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Museum im Kannenofen.

Ein Klick auf die Bilder, und sie vergrößern sich

Am 06.03.2020 besuchten wir auf Einladung von Ellen "cytherea" Höhr-Grenzhausen mit dem Museum im Kannenofen.
Treffpunkt war um 13:30 Uhr bei Kaffee und Kuchen im Café Meurer.

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Nach einer kurzen Begrüßung von Herrn Bolko Peltner erzählte er uns die Entwicklung und Geschichte der "Familie Peltner".
Vor 50 Jahren, am 22. Juni 1953, startete die vertriebene schlesische Töpferfamilie Peltner in der „Kannenbäckerstadt “ Höhr-Grenzhausen einen Neubeginn.
In der traditionellen Töpferregion im rheinischen Schiefergebirge schufen sie eine Kunsttöpferei und ein heute weltweit Besucher anziehendes Töpfermuseum im Kannenofen.

Der Sohn Bolko Peltner, regelmäßiger Teilnehmer des Schlesischen Tippelmarktes in Görlitz, führt die Familientradition fort.
Herr Bolko Peltner M.A. Kunsthistoriker pflegt die Schlesisch-Bunzlauer-Tradition.

In der an das Museum angeschlossenen Kunsttöpferei produziert man seit 50 Jahren in der Tradition der schlesisch-bunzlauer Keramik, Gefäße mit Pfauenaugendekor und Engobemalerei, eine besondere Dekortechnik dieses ebenfalls jahrhundertealten ostdeutschen Töpferzentrums.
Mehr Info in diesem Video

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Über den Ton und seine Vorkommen sowie die Entwicklung der Töpfereien erzählte Herr Peltner folgendes:

Der Abbau von Ton kann im Westerwald schon vor 700 Jahren archäologisch belegt werden. Hier liegt eines der reichsten Tonvorkommen in Mitteleuropa. Dass zog die Töpfer natürlich an. Rund 300 Werkstätten und Betriebe gab es früher im berühmten Kannenbäckerland.
15.000 Arbeitsplätze waren damit verbunden. Doch die Billigkonkurrenz aus Ost-Europa und Fernost hat den Markt und damit viele Betriebe zerstört.
Mehr als 200 Töpfereien haben in den letzten zehn Jahren ihren Betrieb eingestellt. Die Ausbildung bis zum Töpfer-Meister ist lang, bevor man den Traum von der eigenen Werkstatt verwirklichen kann.

„Die Zahl der Betriebe wird weiter schwinden“, sagt Bolko Peltner, einer der immer weniger werdenden selbständigen Keramiker im Westerwald. „Es gibt nur noch sechs Töpfer-Lehrlinge in ganz Deutschland.“ Um Töpfermeister zu werden, durchlaufen die Anwärter zunächst eine dreijährige Lehre und dann noch eine dreijährige Gesellenzeit. Doch um von dem Beruf auch leben zu können, muss der Töpfer rund 150 Stücke am Tag produzieren!
Trotz der rückgängigen Geschäftslage zitiert Herr Peltner gern den alten Töpfer-Spruch:
„Zerbrechlich schuf den Topf der Schöpfer. Drum blüht allzeit die Zunft der Töpfer.“ Und auch das geflügelte Wort ‚Scherben bringen Glück‘ gefällt ihm. Denn was in Scherben geht, muss ersetzt werden. Und das ist das Geschäft des Töpfers.

Hier noch ein Video

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Übrigens: Ton ist auch gut für die Haut. Die Hände der Töpfer leiden nicht unter der Arbeit mit dem Material, weil der Ton Fett enthält.
Es stammt aus den Millionen Jahre alten Ablagerungen der Meerestiere, wie zum Beispiel Schnecken. Nur wenn der Ton antrocknet, entzieht er auch der Haut Feuchtigkeit. „Man muss nach der Arbeit an der Töpferscheibe die Hände immer gut reinigen“, rät uns Bolko Peltner.

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Bunzlauer Keramik.

Vor 60 Jahren startete die vertriebene schlesische Töpferfamilie Peltner in der „Kannenbäckerstadt“ Höhr-Grenzhausen einen Neubeginn. In der traditionellen Töpferregion im rheinischen Schiefergebirge schufen sie eine Kunsttöpferei und das Töpfermuseum im Kannenofen. Der Sohn Bolko Peltner führt die Familientradition fort. Der Kunsthistoriker pflegt die Schlesisch-Bunzlauer Tradition.

In der Kunsttöpferei werden in Tradition der Schlesisch-Bunzlauer Keramik Gefäße mit Pfauenaugendekor und Engobe Malerei produziert.

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Keramik ist heute ein hochwertiges Material, weil es extrem widerstandsfähig gegen chemische und thermische Einflüsse ist. „Es gibt Keramik für den High-Tech-Einsatz wie in der Medizin. Zum Beispiel werden Hüftgelenke aus Keramik gemacht. Sämtliche Knochen – bis auf die ganz kleinen – können aus Keramik nachgebildet werden“, erklärt uns Herr Peltner.

„Zahnkronen und Inlays sind aus Keramik. Bei Autos sind die Bremsbeläge schon längst nicht mehr aus Metall, sondern aus Keramik, weil es viel haltbarer ist. Keramik ist härter als Titan oder auch Kunststoff und es hat kaum Abrieb. Es ist für viele Bereiche mit Abstand das sicherste und beste Material.“

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Aus der Erde sind wir genommen, zur Erde sollen wir wieder werden, Erde zu Erde, Asche zu Asche, Staub zu Staub', sagt der Pfarrer";
Und das hat Herr Peltner dazu zu sagen:
Schau dir hier das Video an

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Umfangreiche Dauerleihgaben der Sammlung Peltner kann man im Hessischen Freilichtmuseum Hessenpark in Neu-Anspach im dortigen Haus Sterzhausen, sowie im Museum für schlesische Landeskunde im Haus Schlesien in Königswinter besichtigen.
Ausstellungsbeteiligungen der Sammlung Peltner in den vergangenen Jahren im Museum für Deutsche Volkskunde/Berlin,
Deutsches Keramikmuseum Hetjens Museum/Düsseldorf,
Norddeutsches Landesmuseum/Hamburg,
Hessisches Landesmuseum/Darmstadt und Zusammenarbeit mit dem Germanischen Nationalmuseum/Nürnberg und international renommierten Keramikforschern und -sammlern, wie u.a. den „Ötzi-Forscher“ Prof. Dr. Konrad Spindler von der Universität Insbruck sind Ausweis für die Qualität dieser privaten Sammlung.

Die Sammlung Peltner umfaßt heute, nach 50-jähriger Sammeltätigkeit und Sammelleidenschaft mehrere Tausende keramische Gefäße und Objekte.
Neben den in der Ausstellung befindlichen Westerwälder und Bunzlauer Keramiken beinhaltet die Sammlung schlesisches Porzellan des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, schlesische Fayencen aus Proskau des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, darüber hinaus schlesische historische Landkarten und Städteansichten und alte Stiche sowie eine umfangreiche Spezialbibliothek zu den Sammlungsbeständen und „Silesiaca“ in großem Umfang.
Das Schlesisches Landesmuseum Görlitz zeigt einen Ankauf der Bundesrepublik Deutschland aus der Bunzlauersammlung Peltner.

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Nachdem der alte Brennofen 1960 zum letzten Mal gebrannt hatte, wurde 1962 von Georg Peltner, Vater von Bolko Peltner,
der Brennofen zum Technischen Denkmal erklärt.
Seit den 80er Jahren ist der Brennofen zum Technischen Denkmal erklärt worden. Um 1900 gab es dort etwa 80 davon. Über dem Ort lag damals oft eine dichte Rauchschicht. Doch als die alten Brennhäuser nicht mehr benötigt wurden, wurden viele abgerissen. Aber einige sind auch sich selbst zum Opfer geworden und sind abgebrannt. Nur drei Exemplare sind noch in Höhr-Grenzhausen übergeblieben.

Damit sich der Brennvorgang lohnte, wurde der zimmergroße Ofen bis zur Decke mit Tongefäßen gefüllt. War jeder Winkel ausgenutzt, wurde der Eingang zugemauert. Auf 1.250 Grad musste der Ofen gebracht werden. Das ist die Temperatur, bei der die Keramik ‚gebacken‘ wird. Das bedeutet: die mineralischen Körner verschmelzen miteinander und werden zu einem steinharten Material, dem sogenannten ‚Scherben‘. Rund 40 Quadratmeter Buchenholz wurden für einen Brennvorgang benötigt. Nach dem Brand musste man eine Woche warten, damit der Ofen langsam abkühlte.

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Bodo Peltner bietet ausgezeichnete Frührungen an, inklusive Vorführungen an der Töpferscheibe. Es dürfte schwer sein, jemanden zu finden, der mehr als er weiß über die kunsthistorischen, wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Zusammenhänge der Keramik-Industrie im Kannenbäckerland in Vergangenheit und Gegenwart.

Nach einem tollen Vortrag und einer Führung im "Kannenofen-Museum" von Bolko Peltner hatte Ellen "cytherea" für den Rest des Nachmittags im "Restaurant Waldgsthof" Plätze für uns reserviert.
Danke von uns allen die dabei waren.

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Text: Der Kannenbäcker

Text,Fotos und Layout Hans-Rüdiger (lahnelster)

*** Zur Diashow von Hans-Rüdiger "lahnelster" ***

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