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Begegnung auf dem Berg

Unser FA-Mitglied Ingelore aus Bremen hat mir ihre neueste Geschichte geschickt!

Danke Ingelore, mir gefällt diese Erzählung sehr gut!

Mit weit ausholenden Schritten geht ein Mann den Weg, der sich vom Tal über die Wiesen schlängelt.
Er scheint diesen Weg zu kennen, denn sein Blick ist nach innen gerichtet. Erst als er vor einem großen Stein steht, der nah am Abhang liegt, bleibt er stehen.
Überrascht schaut er um sich, und setzt sich auf den Fels. Mit einer müden Bewegung wischt er sich über die Stirn, so, als ob er sich von seinen Gedanken befreien will.
Zu seinen Füßen liegt eine kleine Stadt, die von seinem Platz aus wie ein sorgfältig zusammen gesetztes Modell wirkt.

An der Sonne wandern dicke weiße Wolken vorbei, und ihre Schatten huschen über die Erde.
Unbeweglich beobachtet der Mann dieses Schauspiel.

Wo Licht ist, gibt es auch Schatten, flüstert es neben ihm.

Erschrocken springt er auf und schaut um sich.
Neben ihm steht eine Frau unbestimmten Alters. Ihr Kleid ist so blau wie die Farbe des Himmels. Bei jeder Bewegung scheint sie mit ihm zu verschmelzen.

„Wer bist du,“ fragt der Mann.
Ich bin die, die dich ein Leben lang begleitet, und dich erst verlassen wird, wenn du hinter den Horizont schaust.

Irritiert sieht er sie an.
„Du sprichst in Rätseln.“

„Ich bin die, die du übersiehst, nicht wahrhaben willst, wenn du in den Spiegel schaust.“
Da lacht der Mann auf.
„Du bist mein schlechtes Gewissen?“

Sie schüttelt den Kopf so heftig, dass ihre Haare in alle Richtungen fliegen.
„Dafür bist du auch zu schön,“ sagt der Mann lachend.

Was ist schön, und was ist hässlich? Was ist gut, und was ist böse?
Diese Eigenschaften habt ihr Menschen euch zu Eigen gemacht.“
„Du bist kein Mensch,“ fragt der Mann, und streckt vorsichtig die Hand nach ihr aus. Aber sie weicht zurück.
Und wieder schüttelt sie den Kopf. Die Sonne tritt hinter den Wolken hervor, und scheint ihm direkt ins Gesicht, so dass er geblendet wird.
„Bist du noch da?“

„Ich sagte doch, dass ich immer bei dir bin.“
Vorsichtig setzt sich der Mann wieder auf den Stein.

„Ich bin hier zu dem Fels gekommen, um einmal von meiner Arbeit abzuschalten. Sie verlangt sehr viel von mir, und ich habe kaum Zeit für ein wenig Erholung. Lass mich einfach in Ruhe. Suche dir jemanden der deine Rätsel mag,“ sagt er ungehalten, und dreht sich um.

„Du kannst mir nicht entfliehen, denn ich bin die Zeit,“ wispert es neben ihm.
Eine kleine blaue Wolke steigt in den Himmel und löst sich langsam auf.
Erschrocken blickt der Mann ihr nach.

„Komm zurück,“ ruft er.

„Das kann ich nicht,“ summt es an seinem Ohr. Lebe in mir, und lebe mit mir. Noch hast du mich.
Nachdenklich schaut er Mann um sich, und geht dann den Weg zurück in die kleine Stadt.


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