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Soziale Verantwortung erlernen.....,


Chillan Markt in einer Realschule in Deutschland


Von Carl - Heinz Knob

In unserer Heimatzeitung lese ich, dass die Realschule in meinem Nachbardorf einen Adventsmarkt veranstaltet. Nun, solche Märkte, insbesondere kommerzielle Weihnachtsmärkte, gibt's in der Vorweihnachtszeit überall, in jedem Dorf. Doch hier heißt es, dass der Erlös der "Chillan Kinderhilfe Lebach" zugute kommt. Das machte mich neugierig. Überrascht bin ich gleich bei meiner Ankunft, denn die Parkplätze rund um die Schule und die angrenzende Sporthalle sind nicht nur besetzt, sie sind überfüllt, nichts geht mehr. Ich parke an der Hauptstrasse und hoffe, die Polizei drückt ein Auge zu.
Schon am Eingang zur großen Aula der Schule, welche ich inmitten der Klassenräume, sozusagen als überdachten Freihof, betrete, werde ich von einer Menschenmasse einbezogen, kann meinen Weg nicht mehr selber bestimmen, muss mich treiben lassen.
Das hätte ich nie vermutet, wie sagt man so schön?: "Himmel und Menschen".
Da die "Marktstände" nur an diesem einen Tag in der Zeit von 9.00 Uhr - 13.00 Uhr geöffnet sind, drängen sich in dieser kurzen Zeit mehr als 2500 Menschen (wie ich später erfuhr) durch die Schulaula und die angrenzenden Gänge. Trotzdem versuche ich, auf die vielen einzelnen Stände der Schüler und Eltern einen Blick zu werfen. Rund 800 Schüler sind im "Einsatz", hinzu kommen die Eltern und die ca. 50 Lehrer. Besucher, Schüler, Eltern und Lehrer, wenn sich nur jeder mit seinem Nachbarn unterhält -- man kann sich den ständigen Geräuschpegel vorstellen.
Es wird alles angeboten, was mit dem Weihnachtsfest zusammenhängt, Christbaumschmuck, Adventskränze, Spielzeug, Kekse, Tischdekoration, Kerzenhalter und und und, alles selber gebastelt, selbst hergestellt. Manche Kinder preisen ihre Erzeugnisse stimmgewaltig an, anderen scheint es etwas unangenehm zu sein.
Bei gespendetem Kaffee und von den Eltern gebackenem Kuchen, bei Zimtwaffeln und Kinderpunsch kann man ebenfalls verweilen.
In einem Gespräch mit der Kontaktperson zur "Kinderhilfe Chillan Lebach e.V"., der Realschullehrerin Becker, erfahre ich, dass dieses Kinderhilfswerk schon 1978 gegründet wurde, die hiesige Realschule ebenfalls schon seit 20 Jahren dafür ihren Markt veranstaltet. Beim Kinderhilfswerk ging allein im Jahre 2001 eine Gesamtsumme von 358.499,83 DM an Spenden, Aktionen, Märkten usw. ein. Allein bei Geburtstagen und Hochzeiten verzichteten die Betroffenen auf Geschenke zu Gunsten der Kinderhilfe in Höhe von 55.555,70 DM in diesem einen Jahr.
Da alle "Mitarbeiter " ihre Tätigkeiten hier in Deutschland ehrenamtlich ausüben, fließt fast der gesamte Betrag in die unterstützen Projekte nach Chile.
Chillan in Chile (16666.000 Einwohner) ist die Hauptstadt der Provinz Nuble, etwa 500 km südlich von Santiago de Chile gelegen. Die Provinz Nuble ist fast ohne Industrie und eine der Ärmsten der Regionen Chiles. Hier ist besonders die Landbevölkerung nicht nur arm, sondern verelendet. Am meisten davon betroffen sind die Kinder.
"Frau Becker, sagen sie uns bitte in aller Kürze etwas über die Projekte der" Kinderhilfe" in einigen Beispielen".
"Der größte Betrag geht in das von uns erbaute Kinderdorf "Villa Jesus Nino", wo zur Zeit 104 Straßenkinder oder Waisen in zehn Familiengruppen wohnen. Obwohl heute 60 % der Kosten vom Staat Chile übernommen werden, zahlen wir z.B. die laufenden Kosten für einen Psychologen, zwei Sozialarbeiter und eine Lernbehindertenlehrerin.
In Cobquecura konnte mit Mitteln der "Kinderhilfe" das Jugenddorf "Rhene Lebach" errichtet werden.
Für Kinder und Jugendliche aus den Elendsvierteln sowie für Studenten, die Mühe haben, ihr Studium zu finanzieren, wird von der "Kinderhilfe" ein Speisesaal mitfinanziert.

Zur Unterstützung des Schulprojekts Portezuelo sagt Padre Ricardo Sammon O`Brien (zuständig für das Schulsystem der Landpfarrei Portezuelo mit seinen vielen Landschulen, einem Gymnasium und den Internaten):
"Ihr wisst, dass ihr von der "Kinderhilfe Chillan Lebach" eine Schlüsselfunktion für uns habt. Denn wir sind überzeugt, dass es in einem unterentwickelten Land wie Chile keine Entwicklung geben kann, ohne Erziehung und Internate.... All dies wurde verwirklicht trotz vieler Schwierigkeiten und obwohl uns manches fast nicht realisierbar erschien. Dennoch habt ihr, die ihr an die Kraft der Solidarität glaubt und um die Armen besorgt seid, das scheinbar Unmögliche möglich gemacht..."
Kommen wir aber zurück zum Chillan Markt der Realschule in meinem Nachbardorf und hören zunächst den Schulrektor, Herrn Becker:
"Mit diesem Markt wollen wir nicht nur ein Zeichen setzen, wir wollen den Kindern damit auch soziales Verhalten, soziale Verantwortung für das Geschehen in der Welt vermitteln. Sie müssen erkennen, dass ihre "heile Welt" sehr begrenzt ist und für Millionen Kinder in keiner Weise ebenfalls zutrifft. Ich bin besonders stolz, dass sich viele Eltern und mein ganzes Lehrerkollegium dieses Anliegen zu dem ihren gemacht haben."
Claudia, Eugenia und Michael haben einen Stand mit Adventskränzen und Gestecken, die zum Teil auch unter Mithilfe der Eltern entstanden sind ."Wir wollen mit dem Erlös den Kindern in Chile helfen, denen es nicht so gut geht wie uns. Die Idee zu unserm Stand hatten wir vor einigen Wochen, vor etwa 14 Tagen haben wir dann in der Freizeit gebastelt und gewerkelt."
Simone, Ramona und Eva bieten Holzarbeiten an, alles selbst hergestellt. "Wir machen das alles für arme Kinder in Chile. Zwar gibt es in Deutschland und anderen Ländern auch arme Kinder, aber wohl nicht so viele."
Auf meine Frage, ob sie denn wissen, wo Chile liegt, erfahre ich recht sicher: "Na klar, in Süd Amerika, ganz westlich, neben Argentinien, Bolivien und Paraguay."
Eine Mutter, Frau Rauber antwortet mir: "Wir wollen, dass den Kindern in Chile geholfen wird, dass sie von der Strasse kommen. Daher arbeiten wir für Heime, Schulen und damit sie zu Essen haben". Und etwas kritisch fügt sie verstohlen hinzu: " Ich hoffe doch, dass unser Geld auch tatsächlich dort ankommt...."
Das wiederum versichert mir die Lehrerin, Frau Becker. Stolz berichtet sie, dass der diesjährige Erlös ihres Chillan Marktes erneut gesteigert werden konnte.
Nach Reingewinnen im Jahre 2002= 10550 €, rechnet man in diesem Jahr mit 15500 € = 31000.--DM frühere Währung.
Einig waren sich die Schüler in der Meinung:

Dieser Markt hat an unserer Schule schon Tradition, es ist ein tolles Ereignis. Es tut gut zu wissen, dass man helfen kann, jeder Einzelne von uns, ob beim Basteln und Sammeln oder beim Verkauf der Produkte und Bastelartikel oder dem Verkauf von Kaffee und Kuchen, süßen Waffeln, Pfannkuchen und nicht alkoholischen Getränken."
"Wir haben auch andere Hilfsprojekte unterstützt" so Frau Becker. " Für die diesjährigen Flutopfer in Deutschland haben die Eltern Kuchen gebacken und dieser wurde dann in den Pausen von den Kindern gekauft.
Jeder neue Schuljahrgang pflanzt bei uns einen Baum auf dem Schulgelände, die Eltern nehmen in großer Zahl an dieser Zeremonie teil. Dazu hat das Kollegium kostenlos Kuchen gebacken und Getränke verkauft. Dieser Erlös ging an ein Projekt in Afrika.
Unsere Soldaten in Lebach, die in Afghanistan zur Friedensmission eingesetzt sind, brauchten Schuhe und Strümpfe für dortige Kinder. Wir sammelten und bekamen einen ganzen Lastwagen von Schuhen und Strümpfen zusammen."
Leider war es mir nicht möglich, andere Hilfsprojekte "anzupreisen".
Wie sagte Rektor Becker: " Wir wollen den Kindern soziale Verantwortung vermitteln."
Und George Bernard Shaw: "Das größte Leid, was wir unseren Mitmenschen antun können, ist nicht, sie zu hassen, sondern ihnen gegenüber gleichgültig zu sein."

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