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Der Grand Canyon, mein größtes Erlebnis.



Im Juni war es wieder soweit. Wir sind in die USA geflogen. Wir waren voller Vorfreude und Erwartung.
Wir flogen nach Denver / Colorado, wo unsere Tochter und ihr Mann ihr Zuhause haben. Diesmal wollten wir den Grand Canyon besichtigen. Ich hatte einige Monate zuvor ein Buch über dieses Weltwunder gelesen und mit meiner Tochter darüber gesprochen, ob wir es bei unserem nächsten Besuch möglich machen könnten, dorthin zu fahren.
Sie war sofort begeistert und sagte: „Wenn ihr kommt, fahren wir zum Grand Canyon.“ So wurde dieser Plan geboren, den wir in einigen Tagen in die Tat umsetzen wollten. Wir waren gespannt auf das größte Naturwunder im Südwesten Amerikas.
Bei unserer Ankunft in Denver sahen wir die uns schon von vorhergehenden Besuchen vertraute Silhouette der Rocky Mountains, die unsere ganze Bewunderung haben und gigantisch da stehen. Am schönsten ist der Anblick wenn die Abendsonne über den Gipfeln steht, die bis zu 4.500m hoch sind und teilweise das ganze Jahr über mit Schnee bedeckt sind.
Zu diesem Zeitpunkt ahnten wir noch nicht, welches große Erlebnis vor uns stand.
Es waren 1.200 km zurückzulegen. Das sind in einem so großen Land wie Amerika keine Entfernungen. Wir machten uns einige Tage später auf den Weg, nachdem wir uns von dem langen Flug und der Zeitumstellung erholt hatten. Wir wollten die Strecke in 2 Etappen zurücklegen. 1200 km lagen vor uns. Wir hatten einen klimatisierten Wagen zur Verfügung, sonst wäre die Fahrt, die teilweise durch Wüste führen würde, zu anstrengend geworden.
Die Fahrt beginnt im grünen Land.
Colorado, rechts und links die gewaltigen Felsen der Rockys. Die Straße ist eingegraben in diese Felsen. Wir kommen an sattgrünen Tälern vorbei. Mit einiger Phantasie kann man sich In die Gedanken und Planungen der Siedler hinein denken, die mit ihren Planwagen hier angekommen sind und die ersten Siedlungen vor über hundert Jahren hier angelegt haben. Ich stelle mir vor, wie oben auf einem der Felsen ein Indianer Ausschau hält.
Von einem Moment auf den anderen wird die Landschaft kahl und grau. Es gibt keine Bäume mehr und die menschlichen Ansiedlungen sind spärlicher geworden. Die Felsen, die sich hier in dieser grauen Landschaft auftürmen, haben mitunter ganz bizarre Formen.
Wir haben das grüne Land Colorado verlassen und sind nun im Bundesstaat New Mexiko und anschließend durchqueren wir die Wüste von Arizona.
Nach 700 km Fahrt sind wir total müde und erschöpft und mieten uns zum Übernachten in einem Motel ein. Die nächstgelegene Stadt ist Cortez.
Die Übernachtung kostet uns pro Nase 90 Dollar, das erscheint uns ziemlich teuer; aber es gibt eine Klimaanlage, wir wollen nicht weiter fahren, und "man gönnt sich ja sonst nichts“.
Wir fahren am nächsten Morgen weiter in Richtung Flagstaff. Die Stadt liegt bereits in der Nähe“ des Grand Canyons,100 km sind wir noch entfernt – aber was ist schon diese Entfernung in dem wunderbaren weiten Land ?
Wir haben die 1.200 km von Denver bis hier zurückgelegt. Es herrscht eine Temperatur von 47°, wir sind hungrig, müde und verschwitzt, aber auch voller Erwartung. Morgen, ja morgen werden wir ihn endlich sehen, den Grand Canyon.
Der Höhepunkt der Reise
Der Weckdienst geht pünktlich durch, wir bekommen kein Frühstück, das ist hier nicht üblich. Wir halten unterwegs noch einmal zum Frühstücken an und unsere Spannung wächst von Minute zu Minute ins Unermessliche.
An beiden Seiten der Straße stehen Indianer, die den Reisenden Schmuck, Töpferwaren und weitere Andenken verkaufen wollen.

Bei einem Stop treffen wir eine Reisegruppe aus der Schweiz. Sie sprechen mit uns und stehen noch ganz unter dem Eindruck ihres Erlebnisses am Grand Canyon. Sie sind auf der Weiterfahrt nach Las Vegas, erzählen sie.
Unsere Spannung wächst immer weiter. Wir haben etwa noch eine halbe Stunde Fahrt vor uns. Der eigene Radiosender des Grand Canyons gibt bereits Anweisungen wie wir uns richtig verhalten müssen. Es dürfen keine Steine mitgenommen werden. Wo kämen wir denn hin, wenn jeder ein kleines Stückchen der Felsen mit nach Hause nehmen würde.
Wir kommen schließlich zu einem Ranger-Häuschen und müssen erst einmal 20 Dollar Eintritt bezahlen. Wir stellen das Auto am nächsten Parkplatz ab. Die Straße macht eine Biegung. Wir stehen hoch auf dem “Point Imperial“, einem Aussichtspunkt von vielen, der aber hoch über der Schlucht wie eine riesige Kanzel hängt.
Wir sind fassungslos. Das muss man ganz einfach gesehen haben. Worte reichen nicht aus, es zu beschreiben und Gefühle sind unbeschreiblich in diesem Moment!
Der rote Sandstein schimmert in allen möglichen Variationen in der Sonne. Das Farbspektrum verändert sich ständig mit den verschiedenen Lichteinwirkungen. Wir stehen in 2700m Höhe.
Die Schlucht ist 1600 m tief und 30 km breit. Und die Sonne malt uns das Felsmassiv in immer neuen Farben. Wir stehen schweigend, schauen uns an und können nichts sagen. Wir schauen, schauen und können uns nicht satt sehen an diesem Farbenwunder.

Nach einer Weile fahren wir weiter zum nächsten Aussichtspunkt. Wieder ein ganz anderer Eindruck und wieder ganz andere Farben, die in der Sonne leuchten und sich ständig verändern. Der Colorado River, der in Jahrtausenden diese bizarren Formen geschaffen hat, der diese Formen in den Stein gegraben hat, sieht von hier oben aus wie ein winziger Gebirgsbach. Man kann sich kaum vorstellen, dass das Wasser diese Kraft besitzt, eine solche einzigartige Landschaft zu erschaffen. Aber was aus der Ferne so unscheinbar aussieht, ist in Wirklichkeit ein reißender Strom!
Ein Bus hält neben uns und es entsteigt ihm eine Gruppe plappernder Japaner, als wir am nächsten Aussichtspunkt angekommen sind. Ich bleibe etwas zurück und beobachte diese Gruppe. Sie gehen an den Rand der Schlucht und schauen um sich, und im gleichen Moment verstummt das Geplapper. Auch sie sind völlig ergriffen. Von einem Moment zum anderen herrscht Stille. In diese Stille hinein folgen Laute des Erstaunens, der Ehrfurcht und Bewunderung. Laute wie sie sei wohl in allen Sprachen der Welt gibt „oh“ und „ah“.....
Überwältigt von der Größe der Natur
Mich fröstelt ein wenig und das trotz der 47°. Ich denke ehrfürchtig: Was ist der Mensch, dieser kleine Mensch, im Vergleich zu dieser gewaltigen Schöpfung. Wer hat diese gewaltige Naturkulisse geschaffen. Für die einen ist es Gott, für die anderen ist es das Ergebnis einer ständig weiterschreitenden Evolution. Für den Sehenden und Staunenden ist das gleich, die Hauptsache in diesem Moment ist, dass man davon ergriffen wird. Man wird dieses Erlebnis nie mehr vergessen. Man wird die Bilder mit sich nehmen, in alle Orte der Welt , die man noch erreichen wird. Ich denke, dass dieses gigantische Naturwunder noch Millionen von Jahren bestehen wird, wenn wir längst zu Staub zerfallen sind.
An jedem Aussichtspunkt den wir ansteuern, erwartet uns ein neues, wieder ganz anderes Naturschauspiel in anderen Farben. Die Eindrücke sind immer wieder neu und das Naturwunder, welches sich vor uns abspielt ist immer wieder gleich. Staunen und Fassungslosigkeit der betrachtenden Menschen. Man fühlt sich ganz klein vor dieser gewaltigen Natur.
Ich bin heute noch so dankbar, dabei gewesen sein zu dürfen und dieses Erlebnis gehabt zu haben. Spät, nach einem Tag voller Eindrücke sage ich innerlich mit Bewegung und auch ein wenig Wehmut: „Auf Wiedersehen“ – wer weiß, ob uns dieses Geschenk noch einmal vergönnt sein wird.
Der Heimweg am nächsten Tag führt uns über eine ganz andere Route wieder zurück nach Denver / Colorado. Wir fahren an all den Orten vorbei, von denen man schon oft einmal in amerikanischen Filmen gehört hat. Tucson, El Paso, Abbuquerque, Santa Fee, Trinidat, Pueblo, Colorado Springs...
Der schnurgerade Highway 66, Wüstenlandschaft über hunderte von Kilometern, liegt vor uns. Weit hinter uns, längst nicht mehr zu sehen, in flirrender Hitze und Sonnenschein, da steht er noch in ewigen Zeiten, der Grand Canyon, dieses gewaltige Bergmassiv, das wir nun als Bild mit uns nehmen werden für den Rest unseres Lebens. Wir werden diese gewaltige Schönheit nie mehr vergessen, so lange wir leben.
Ich bin dankbar dies „live“ erlebt zu haben. Ein solches Erlebnis wünsche ich jedem Leser nur einmal in seinem Leben, weil uns der Blick nach außen im Angesicht eines solchen Weltwunders auf die eigene Größe zurück bringt und einige Sorgen, die wir als so wichtig ansehen, unwichtig erscheinen lässt.

Brigitte Breuer alias "Sophie"

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