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Mein User versteht mich nicht

Kolumne

Mein User versteht mich nicht

Als PC habe ich es wirklich schwer. Ständig muss ich in Hochform sein, und wenn nicht, dreht mir mein User einfach den Saft ab.

Doch jetzt habe ich wieder Strom. Rase gerade durch die Startroutine und initialisiere die Schnittstellen. Hoffentlich hat mein User nicht wieder sein Buch mit den 1000 Tipps & Tricks auf die Tastatur gelegt. Musste dreimal starten und wie wild piepen, bis der Kerl das gemerkt hatte. Das sollte dieser Kolumnist mal schreiben.

Mein RAM-Test ist bei 256 MB am Anschlag, wenn das mal gut geht. Na, schau'n mer mal auf der Festplatte nach, was zu tun ist. Sieht schlecht aus, muss Windows laden, und danach kann es bekanntlich nur noch schlimmer kommen. Wird es auch, denn mein User hat tatsächlich 8 Programme in den Autostart-Ordner gepackt. Rattere wie ein Blöder über die Festplatte.

Jetzt lädt mein User auch noch Tuneramsch 2011. Dieser Mensch glaubt doch jeder Werbelüge, und ich habe die Arbeit. Was denn, die Norton-Schüffelroutinen auch noch, misstraut mein User etwa mir oder glaubt er nur nicht so recht an seine Windows-Programme? Na ja, da gibt es wirklich ein paar Krücken, die auf keine PC-Haut gehen.

Und jetzt noch Word dazu und Excel auch noch. Hallo Festplatte, sieh zu, dass Du nicht zu heiß wirst, ich schwitze nämlich schon selbst bei derzeit 70 Grad mehr als genug. Hallo Computer, kannst Du Deine Seiten nicht eine Weile für Dich behalten, anstatt sie dauernd auf mir auszulagern?

Nun denn, Windows, Word und Excel in 256 MB, das kann nicht lange gut gehen. Muss meinen User warnen und melde deshalb eine gemeine Schutzverletzung. Da klickt der Kerl doch einfach auf OK und startet Word wieder neu, das darf doch nicht wahr sein. Hatte ich nicht deutlich gesagt, dass der Stackpointer schon auf FFFE steht!
Hat mein User das nicht gesehen oder fehlt ihm gar die Grundvoraussetzung (Informatik-Studium). Jedenfalls hätte ich an dieser Stelle eigentlich ein Reset erwartet und könnte dann richtig schön von vorn anfangen. Jetzt aber muss ich zusehen, wie ich den ganzen Datenmüll wegräume und ein paar Speicherblöcke frei kriege.

Sorry Festplatte, muss Dich leider wieder belästigen, denn ein paar der ausgelagerten Seiten brauche ich jetzt. Was heißt hier "In Page Fault"? Willst Du Schleudertrauma ernsthaft behaupten, die Seiten 732 bis 734 sind verschwunden und damit die ganze Arbeit, die mein User in den letzten Stunden geleistet hat? Backup? Nein, der sichert nur kurz vor dem Ausschalten oder noch später. Und was heißt hier Schiet-FAT und verlorene Cluster, das glaubt mir mein User nie.

Was willst Du denn jetzt mit dem alten Modem? Kannst doch nicht urplötzlich einen Interrupt auslösen, wenn ich gerade so busy bin. Ach, da kommt ein Fax rein, was es so alles gibt. Moment mal, wo ist denn die Routine. Hallo Festplatte, hast Du wenigstens noch den Faxempfänger drauf? Ja, ich warte. Hallo Modem, Du kannst loslegen. Der hat schon aufgelegt, na ja, die Telekom hat auch keine Geduld mehr. OK dann wieder raus mit der Routine, muss schließlich Platz für den Neustart von Word schaffen.

Wirbele wie der Teufel und mein User klickt dauernd mit der Maus rum. Weiß der nicht, dass ich dafür jedes Mal den Queue suchen und die Koordinaten samt einen Zeitstempel abspeichern muss?
Hurra, es ist gelungen, Word ist wieder im Speicher, Mann bin ich gut. Kann jetzt nur noch hoffen, dass mein User nicht wieder ins Einfügen-Menü geht, doch genau das tut er, igitt igitt. RAM voll, Festplatte voll, da hilft nur noch die Radikalkur: Der Befehl kann mangels freiem Speicher nicht ausgeführt werden, lasse ich Word verkünden. Diesmal hat Word sogar recht, peinlich ist nur, dass diese Meldung auch auf Maschinen mit 1024 MB RAM erscheint (hat mir ein Kollege im Netz erzählt).

So langsam wird es schwierig. Soll ich jetzt abstürzen? Ich muss mal nachdenken, also zuerst die Sanduhr einschalten. Mein User hält drei bis vier Crashs pro Tag für normal. Es ist jetzt 11 Uhr und ich arbeite schon drei Stunden durch, das reicht. Lasse ich jetzt einfach die Sanduhr stehen. Ach nein, habe heute meinen großzügigen Tag und schalte auf den blauen Schirm, der fällt wenigstens auf. Hätte ja meinem User gerne alles erzählt, doch was soll's. Er versteht mich ja doch nicht.

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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