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Denglisch

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Auf dem Germanistik-Highway ist der Teufel los. Die Schriftgelehrten liegen im Clinch mit allen Anglizismen und die Politiker weigern sich, die so genannte neue Rechtschreibung zu erneuern.

Wer täglich seinen Computer On switcht, zusieht, wie der bootet und das OS loaded, dann seine User-ID entert und schließlich mit den Tücken von Errors, Bugs und Crashs fightet, der muss sich doch von dieser sogenannten "Right Write Reformation" grob vernachlässigt fühlen. Wesentliche Elemente der deutschen Sprache wurden überhaupt nicht berücksichtigt, elementare Vokabeln fehlen auch im neusten Duden, short and bad, es ist zum Heulen.

So steht beispielsweise nirgends, ob man bootet oder booted schreiben soll, wahrscheinlich, weil die Übersetzung an grundsätzlichen nationalen Differenzen scheitert. Hat sich doch unser Münchhausen an den Haaren aus dem Sumpf gezogen und sein amerikanischer Kollege an den Bootstraps (Schnürsenkeln).

Im korrekten Deutsch müßte Booten also Haaren heißen, zumal damit dieser haarige Vorgang des Hochziehens aus dem Hardwaresumpf viel besser beschrieben wird.

Das Problem: Mangels Zuständigkeit des Dudens und aller 16 Kulturminister germanisiert jeder für sich, auch die besonders von diesem Schicksal geschlagenen Informatik-Hochschulen. Meine Profs jedenfalls reklamierten schon damals das Recht für sich, neue deutsche Worte zu prägen, und ich musste in jeder Vorlesung umswitchen.
Offensichtlich impressen aber auch blutige Anfänger neue vocabulary Items, die sich sogar partiell durchsetzen, wenn nur genügend Laien den Unsinn nachplappern, for example, den Begriff String-Taste. Dass diese im Original "Control" (Ctrl) heißt, hierzulande also Steuerung mit dem Kürzel Strg, weiß man in diesen Kreisen nicht, doch dafür sind die Boys gut beim Import aus der Nachbarwelt "Handy".
Jetzt heißt das Password plötzlich PUC (Personal Unblock Code), und folglich loggt man sich nicht mehr ein, sondern puckt sich rein (was heißt das k?).

Zugegeben, besonderes Pech haben diese Newcomer schon, schließlich hilft ihnen auch das beste Englisch-Lexikon nicht. Wer kommt schon von Spoofing (Veralbern) auf gefälschte Email-Adressen oder gar von Mime auf "Multipurpose Internet Mail Extension".
Oder übersetzen Sie mal "Spamming". Das kann vielleicht jemand, der die Sendung der (englischsprachigen) Komiker "Monty Python" verfolgt, denn wie sonst kommt man von Spam (Frühstücksfleisch) auf Verstöße gegen die Netiquette.

Ansonsten bewundere ich die Redakteure des Microsoft Systems Journals, einer Zeitschrift für "Advanced Programmers". Dort wird so konsequent eingedeutscht, dass ich ständig überlegen muss, was denn damit wieder gemeint sein könnte. Zum Beispiel denke ich bei Rückruf immer an Autopannen und nicht an Callback-Funktionen, zumal ich im Programmtext eh CALLBACK schreiben muss.

Richtig schwierig wird es bei den Kürzeln, zum Beispiel dem Begriff RAM. Das steht für "Random Access Memory", und "random" heißt wahllos oder willkürlich. Dass sich auch Programme so verhalten, hat zwar weniger mit dem RAM zu tun (abgesehen davon, dass er zu klein ist), aber wie translated man das nun? How about WZS für willkürlichen Zugriffsspeicher oder (mehr in Anlehnung an die Praxis) mit einem kurzen ZS für Zufallsspeicher?

Als Version 1.0 hat diese Rechtschreibreform natürlich massenhaft Bugs, doch die Verantwortlichen bestreiten das, verweigern sowohl Updates als auch Service Packs, und deleten wollen sie den ganzen Case erst recht nicht.

You see (never what you get), dass wir armen PC-User wieder einmal im rain stehen. Schon das deutsche Word (warum mit d?) hat die einfachsten Words in diesem Text gnadenlos red underlined, und die zuständigen Politiker tun nothing, im Gegenteil: Jetzt will die CDU dieses unvollständige Denglisch auch noch ins Grundgesetz aufnehmen. Werden damit Rechtschreibfehler zu Verfassungsverstößen?
Ich schätze, auch wir PC-User müssen den Court in Charlies Silence anrufen. All clear?

Autor: WoSoft

Peter Wollschlaeger

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