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Friedwald-Führung in Taunusstein

Ich hatte schon immer eine Affinität zum Wald und war mit meinem Hund, später mit Kind, und dann alleine, schon oft im Wald unterwegs.

Als ich bei Feierabend die Anzeige für den Friedwald sah, kam mir sofort die Idee eine Führung zu buchen. Ich meldete mich zu einer Führung in Taunusstein an, bekam per Mail den Termin bestätigt und dazu eine wirklich perfekt gestaltete, ansprechende Broschüre, ein Preisblatt sowie eine Übersicht für die Anfahrt.

Der Friedwald in Tanusstein ist in Wehen, das ist der Ortsteil, von dem die Straße über die Platte nach Wiesbaden führt. Er liegt oberhalb des Ortes Richtung Platte und beginnt direkt hinter dem Wehener Friedhof. Auf diese Art und Weise stehen Trauerhalle und Toilette des Friedhofs auch den Friedwald-Besuchern zur Verfügung.

Geführt wurden wir von einer sehr netten Försterin, die mit zwei anderen für diesen Friedwald zuständig ist. Sie erklärte erst einige grundsätzliche Dinge, z. B. dass der Wald an drei Seiten nur durch Schotterstraßen von dem übrigen Wald abgegrenzt ist. Diese werden auch benötigt, denn auch dieser Wald ist ein Nutzwald, wenn auch eingeschränkt. Der Wald ist in Bereiche eingeteilt, die nach und nach erst für die Bestattung erschlossen werden. Die Bäume werden auf Schäden untersucht und katalogisiert. Nicht jeder Baum ist geeignet ein Friedbaum zu werden, wenn zwei Bäume zu dicht beieinander stehen zum Beispiel.

Ein Areal schon gut belegt ist, wo ca. 400 Bestattungen schon stattgefunden haben, aber das Gelände so groß wäre (44 Fußballfelder, wenn ich mich recht erinnere), dass noch sehr viele Plätze zur Vergügung stünden. Ein Großteil sei noch gar nicht erschlossen.
Das Gelände gehört der Stadt Taunuststein und wurde von Friedwald auf 99 Jahre gepachtet.

Sie führte uns, ca. 20 Personen, über einen breiten Hauptweg an mehreren Bäumen vorbei die mit farblichen Plastikbändern gekennzeichnet sind. Alle größeren Wege sind mit grobem Rindenmulch bedeckt und auch bei feuchter Witterung sicherlich gut begehbar. Es gibt Prachtbäume, Partnerbäume, Familien- oder Freundschaftsbäume, Gemeinschaftsbäume und Basisplätze, die einem erst bei der Bestattung zugewiesen werden können, da hier jeweils ein Baum nach dem anderen belegt wird. Speziell für Kinder unter drei Jahres gibt es einen Sternschnuppenbaum.

Die Försterin erklärte uns also die unterschiedlichen Bäume. Wir gingen über den relativ großen Trauerplatz mit Kreuz und einem abgeschrägten Baumstamm, der als Rednerpult dienen kann. Eine Urne wurde herumgereicht, schlicht und ansprechend, die natürlich aus kompostierbarem Material besteht.
Eine Grabstätte war als Muster angelegt. Eine Baumscheibe bedeckte das Loch für die Aufnahme der Urne und war mit frischem Buchenlaub umkränzt. Im Winter wird mit Tanne geschmückt. Von Blumen bittet man Abstand zu nehmen, da der Charakter des Waldes erhalten bleiben soll. Bei der Bestattung kann man aber Blütenblätter oder einige Blüten mit ins Urnenloch geben.

Da einige nicht sehr gut gehen konnten, machte die Försterin mit einer kleineren Gruppe noch einen größeren Waldspaziergang tiefer in den Wald hinein. Der Wald ist wirklich naturbelassen. Es gibt größere und kleinere Sämlinge, hauptsächlich sah ich Buchen und Kiefern. Fingerhut, Gräser und jede Menge Farne wachsen zwischen herabgefallenem Holz. Ein komplett bemooster Baumstamm mit den mehreren herrlichen Baumpilzen hatte es mir besonders angetan.
Als wir am Sternschnuppenbaum verweilten und eine Dame näher an den Baum herantrat, sahen wir plötzliche im Gras eine Bewegung. Sie war auf eine Blindschleiche getreten, die verzweifelt versuchte sich frei zu machen.

Die Försterin erwähnte, dass manchmal die Rehe im Hochwald stehen blieben, trotz einer Führung oder Trauerfeier. Dass der Wald von Spanziergängern angenommen wird, konnte man selber beobachten.

Etliche junge, frisch gepflanzte Bäume sind wegen Wildverbiss bis oben hin eingezäunt, Ahorn, Eberesche, Wildkirsche, die man als Familienbaum auch schon buchen kann, denn sie werden noch lange brauchen, bis sie ihre volle Größe erreicht haben.

Alles in allem war es ein sehr informativer, ja sogar lustiger Waldspaziergang, da etliche Interessenten mit allerlei Kommentaren das ganze auflockerten. Unsere Führerin war freundlich und ging auf alle Fragen ein. Sie nahm sich mehr Zeit für uns, als man erwarten durfte, so dass selbst die, die sich nicht losreißen konnten, sich nicht gedrängt fühlen mußten.

Der Wald ist ruhig und schön gelegen und ist ein Bestattungsplatz, der mir sehr gefallen könnte.

Autor: Melanchthon

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