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Weihnachten – was ist das?


Es ist Mitte Oktober – in einem Supermarkt. Draußen ist es stürmisch, regnerisch und ein kalter Wind fegt um die Häuser. Richtiges Novemberwetter. Ich erledige meine Einkäufe und höre – so im Vorübergehen zufällig dem Gespräch zweier Frauen zu. Das Wetter war eines der Themen und dann kommt der Satz, der mich dann noch den ganzen Tag beschäftigen wird: Man muss langsam an Weihnachten denken und überlegen was man schenken soll.“.. – sagte die eine der Frauen – und weiter: „ Die Jungen sind heute doch mit nichts mehr zufrieden!“ Darauf entgegnete die Zweite der Frauen: „Damit habe ich schon lange keine Probleme mehr, die habe ich ganz abgeschafft! Die Kinder bekommen Geld von mir zum Fest, da können sie kaufen was sie möchten und was ihnen gefällt - und ich, ich muss mir nicht mehr den Kopf zerbrechen!“
Da stand ich nun inmitten der Warteschlange an der Kasse. Rundum, soweit das Auge reicht, Nikoläuse, Advent-Kalender, Lebkuchen und Süßigkeiten für Weihnachten. Dies, gut zwei volle Monate vor dem eigentlichen Fest! Wo um Himmelswillen ist der Zauber der Weihnacht geblieben?
Seit diesem Tag gehen meine Gedanken oft zurück zur Weihnachtszeit meiner Kindheit!


Damals begann die Weihnachtszeit zum 1. Advent!


Zu Nikolaus dann das erste Geschenk. Einen Teller, auf den wir Kinder mit glühenden Wangen warteten. Die Vorfreude auf einen Nikolausteller mit ein wenig Weihnachtsgebäck, einem Apfel, und wenn es hoch kam, ein paar Nüsse und wenig Süßigkeiten.
Viel gab es nicht nach dem Krieg, aber wir hüteten unseren Schatz tagelang!
Dann folgten wochenlange Heimlichkeiten. Großmutter strickte Strümpfe für Großvater, die dieser vorher nicht sehen durfte! Sie nähte einen Rock für die Tante und um Maß zu nehmen, erfanden wir vielfache Ausreden – damit die Tante nicht aufmerksam werden sollte. Ein Wispern und Tuscheln und unendlich viel Spannung bei uns Kindern war in dem Haus. Großvater schnitzte ein Schiff für den kleinen Enkel und für mich baute er eine Puppenstube, die Großmutter dann liebevoll mit Gardinen, Teppichen und kleinen Möbeln ausstattete. Ich habe nichts von dem Treiben bemerkt, sicher wurde dies alles am Abend getan, wenn wir Kinder schliefen.


Oma backte Plätzchen


Voller Eifer war ich bei der Sache. Währenddessen erzählte Großmutter Geschichten aus ihrer eigenen Jugend..
Bratapfelduft; sie erzählte mir die Weihnachtsgeschichte und sang Weihnachtslieder mit mir. Den Bratapfelduft habe ich heute noch in der Nase...
Die Wärme und Geborgenheit in der kleinen Küche, und als dann die Plätzchen fertig waren, zündete Großmutter eine Kerze an und ich durfte von jeder Sorte der Plätzchen, die wir hergestellt hatten, ein Einziges probieren!
Jeder Sonntag, an dem am Advents-Kranz ein weiteres Licht entzündet wurde, war ein Festtag und erhöhte die Spannung auf Weihnachten.
Und dann – am Heiligen Abend... nachts zuvor konnte ich nicht schlafen. Ab dem Mittagessen war die Wohnzimmertür abgeschlossen und das Schlüsselloch von innen verhängt. Die Spannung wuchs und wuchs! Das ganze Haus duftete nach Tannen und Bratäpfeln. Oma setzte sich mit mir und meinem kleineren Cousin an das Schlafzimmerfenster. Sie erzählte vom Christkind und von der Heiligen Nacht. Erzählte, der Weihnachtsmann ist mit seinem Schlitten unterwegs vom Himmel und hilft dem Christkind. Unsere Blicke waren gebannt zum Himmel gerichtet. Die Sterne schauten aus wie blank geputzt und blinkten zu uns herunter – und ich schwöre – ich habe den Schlitten gesehen, über dem Dach des Nachbarhauses kam er auf unser Haus zu! Meine Phantasie sah ihn, ich war so glücklich, und als dann das Glöckchen bimmelte und uns Zeichen gab, das Christkind war endlich da gewesen – für uns Kinder damals ein himmlisches Glöckchen...
Erst viele Jahre später habe ich das „Glöckchen“ als „Teelöffel“ entlarvt, den die Tante heimlich auf die Steinfliesen des Hausflures fallen ließ!


Bescherung


Zuerst durfte nur der Baum angeschaut werden. Staunend, mit offenem Mund, schauten wir Kinder die glänzende Pracht an. Die Wachskerzen, das wenige Lametta – der Weihnachtsduft. Nur Staunen und auch „ Stille Nacht,“ haben wir Kinder wohl aus vollem Herzen gesungen!
Dann erst kam das Auspacken der Geschenke! Das war schnell getan.
Es gab zu dieser Zeit nicht viel. Wieder einen Teller. Taschentücher, Strümpfe oder ein Paar Pantoffel. Einen Schlafanzug. Die Puppenstube war neu tapeziert und die Puppe hatte ein neues Kleid bekommen. Aber in jedem Jahr hat das Christkind mir auch ein Buch gebracht – und so die Liebe zum Lesen in mein Herz gelegt.
Später dann das Weihnachtsessen. Danach zogen wir uns besonders warm an – hatten wir doch einen weiten Weg vor uns! Durch Eis und Schnee sind wir damals – mitten durch den Wald – zur Christmette acht Kilometer weit, zur nächsten Stadt gelaufen.

Großvater ging mit einer Laterne voraus: Großmutter hielt meine Hand. Der Mond schien und sein Licht ließ den Schnee zwischen den Bäumen des Waldes funkeln und glitzern. Es war wundervoll!
Dann die festliche Mitternachts Mette – sehr lang – und das damalige Kind Brigitte war auf dem Rückweg sehr müde. Meistens wurde ich von Oma und Opa geführt, bin während des Laufens eingeschlafen und erst wieder zu Hause, in der Küche aufgewacht!


Meine Kinderzeit – mein Weihnachten – unvergesslich!


Die Geborgenheit im kleinen Haus der Großeltern: Die Weihnachtsgeschichte in der kleinen Wohnstube unter dem Tannenbaum – vorgelesen von Großvater. So lange ich lebe, werde ich dankbar sein - meinen Großeltern!
Heute – Ende September – Weihnachtssachen, bald darauf Weihnachtswerbung in allen Medien und wo man hinschaut! Wo ist der Blick nach innen? Denkt überhaupt noch jemand an den eigentlichen Sinn des Festes der Liebe? Übersättigung und Konsum ... Es ist so schade!
Fragt man die jungen Leute von heute nach ihren Wünschen zum Fest, so wissen sie vor lauter Wünschen nicht welchen sie aussprechen sollten. Markenartikel!
Erzählt man ihnen von den selbstgestrickten Strümpfen für Großvater, man wird ausgelacht. Die Wünsche steigen ins Unermessliche und erzählt man - besser, versucht zu erzählen, von früher und wie wundervoll trotz schlechten Zeiten, mein Weihnachten der Kinderzeit war – man wird ausgelacht! Sie wissen eigentlich nicht „ warum“ aber sie sagen: „ Früher war früher – und heute ist heute!“
Wie sollen diese Kinder, diese jungen Menschen von heute – ein Fest – das schönste Fest des Jahres, ihren späteren Kindern weiter vermitteln? So denke ich oft wehmütig! Das Fest der Liebe, das Fest der Freunde! Wo ist der eigentliche Sinn von Weihnachten geblieben? Ist der Zauber verloren., welcher über diesem Fest liegt?
Ich denke an diese Frau im Supermarkt, die lieber Geld gibt.
Machen Geschenke, die ich für einen geliebten Menschen und in Gedanken bei diesem.... aussuche, mich mit diesem Menschen beschäftige, Freude machen möchte – und wenn dies gelingt – Freude zurück bekommen werde, wenn ich in glückliche Augen schaue –„Sorgen“?
Nein! Hat man einen Menschen in sein Herz geschlossen, sei es ein Verwandter, ein Nachbar, ein Freund oder ein Mitglied der Familie – gibt es dann einen schöneren Anlass als diesem zu Weihnachten zu zeigen, ich habe an dich gedacht!? Der Wert des Präsentes, er ist gar nicht wichtig! Wichtig ist es an den Menschen zu denken zu Weihnachten! Kann man Weihnachtsgefühle kaufen? Nein.... sie sind ganz innen drin in uns!
Der Zauber des Weihnachtsfestes ist für mich in jedem Jahr neu – auch heute noch! Es müssen keine großen Geschenke sein. Eine schöne Kerze, ein gutes Gespräch bei einem Glas Wein, Zusammensein mit nahe stehenden Menschen! Ein Weihnachtslied, bei dem die beschriebenen Erinnerungen der Kinderzeit wieder da sind! Ein Zurückerinnern an alle die Menschen, die unsere Kindheit begleitet haben!


Dazu braucht es keine Hektik.


Es braucht kein Geld. Dazu braucht man nur ein bisschen Liebe , dieses Gefühl im Innern! Und der Grundstein, dies heute hautnah zu spüren. Dankbar zu sein, nicht alleine für das Vergangene, nein – auch dankbar den Menschen gegenüber, die heute da sind und uns nahe stehen! Die unsere Freunde sind! Die einfach – weil sie da sind – Licht und Wärme in unser Leben tragen!
Bewahren wir uns und unseren Kindern dieses Weihnachten , damit auch die heutigen jungen Menschen später in ihrem eigenen Leben diese Liebe zu Weihnachten und die Liebe zu den Menschen weitergeben können! Damit diese Liebe weiter lebt in unser aller Herzen!

Gesegnete Weihnachten 2003


Brigitte Breuer

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