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Nach_Hause

Kolumne

Nach Hause telefonieren

Sie telefonieren viel öfter als Sie denken. Ihr PC, das Handy, das Smart-TV, viele Router und sogar einige Drucker rufen bei ihren Herstellern an.

Mit dem neuen Nexus 5 stellte Google auch das neuste Android 4.4 vor. Das trägt den Deckname Kitkat, womit schon mal bewiesen ist, dass Google nicht gegoogelt hat, denn sonst hätten sie gemerkt, dass es in Europa einen gleichnamigen Schoko-Riegel und das fast gleichnamige Katzenfutter Kitikat gibt.

Doch das stört weniger. Konnte man früher die Google-Suche einfach mal deaktivieren, ist sie nun untrennbar mit dem Betriebssystem Android verknüpft. Das ginge ja noch, aber außer seinen Fragen sendet Google auch was der User sagt, wo er ist oder mit wem er telefoniert. Das alles sei nötig, um ihm das Leben leichter zu machen behauptet die Daten-Krake. Besonders dumm: Google sendet das auf Kosten des Users bzw. zu Lasten dessen eh schon zur mageren Flatrate und darüber auch die gezielte Werbung zurück.

Sie haben ein neutraleres iPhone oder Windows-Phone, Glückwunsch, doch das reicht nicht, denn auch diese und andere Handys telefonieren nach Hause und schaufeln große Mengen Daten in die Cloud des Herstellers.

Auch Ihr PC verbindet sich dauernd mit dem Internet ohne Ihr Zutun geschweige denn mit Ihrer Zustimmung, was nach deutschem Datenschutzrecht erforderlich wäre.
Zu den Datenschleudern auf dem PC zählen Windows, MS-Office und auch jeder Virenscanner. Alle Programme von Adobe, Java, jeder Browser, E-Mail-Programme inklusive Thunderbird, der TeamViewer, VirtualBox und Starmoney plaudern aus dem Nähkästchen um nur einige zu nennen.
Sogar Erweiterungen wie AdBlock Plus oder NoScript melden, was Sie so sperren.

Facebook und Twitter wollen alles von Ihnen wissen, Google sammelt Ihre Daten gleich zentnerweise, die Suchmaschine Bing von Microsoft sammelt nur weniger weil es seltener genutzt wird.

Aber es kommt noch schlimmer. Google hat gerade für 2,3 Milliarden Euro die Firma Nest gekauft.
Deren Thermostate erfassen eine Vielzahl von Informationen darüber, was in einem Haushalt gerade geschieht. Sie merken sich, wann der Nutzer die Temperatur hoch regelt und wann herunter. Dank eingebauter Sensoren für Temperatur, Aktivität, Luftfeuchtigkeit und Helligkeit kann der Thermostat sogar erraten, ob jemand zu Hause ist und wenn ja sogar in welchem Raum er sich gerade aufhält.
Steuern lassen sich die Thermostate auch über eine App aus der Ferne und dahin können sie auch senden und nun raten Sie mal an wen. Kleiner Tipp: Spiegel Online hat mit der Schlagzeile „Google will ins Schlafzimmer“ aufgemacht.

Wir sind hier übrigens in einer neuen Rubrik angekommen, dem Internet der Dinge. Nach der gerade anlaufenden Umstellung der Adressierung gibt es so viele IP-Adressen, dass jeder Hunderte davon nutzen kann, nicht nur mit Thermostaten sondern nahezu jedem Haushaltsgerät, natürlich die gesamte Heimvernetzung inklusive.
Aus China kommt heute schon ein Kaffeemaschine mit WLAN-Anschluss. All diese Geräte können nach Hause telefonieren. Nur untereinander können sie sich mangels Standard noch nicht unterhalten.
Immerhin finden die „Dinge“ zwar das WLAN, müssen aber nach dem Passwort fragen. Ein Klick auf „Abbrechen“ und das Ding plaudert nichts mehr aus.

Noch wildere Plaudertaschen sind die Smart-TV. Die Dinger telefonieren gerne nach Hause und nehmen sogar selbstständig Kontakt zu Tracking-Diensten wie Google Analytics auf, um dann dessen Ergebnisse weiter zu leiten. 22 Kanäle haben Forscher der Uni Darmstadt schon gefunden, nicht nur Werbesender, wie Vox sondern auch öffentlich rechtliche, wie Arte. Andere Kanäle setzten den „Adserver“ ein, der bekanntlich exzessiv Nutzerdaten sammelt, wie man sieht, nicht nur auf PCs.
Auch die Inhalte sind nicht sicher. Sogenannte Spoofer machen sich zunutze, dass der auf den Bildschirm gezeigte Inhalt vergleichsweise einfach manipuliert und durch andere Daten ersetzt werden kann. Konkret werden damit derzeit Nachrichtensendungen der ARD wie "tagesschau 24" und Dokus des Senders n-tv mit Satire-Nachrichten der Seite "Der Postillon" gehackt.
Letztlich hilft da nur, sich nicht smart mit dem Internet zu verbinden, doch das ist gar nicht so einfach. Mein frisch gekaufter Smart-TV begann die vollautomatische Einrichtung mit der Frage nach der Netzwerkverbindung. Sich da vorbei zu schummeln ist gar nicht so einfach.

Beim Smartphone muss man nicht alle Daten in die Cloud pusten. Verbindet man das Handy per Kabel mit dem PC kann man auch auf diesem eine Sicherungskopie anlegen. Und wenn man einmal am Tag seinen Kalender über diesen Weg synchronisiert sollte das reichen und dem mageren Flatrate-Limit hilft es auch.
Bei der Installation von Apps muss man alle Rechte bestätigen. Tue ich nie, wenn die App einen Internetzugriff verlangt oder SMS senden will. Dann wird das Zeug zwar nicht installiert, na und?

Beim PC wird es etwas aufwendiger. Windows und MS-Office muss man nicht täglich nach Updates suchen lassen. Man darf halt nur nicht vergessen alle 4 Wochen nach dem Flickentag (Patch Day) selbst die Suche anzustoßen.
Ansonsten wird es schwierig. Mit der Firewall kann man einiges blockieren aber längst nicht alles. So muss man wohl den Web-Zugriff erlauben um surfen zu können. Doch einige Programme telefonieren auch über diesen Weg. Dann sollte man die Adresse kennen und die in der Host-Datei blocken. Das setzt allerdings einige bessere PC-Kenntnisse voraus.

Bleibt als Fazit. Schon heute telefonieren zahlreiche Geräte und und zig Programme nach Hause und das längst nicht mehr nur wegen der Updates. In Zukunft kann es mit dem Internet der Dinge nur noch schlimmer werden, also aufpassen beim Kauf. Und für alle, die das Gegenteil nicht erwarten können: Es gibt schon heute per WLAN schaltbare Steckdosen.

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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