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Karnevals- und Fastenbräuche weltweit

Fasching, wie wir ihn kennen und wie er jährlich tausende Schaulustige in die Karnevalshochburgen am Rhein lockt, ist nicht weltweit verbreitet. Rund um den Globus haben sich verschiedene, teils skurrile Bräuche etabliert, welche in engem Zusammenhang mit der Vertreibung des Winters und dem Beginn der Fastenzeit stehen. Dabei herrscht ausgelassene Stimmung beim Wintersport, man schmeißt mit Perlenketten um sich oder lässt beinahe alle Hüllen fallen.

Gondeln und Maskenball - Karneval in Venedig

maskierte Figur vor der Kulisse Venedigs

Der Karneval in Venedig besitzt eine lange Tradition. Bereits im 11. Jahrhundert wurde kurz nach Weihnachten mit den aufwendigen Feierlichkeiten begonnen. Im 18. Jahrhundert begann das bunte Treiben in der Lagunenstadt bereits im Oktober. Ein Jahrhunderts später wurden die Feierlichkeiten von Napoleon verboten. Erst in den 1980er Jahren erlebte der berühmte Karneval seine Renaissance. An zehn Tagen ist der Zauber nun wieder zu erleben.

Der Karneval in Venedig ist berühmt für die aufwendige Kostümierung und die kunstvoll verzierten Masken. Die prunkvollen Gewänder orientieren sich an der Commedia dell`Arte, einer Theaterform, die im 16. bis 18. Jahrhundert geläufig war. Damals besaß es einen besonderen Reiz, durch die Masken den Unterschied zwischen Reich und Arm aufzuheben. Heute ist der Karneval in Venedig ein fröhliches Fest, bei dem man nicht selten Harlekin oder Bösewicht begegnet und auch dem schwarz gekleideten Doktor gegenübersteht.

Die Party nimmt kein Ende - Karneval in Brasilien

Frauen in brasilianischen Kostümen

Der Karneval in Rio ist das größte Volksfest der Welt. Der erste Karneval am Zuckerhut fand 1840 statt. Allerdings bewegte man sich damals noch zu Walzer- und Polkaklängen. Der heute mit dem Karneval in Rio untrennbar verbundene Samba konnte sich erst Anfang des 20. Jahrhunderts etablieren.

Zum Mittelpunkt der Feierlichkeiten ist das Sambadromo geworden. In dem 1984 eröffneten Stadion treffen die verschiedenen Samba-Schulen der Stadt aufeinander. Zwischen Karnevalssonntag und Faschingsdienstag erreichen die Feierlichkeiten ihren Höhepunkt. Ganze 82 Minuten bleiben den einzelnen Teams, um durch das länglich erbaute Stadion zu ziehen. Die bunten Kostüme der Tänzerinnen stehen stellvertretend für den Karneval in Rio. Am Aschermittwoch werden die besten Teilnehmer des Spektakels gekürt.

Pfannkuchen und Wodka - Karneval in Russland

Pfannkuchen auf einem Teller

Der russische Fasching wird als „Maslenitsa“ bezeichnet. Dies bedeutet soviel wie "Butterwoche". Es wird ausgelassen gefeiert, der Winter vertrieben und die Fastenzeit mit einem großen Schlemmen eingeläutet. Im Mittelpunkt stehen Blinis, russische Pfannkuchen, welche vielerorts gebacken werden. Die kleinen, runden Pfannkuchen sollen die Sonne symbolisieren und die Vorfreude auf den Frühling wecken. Der russische Fasching wird Ende Februar bis Anfang März gefeiert.

In der letzen Woche vor dem großen Fasten sollte man bereits kein Fleisch mehr essen. Milcherzeugnisse wie Käse, Sahne oder Butter dürfen allerdings reichlich verzehrt werden. Zu den traditionellen Pfannkuchen werden Honig, Kaviar oder Wodka gereicht. Bei russischen Volksweisen darf das Tanzbein geschwungen werden. Auch sportlich sind die Narren an Wolga und Don aktiv. Sie veranstalten Wettkämpfe mit gut gepolsterten Handschuhen oder üben sich im Erklimmen von Pfählen.

Die Feierlichkeiten finden ihren Höhepunkt am Sonntag, dem "Tag der Vergebung". Die Gläubigen bitten an diesem Tag um Vergebung und schlichten ihre Streitigkeiten. Von den Kindern wird eine überlebensgroße Puppe gebastelt. Diese steht stellvertretend für den Winter und wird, in Vorfreude auf den Frühling, am Ende der Feierlichkeiten verbrannt.

Rodel gut - Karneval in Finnland

Der Karneval in Finnland geht auf die Fastentradition der Katholiken zurück. Der eigentliche Karneval wird am Faschingsdienstag, also unmittelbar vor Beginn der Fastenzeit gefeiert. Die Finnen nehmen die Fastenzeit sehr erst und es existiert der Glaube, dass Fasten einen positiven Einfluss auf die Ernte im kommenden Sommer nimmt. Karneval in Finnland findet ohne die typischen Verkleidungen statt. Es handelt sich stattdessen um ein lebendiges Familienfest mit Rodelwettkämpfen und anderen Belustigungen für Jung und Alt.

Schlemmerei und Perlenketten - Karneval in den USA

Mardi Gras ist einer der bekanntesten internationalen Faschingsbräuche. Vor Beginn der Fastenzeit heißt es, Kräfte sammeln und noch einmal tüchtig zulangen. Es steht die "Woche der sieben fetten Tage" an. Der Faschingsdienstag wird als Mardi Gras, als "Fetter Dienstag" bezeichnet. Heute wird der Begriff verallgemeinert und für alle Feierlichkeiten rund um den Fasching in den USA benutzt.

Einen Höhepunkt erlebt Fasnacht in den USA in den Südstaaten. So wird in New Orleans nicht nur ausgiebig geschlemmt, die Umzugswagen führen auch Unmengen an Perlenketten mit, welche auf die Schaulustigen herabregnen. Zum Kaffee wird der "King Cake" serviert. In dem Kuchen, der mit Beeren und Sahne serviert wird, verbirgt sich oft eine kleine Figur.

amerikanischer

Tanz um die tote Ratte - Karneval in Belgien

Ein Höhepunkt des Karnevals in Belgien ist der Bal du rat morte, der Ball der toten Ratte. Der größte europäische Maskenball geht jährlich im Kasino von Oostende über die Bühne. Auch der Faschingsumzug in Binche besitzt eine Besonderheit. Alle Männer verkleiden sich als Frauen und alle Frauen als Männer. Das ausgelassene Treiben wird von Trommel- und Violinenklängen begleitet.

Der Karneval in Binche zeigt auffällige Parallelen zur alemannischen Fastnacht, wie wir sie kennen. Umzüge werden seit dem 14. Jahrhundert veranstaltet. In Ostbelgien sind Karnevalsumzüge nach rheinischem Vorbild weit verbreitet. Eine Besonderheit in Stavelot ist der Umzug der Weißen Mönche während der Fastenzeit.

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