Überall nur Fake-News?
Tipps zum Erkennen von Falschmeldungen
Die Tageszeitung am Morgen, das Radio am Mittag und die Tagesschau um 20 Uhr – das waren früher die einzigen Informationsquellen, um sich ein übersichtliches Bild der Welt zu zeichnen.
Jetzt gibt es Facebook, Twitter, Newsportale, Blogs, Foren, und vieles mehr. Die Medienlandschaft ist unübersichtlich geworden. Überall kursieren Begriffe wie Fake-News, alternative facts – es herrscht das postfaktische Zeitalter.
Stimmt das wirklich? Muss das Vertrauen in die Berichterstattung sinken? Und was sind überhaupt „Fake-News“? Es ist so wichtig wie eh und je, am Tagesgeschehen Interesse zu zeigen, anstatt sich frustriert abzuschotten. Nüchtern und mit etwas Abstand betrachtet geht das auch weiterhin. Wir zeigen Dir wie.
Was sind überhaupt Fake-News
– und was ist daran neu?
Fake-News übersetzt und im engeren Wortsinn sind erst einmal Falschmeldungen. Diese gab es schon seit Erfindung der Tageszeitung und entstehen in der Regel durch die Verletzung der journalistischen Sorgfaltspflicht. Die lautet z.B. so:
„Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben.“
(Sorgfaltspflicht, Ziffer 2 Pressekodex, Presserat)
Im aktuellen Diskurs ist mit diesem Anglizismus jedoch mehr als das gemeint. Fake-News sind durch Vorsatz, Inkompetenz bzw. grobe Fahrlässigkeit entstanden: Sie können Satire oder andere Zuspitzungen sein, aber auch Propaganda. Auch das gab es schon immer.
Neu ist, dass jeder ungeprüft seine persönliche Meinung, Interpretationen und Unüberprüfbarkeiten im Netz verbreiten kann – und das in einer Auflage, als ob jeder zu Hause über einen eigenen Verlag samt Druckerpresse verfügte. Die entstehende Informationsflut macht das Filtern der Fakten viel anstrengender. Die Folge ist Abstumpfung und der Verlust der Fähigkeit, Unwahrheiten zu erkennen.
Ebenfalls neu ist, dass sich mit Fake-News Geld verdienen lässt. In aufgeheizten Debatten lässt sich leicht eine schockierende, aber unwahre Schlagzeile platzieren. Ausreichend bei Facebook gestreut, kann so eine „Ente“ schnell tausende Klicks ködern, die demjenigen etwas wert sind, der neben der Meldung seine Werbung platziert hat – auch wenn diese noch so zweifelhaft ist. So gehen politische Stimmungsmache und Geschäft oft Hand in Hand.
Wie erkenne ich Fake-News?
Es ist unverzichtbar geworden, echte journalistische Arbeit von plumper Stimmungsmache unterscheiden zu lernen. Die Grenzen sind sehr unscharf. Hier ein paar Tipps, wie Du Meldungen besser bewerten kannst:
1) Quellen prüfen
Eine seriöse Berichterstattung beruft sich stets auf nachvollziehbare Recherchen. Alle Quellen werden genannt und ihre Arbeitsweisen sollten nach einer kurzen Nachverfolgung offenkundig sein. Journalisten und Fotografen sind niemals anonym, außer in wenigen, begründeten Ausnahmen. Wann immer unklar ist, woher das Material stammt und wer es verfasst hat, sind Zweifel angebracht.
2) Stil und Motivation hinterfragen
Gerade in Sozialen Medien ist bei besonders reißerischen Schlagzeilen Vorsicht geboten („Clickbaiting“). Außerdem sind journalistisch einwandfreie Texte nie diskriminierend oder ehrverletzend und achten stets die Menschenwürde. Seriöse Berichte enthalten keine Schmähungen, Persönlichkeitsrechte werden geschützt. Vermutungen und Gerüchte werden immer klar gekennzeichnet und schon gar nicht emotional aufgebauscht. Wird hier über die Stränge geschlagen, solltest Du lieber die Finger weglassen.
3) Kompetenz und Relevanz einschätzen
Wenn Du auf eine Meldung stößt, die dich bewegt, mach Dir bewusst über welchen Anbieter Du diese Nachricht gerade konsumierst. Zum Beispiel ist Facebook kein Newsportal! Für nichts was Du dort liest übernimmt der Konzern eine Verantwortung. Finde heraus, wer eigentlich der zugrunde liegende Herausgeber einer Nachricht ist und ob Du dem ursprünglichen Autor in puncto journalistische Sachkenntnis vertrauen kannst.
Darüber hinaus werden Fake-News oft von so genannten Bots (engl. Robots = Roboter), also von kleinen Programmen, über massenhaft angelegte, gefälschte Profile verbreitet. Dadurch wird selbst irrelevanter Unsinn bei Facebook & Co als interessant und wichtig gewertet und landet letztendlich bei Deinen Neuigkeiten. Viele „Likes“ und Kommentare machen eine Nachricht nicht wahr!
4) Abstand halten
Manchmal gefällt einem ein Fakt, manchmal nicht – lasse Dich in der Beurteilung des Wahrheitsgehaltes einer Meldung aber nicht zu sehr von deinen Gefühlen leiten. Die oben genannten kritischen Betrachtungen sollte jede Meldung vertragen. „Das glaube ich nicht!“ oder „War ja klar!“ ist schnell aus dem Bauch heraus gesagt – und schnell wird alles in Zweifel gezogen, was einem nicht ins Weltbild passt. Unser Rat: Versuche objektiv zu bleiben.
5) Angemessen reagieren
Wenn eine Meldung offensichtlich ein „Fake“ ist, gibt man ihr am besten nicht noch mehr Gewicht, indem man sie auch noch kommentiert, bewertet oder gar teilt. Anders sieht es bei Falschmeldungen aus, die für einzelne Personen oder Personengruppen diskriminierend, beleidigend oder verunglimpfend sind. Diese sind strafbar und können angezeigt werden. Einen solchen Beitrag melden und widersprechend kommentieren ist in jedem Fall besser als wegsehen.
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