlich nicht, jedenfalls für das, was er konnte. Nur das Laden der Programme von Musikkassetten nervte etwas, zumal das Ergebnis stets ein Glücksfall war. Deshalb entschloss ich mich zum ersten Male in meinem Leben, einen Computer aufzurüsten, ein grober Fehler, wie Sie gleich erkennen werden.

Inzwischen weiß ich nämlich, dass jeder, der einen Computerladen betritt oder -- noch schlimmer -- eine Fachzeitschrift liest, dabei vom MUS-Virus (Manische Upgrade Sucht) befallen wird. Immerhin hatte mein erster MUS-Anfall zur Folge, dass der Speicher des Tris-80 auf sagenhafte 32 KByte erweitert wurde und zwei Diskettenlaufwerke, jedes mit über 100 KB Fassungsvermögen, dazukamen.

Danach wurde C/PM modern, das musste ich natürlich haben, zumal die technischen Daten des Selbstbausatzes wirklich beeindruckten. Satte 64 KByte bot diese Maschine und die Disketten im 8-Zoll-Format fassten sogar 180 K. C/PM ist das Betriebssystem der Zukunft... schrieb seinerzeit die Fachpresse, doch leider dauerte die Zukunft nur ein Jahr, dann kam IBM mit seinem PC heraus und Microsoft mit einem Programm namens „Dirty Operating System“ (DOS).

Der PC war zwar schon damals technisch veraltet (und ist es immer noch), aber er war von IBM, und er war voller MUS-Viren. Noch schlimmer, nur das wusste ich damals noch nicht: Der PC war so konzipiert, dass er sich jedes Jahr selbst überholte. Dafür sorgte die Mintel-Allianz, soll heißen, Microsoft brachte eine neue Software heraus, für die Intel dann gerade noch rechtzeitig die passende CPU lieferte. Sogar die heimlich in der Allianz vertretene RAM-Industrie schaffte es, jährlich ihre Kapazität zu verdoppeln.

Meinen ersten PC habe ich noch höchstselbst von 256 auf 512 KByte aufgerüstet und ihm sogar Farbe (als Blockgrafik) beigebracht, den nächsten, einen AT, habe ich gleich komplett gekauft, schon ein ganzes MB RAM inklusive, aber von IBM war diese Powermaschine schon nicht mehr.

Der 286er lebte nicht lange, denn IBM, der vielen Clones müde, war wild entschlossen, wieder Marktführer zu werden und brachte den Mikrokanal heraus. Damals glaubte ich noch an IBM, legte mir einen PS/2 zu und harrte der vielen Karten, die ich nun alle testen sollte. So gesehen harre ich noch heute, denn IBM hatte nicht nur die Marktführerschaft verloren, sondern auch die Fähigkeit, Standards durchzusetzen.

Die Standards setzte inzwischen Microsoft, wenigstens das habe ich rechtzeitig erkannt, und mein Programmiererleben auf Windows umgestellt. Besonders schwer fiel mir das nicht, denn wie man grafische Oberflächen programmiert, hatte ich zwischenzeitlich auf Macintoshs, Ataris und Amigas gelernt, eines allerdings nicht: Diese Maschinen liefen recht flott mit einer 8-MHz-CPU und einem MB RAM, Windows hingegen wollte 33 MHz und 4 MB sehen, ein guter Grund, endlich auf einen 386er umzusteigen.

Diese Super-CPU war -- so die Werbung -- für die Betriebssysteme der Zukunft konzipiert, doch Windows 3.0 und noch ein paar Applikationen wussten das nicht und bremsten den 3er gnadenlos aus. Mit ein paar Chips (RAM) mehr konnte ich zwar noch ein paar Monate die Stellung halten und währenddessen so alberne Zwischenlösungen wie SX und Overdrive ignorieren, doch dann hatte Microsoft mich weich geschossen, ein 486/DX2-66 musste her. Auf dieser Maschine lief -- dank reichlich RAM -- sogar Windows 95 ganz passabel, doch das nützte alles nichts. Ein Kunde wollte Pentium-optimierten Code, also switchte ich wieder mal um.

Diese Aktion ist schon viele ein Jahr her. Inzwischen bin ich über verschiedene Pentium- und Core-Varianten bei einem i7 angekommen. Aber der hat natürlich auch schonen einen Nachfolger.
Weiß zufällig jemand, um wieviel Prozent ich meine nächste Kolumne schneller schreibe, wenn ich diese Maschine hätte?

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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