Mayen - das Tor zur Eifel
Am 01.07.2016 besuchten wir auf Einladung von Ellen "cytherea" das Eifelstädtchen Mayen.
Treffpunkt war ab 13:00 Uhr das Brückencafe am Brückentor. Dort wurden wir gegen 15:00 von unserer Stadtführerin Marika Kohlhaas abgeholt.

Nach der Begrüßung von Frau Kohlhaas erzählte sie uns eine kleine Anekdote über den Weiberbrunnen.
Als französische Truppen 1673 die Stadt belagerten, stiegen die Frauen auf die Stadtmauer, hoben ihre Röcke und klopften sich auf die Bäuche, „um zu zeigen, dass sie gut genährt sind und es lange dauern würde, bis Mayen aufgibt“. Weil die Damen dabei blankzogen, wurden die starrenden Franzosen aus dem Hinterhalt geschlagen. Damals entstand das Sprichwort: „Henne erüm hat Maye jewunne!“


Das Brückentor

Das Brückentor, Nordtor der ehemals vier Stadttore, sicherte mit einem Vortor den Übergang zur Nette und diente Jahrhunderte lang als Stadteingang für alle Reisenden aus Richtung Koblenz.
Das Brückentor hat im Gegensatz zu den anderen Stadttoren keinen Mauerschlitz zur Aufnahme eines Fallgatters. Wahrscheinlich wurde vom Tor zum Brückenpfeiler eine Zugbrücke herabgelassen. Die Jahreszahl 1599 über der Türe zum Treppenturm weist auf eine Erneuerung hin, als Hochwasser 1598 das Tor samt Vortor zum Einsturz brachte. 1821 hat des Stadtrat zwecks Abbruchs das Vorderen Brückentores und das dazwischenliegenden Wachhäuschens versteigert, um die Einfahrt zum Brückentor zu erweitern. Verschiedentlich wurde im 19.Jh. das Brückentor auch "Koblenzer Tor" genannt. Zwischen dem Beginn des 19. Jh. und 1855 wurde es als Gefängnis genutzt. Das Stadtwappen wurde 1911 eingefügt.
Der Platz vor dem Brückentor wird geprägt vom Marktfrauenbrunnen und dem Weiberbrunnen. In diesem Bereich haben sich einige der wenigen alten Häuser erhalten, die nicht im 2. Weltkrieg zerstört wurden.

Der Mühlenturm

Neben dem Vogelsturm der einzig noch erhaltene Turm der früheren Stadtbefestigung.
Zwischen dem Wittbendertor (nur noch Reste vorhanden) und dem Brückentor sicherten zwei Halbtürme, ein Eckturm und der runde Mühlenturm Mauer und Vorfeld.
Der hohe Mühlenturm musste die Überhöhung des Geländes am jenseitigen Netteufer sichern. An seinem Obergeschoß sind vermauerte Schießscharten und Sehschlitze zu erkennen, die vor dem Kegeldach einen offenen Zinnenkranz bildeten.

Das Bild zeigt einen "Kollergang" aus der Papierfabrik Nettemühle, Mayen.
Zu einem Kollergang gehören drei Steine: ein Bodenstein und zwei darauf stehende Läufersteine, die seitlich abgeschrägt sind. Innen- und Außenseite haben einen Höhenunterschied von 10 cm. So wurden seit alters her vor allem Lohe für Gerbereien und Holz für Papier zermahlen.
Für die Maschinenteile aus Stein war die Mayener Basaltlava wegen ihrer Porösität, wie für Mühlsteine, besonders gut geeignet. Sie wurde für diese Zwecke bearbeitet und in die ganze Welt geliefert.

St. Clemens-Kirche
Mitten in der Fußgängerzone der Stadt Mayen steht die Pfarrkirche St. Clemens mit ihrer eigenartig gedrehten Turmhaube. Sie ist das alles überragende Wahrzeichen der Stadt und weithin sichtbar.
Ausgrabungen haben ergeben, dass bereits um das Jahr 600 hier eine kleine christliche Holzkirche innerhalb eines Gräberfeldes gestanden hat, die etwa 200 Jahre später durch eine lange schmale Hallenkirche aus Stein ersetzt wurde. Als Pfarrkirche wurde sie erstmals 1296 erwähnt. Mit dem gotischen Hallenbau wurde zwischen 1350 und 1360 begonnen.
Aus dieser Zeit stammt wohl auch die Sage vom Teufel, der zur Mitarbeit gewonnen werden konnte, weil er glaubte, er baue an einem Wirtshaus mit. Als er sah, dass die Mayener ihn getäuscht hatten und ein Gotteshaus vor ihm stand, versuchte er den Turm zu brechen, aber St. Clemens hinderte ihn daran. So reichte seine Kraft nur zur schiefen Drehung.
Fachleute führen die gewundene Form allerdings auf Baufehler zurück. Konstruktions- und witterungsbedingt ist er 1,7m aus dem Lot geraten.
Nachdem die Kirche 1944 zerstört wurde, begann man 1953 mit dem Wiederaufbau. Auch der "Schiefe Turm" wurde restauriert.
Von 1973 bis 1976 wurden nochmals umfangreiche Restaurierungen durchgeführt.
Dabei entstanden auch die von Prof. Georg Meistermann geschaffenen Chorfenster, die durch ihre wohlüberlegte Lichtführung die Atmosphäre des Innenraumes bestimmen. Die sechs überlebensgroßen Holzfiguren von Heinrich Alken stammen aus der Zeit von 1780 bis 1790.

Im Landkreis MAYEN-KOBLENZ kann man auf einer interessanten Wegstrecke die Spuren der Jakobspilger verfolgen.
Der zwischenzeitlich als "Eifel-Camino" benannte und entsprechend gekennzeichnete Pilgerweg führt zu Anfang entlang des Rheines, vorbei am Kaltwasser-Geysir, und zur Burg Namedy bis zur Stadt ANDERNACH mit ihrem Mariendom. Von dort geht es weiter durch die Orte der Pellenz, geprägt durch den Vulkanpark, der viele Sehenswürdigkeiten und Naturbegebenheiten bietet.

Altes Rathaus

Im Alten Rathaus, die gute Stube der Stadt, hier befindet sich auch die Tourist-Information.
In den Urkunden wird seit 1557 das Rathaus in Mayen genannt. Bis ins 18. Jh. werden die Bezeichnungen Spielhaus und Rathaus für dasselbe Gebäude überliefert.
Zwischen dem heutigen Alten Rathaus und dem Marktbrunnen stieß man bei Grabungen auf die Fundamente des alten Spielhauses, ein auf 12 Pfeilern stehendes Gebäude. Außen führte eine Treppe zum im Obergeschoß befindlichen Saal. Im Erdgeschoß war eine offene Pfeilerhalle, in der die Stadtwaage stand. 1689 brandschatzten die Franzosen die Stadt, das mittelalterliche Rathaus wurde dabei zerstört. 28 Jahre später, in Jahr 1717 wurde mit dem Bau des heutigen Alten Rathauses begonnen. Die selbstbewusste Bürgerschaft wählte den Standort dazu der Burg gegenüber, am Nordostsaum des Marktplatzes.
Bei der fast vollständigen Zerstörung der Innenstadt 1945, entging das Gebäude glücklicherweise mit vergleichsweise geringen Schäden. Genutzt wurde das Gebäude für Ratssitzungen, Ratsgelage, Fest- und Tanzveranstaltungen.
Nach dem Bau des neuen Rathauses und damit dem Umzug der Verwaltung, dient es als Haus des Gastes und ist die "gute Stube" der Stadt. Empfänge und Veranstaltungen werden heute im früheren Sitzungssaal durchgeführt. Der Saal dient auch als "Trauzimmer" mit Blick zur Burg.


Die Genovevaburg
Die Genovevaburg ist eines der Wahrzeichen von Mayen und steht weithin sichtbar auf einer Felskuppe oberhalb der Marktplatzes im Stadtzentrum.
Erbaut wurde die Genovevaburg 1280 durch den Trierer Erzbischof Heinrich von Finstingen. Die spätgotische Burg wurde im Laufe ihrer wechselvollen Geschichte mehrfach belagert, zerstört und wieder aufgebaut.
Im Norden der trapezoidförmigen Burganlage war das Palasgebäude zwischen den beiden Halbtürmen der Stadt zugewandt. Mit dem Bau der Stadtmauer wurde um die Burg ein Zwinger errichtet. Die Burg bildete innerhalb der Stadtbefestigung ein selbstständiges Verteidigungswerk, das mit der Brücke über den Burggraben Zugang zur Feldseite hatte.
Nach der Zerstörung der mittelalterlichen Burg 1689, ließ sie Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck 1701-1711 als trierischen Amtssitz wieder aufbauen. Die alten Bauten wurden wiederhergestellt, der große Marstall und die Bauten im kleinen Burghof errichtet. Diese haben sich bis zum Brand 1902 erhalten, wogegen die Häuser im oberen Burghof zu Beginn des 19. Jh. abgerissen und später wieder erneuert wurden. Ihr heutiges Aussehen bekam die Burg zwischen 1918-1920. Die 1945 zerstörten Bauten wurden wieder aufgebaut.

Die jetzige Anlage besteht aus der Oberburg mit dem 34 m hohen Goloturm und der etwas tiefer gelegenen Vorburg. Zur Stadt hin ist die Burg durch ein großes Burgtor, zur anderen Seiten durch den Bergfried und eine Zwingeranlage geschützt.
Der ehemalige Burggraben ist heute eine Ringstraße, die von einer 20 m langen gotischen Steinbrücke überspannt wird. In den Burggärten, einer kleinen Parkanlage, sind verschieden Relikte aus vergangener Zeit zu sehen.
Die Genovevaburg beherbergt das Eifelmuseum mit Deutschem Schieferbergwerk. Im Rahmen eines Museumsbesuchs kann auch der Goloturm bestiegen werden. Von oben hat man einen grandiosen Blick über Mayen und die Vulkanlandschaft um Mayen.
In den Sommermonaten (Mai bis Mitte August) ist der obere Burghof Spielstätte der Burgfestspiele Mayen, ein Höhepunkt im Kultursommer Rheinland-Pfalz.






Der Wehrgang
1291 erlangte der Erzbischof Boemund von Kaiser Rudolf von Habsburg die Stadtrechte für Mayen und ließ die neue Stadt ringsum mit Mauern und Türmen aus Basaltlava befestigen. 1326 war der Mauerring vollendet; fast kreisförmig umgab er 1,7 km lang die Stadt am rechten Netteufer. Der erste Bauabschnitt ging bis 1299. Zwischen 1308- 1354 wurden die Untergeschosse der verschiedenen Türme und Tore erbaut. Die Erhöhung der Türme und die Aufstockung des Vollmauerwerkes entlang der Nette geschah erst im 15. und 16. Jh. Die Stadtmauer schließt an den Zwinger der Burg vor dem Nordwestturm an.
Die Mauer hatte etwa 20 Türme und Halbtürme, eine Höhe von 12 m und war 2,5 m dick. Um die Mauer zog sich ein 15 - 20 m breiter Graben mit Wall. Vier mächtige Tortürme mit Vorwerken sicherten die Zugänge aus der Eifel und vom Rhein. Heute noch erhalten sind das Obertor und das Brückentor.
Die Reste der alten Stadtbefestigung kann man an verschiedenen Stellen in der Innenstadt von Mayen noch erkennen. Unterhalb der Genovevaburg kann man heute die rekonstruierte Stadtmauer mit dem Wehrgang besteigen.
Dem Wehrgang folgend erreicht man über den Rosengarten die Genovevaburg.


Das Obertor
Vom Burgaufgang richtet sich automatisch der Blick auf das ca. 34 m hohe Obertor, eines der zwischen 1299-1354 erbauten vier Stadttore der alten Stadtbefestigung Mayens. Das Untergeschoss des Obertores stammt aus der Regierungszeit des Erzbischofs Balduin, die Aufstockung erfolgte später. Das Obertor zeigt durch Steinformate und Eckquaderausbildung verschiedene Bauperioden. Auch die Umführung des Wehrganges der Stadtmauer um das Tor ist später errichtet worden. Ob in den Spitzbogennischen über dem Tor Wappen oder Schutzpatrone dargestellt waren, ist nicht überliefert. Das Untergeschoss dürfte zu Beginn des 14 Jh., die Erhöhung mit den vorkragenden Ecktürmchen am Ende des 15. Jh. errichtet worden sein. Durch das Tor führte der alte Weg aus der Eifel in die Stadt entlang der nördlichen Stadtmauer zum Brückentor.
Neben dem Obertor befindet sich das "Theodore-Dreiser-Haus", benannt nach dem amerikanischen Schriftsteller Theodore Dreiser (1871-1945), Sohn eines Mayener Auswanders und heute Stadtbücherei.
Im Obertor kann auch geheiratet werden.

Herz-Jesu-Kirche

Direkt unterhalb der Genovevaburg und in direkter Nachbarschaft zum Wehrgang steht die Herz-Jesu-Kirche.
Die Herz-Jesu-Kirche wurde nach Plänen des berühmten Kottenheimer Kirchenbaumeister Caspar Clemens Pickel errichtet.
Grundsteinlegung war im Jahre 1911, fertiggestellt wurde die Herz-Jesu-Kirche bereits 1912, nach nur 13 Monaten Bauzeit. Nach der Kriegszerstörung 1945 wurde die neoromanische Kirche 1952 wieder aufgebaut. Das eindrucksvolle Bauwerk wird von fünf Türmen geprägt, von denen besonders die beiden Glockentürme mit einer Höhe von 43 m weithin sichtbar sind.
Der ebenfalls zerstörte Innenraum wurde im Wesentlichen durch den Kölner Bildhauer Toni Zens neugestaltet. Er erstreckt sich über eine Länge von 50 m, eine Breite von 29 m und einer Höhe im Mittelschiff von 15 m. Bei der sehr aufwendigen und reichhaltigen Innenausstattung mit Rundbögen, Friesen, Gewölberippen, Pilastern und Konsolen wird man dennoch von der Apsis fasziniert.



Für den Abschluss des Tages hatte Ellen in dem Griechischen Restaurant Poseidon Plätze reserviert.
Ich glaube wir sind uns einig, es war wieder einmal ein schöner Tag. Mein Dank geht an Ellen für die Organisation und an Marika Kohlhaas unsere Stadtführein.


Text-Quellen:Stadtführer Mayen
Text, Fotos & Layout: Hans-Rüdiger(lahnelster)
*** Zur Diashow von Hans-Rüdiger ***
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