Käthe Dorsch

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Käthe Dorsch (1946)
Käthe Dorsch auf einer Briefmarke der Deutschen Bundespost, 1990
Gedenkstein Käthe Dorsch

Käthe Dorsch (* 29. Dezember 1890 in Neumarkt in der Oberpfalz als Katharina Dorsch; † 25. Dezember 1957 in Wien) war eine deutsche Schauspielerin.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Am 29. Dezember 1890 um 17:30 Uhr wurde Katharina Dorsch als Tochter des Lebkuchenbäckers Christoph Dorsch und seiner Ehefrau Magdalena Dorsch, geborene Lindl, in Neumarkt in der Oberpfalz in der Unteren Marktstraße 26 geboren.[1] 1893 zog die Familie Dorsch von Neumarkt nach Nürnberg. 1901 starb der Vater.[2] Sie besuchte die Handelsschule, erhielt Klavierunterricht und sang fünfzehnjährig im Extrachor des Stadttheaters Nürnberg bei einer Aufführung von Die Meistersinger von Nürnberg.

In Nürnberg, dann in Hanau und Mannheim hatte sie vor allem in Operetten weitere Auftritte. Ihre erste große Rolle als Ännchen in Max Halbes Drama Jugend erhielt sie als Einspringerin für eine erkrankte Kollegin. Trotz ihrer eigentlich ablehnenden Haltung gegenüber der Operette entschloss sich Käthe Dorsch 1908 aus wirtschaftlichen Gründen, ein Engagement als Operettensoubrette in Mainz anzunehmen, und ging 1911 nach Berlin an das Neue Operettentheater. Weitere Engagements in Berlin erhielt sie am Residenztheater in der Blumenstraße, am Lessingtheater, am Deutschen Theater und am Schauspielhaus am Gendarmenmarkt. 1927 ging sie als Schauspielerin nach Wien und wirkte dort unter anderem am Volkstheater. Einen ihrer größten Erfolge feierte sie dann doch im Bereich der Operette an der Seite von Richard Tauber in der Titelrolle von Franz Lehárs Operette Friederike, die am 4. Oktober 1928 im Berliner Metropol-Theater uraufgeführt wurde. Im Jahr 1929 wurde Käthe Dorsch zum Vorstandsmitglied der neu gegründeten Vereinigung Berliner Bühnenkünstler gewählt.[3] 1936 holte Gustaf Gründgens sie ans Staatstheater in Berlin; von 1939 bis zu ihrem Tod war sie Mitglied des Burgtheaters in Wien. Dorsch stand 1944 in der Gottbegnadeten-Liste des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda.[4] Ab 1946 spielte sie auch wieder an Berliner Bühnen.

Als Filmschauspielerin hatte sie bereits 1913 eine erste kleine Nebenrolle in dem Stummfilm Wenn die Taxe springt und wirkte bis 1924 in zahlreichen Filmen mit. Dann folgte eine Drehpause bis 1930, als der Tonfilm ihr bessere Ausdrucksmöglichkeiten bot. Sie verkörperte einige bedeutende Frauenfiguren wie Maria Theresia in Trenck, der Pandur und Caroline Neuber in Komödianten.

1920 heiratete sie in Berlin ihren Filmkollegen Harry Liedtke, von dem sie am 5. Januar 1927 rechtskräftig geschieden wurde.[5] Sie blieb ihm über die Scheidung hinaus verbunden; seine Ermordung 1945 durch marodierende Sowjetsoldaten überwand sie nie.[6] Ihre zeitweilige enge Beziehung zu Hermann Göring nutzte sie später für Interventionen zugunsten „rassisch“ oder politisch verfolgter Kollegen[7] wie zum Beispiel des Kabarettisten Werner Finck, der 1935 aus dem KZ Esterwegen freikam.[8]

1946 ohrfeigte Dorsch öffentlich den damals 24-jährigen Theaterkritiker des Berliner Kuriers, Wolfgang Harich, wegen einer schlechten Kritik. 1951 ohrfeigte sie Alexander Trojan, weil er sich über Personen, die im Sternzeichen Steinbock geboren waren, lustig gemacht hatte.[9] 1956 löste sie ein größeres Medienecho aus, als sie auch den österreichischen Theaterkritiker Hans Weigel vor dessen Wiener Stammcafé ohrfeigte.[10] In dem von Weigel daraufhin angestrengten Theaterprozess – Weigel ließ sich vom späteren Justizminister Christian Broda vertreten[11] – wurde sie zu 500 Schilling Strafe verurteilt.[12] 1957 war sie bereits schwer erkrankt, als sie am Wiener Burgtheater in Maria Stuart die Elisabeth an der Seite von Paula Wessely als Maria spielte. Mit dieser Produktion nahm sie Anfang Oktober des Jahres bei den Berliner Festwochen „triumphalen“[13] Abschied von der Bühne.[14][15] Am ersten Weihnachtsfeiertag 1957 erlag Käthe Dorsch im Alter von fast 67 Jahren in einer Wiener Klinik einem Leberleiden.[6][16][17]

Käthe Dorsch, der „das gesamte Theater der Welt“ gehörte,[16] wurde nach Überführung des Leichnams am 30. Dezember 1957[18] auf dem Friedhof der Dorfkirche Pieskow am Scharmützelsee im Grab ihrer Mutter bestattet. Ein Gedenkstein befindet sich auf dem Friedhof Dahlem.

Ihre Hinterlassenschaft bestimmte sie für die Errichtung einer (noch heute bestehenden) „Stiftung zur Unterstützung von bedürftigen Angehörigen künstlerischer Berufe“, der Käthe-Dorsch-Stiftung in Berlin-Charlottenburg. Die von ihr 1938 erworbene Liegenschaft in Schörfling am Attersee, die später Dorschvilla genannt wurde, beherbergt heute eine Kunstgalerie.[19]

Auszeichnungen und Ehrungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Filmografie (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Theater[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Käthe Dorsch – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Geburtsurkunde Nr. 229, eingesehen im Stadtarchiv der Stadt Neumarkt am 15. Februar 2010.
  2. Lutz Weltmann: Käthe Dorsch. Ein Frauen- und Rampenprofil. Horen Verlag, Berlin-Grunewald, 1929, S. 23.
  3. Konzertnachrichten in der Berliner Börsen-Zeitung vom 6. Dezember 1929.
  4. Dorsch, Käthe. In: Theodor Kellenter: Die Gottbegnadeten : Hitlers Liste unersetzbarer Künstler. Kiel: Arndt, 2020, ISBN 978-3-88741-290-6, S. 241f.
  5. Heiratsurkunde (mit Scheidungsvermerk) Nr. 1159 vom 16. Oktober 1920, Standesamt Schöneberg II. In: ancestry.de (kostenpflichtig). Abgerufen am 19. Mai 2021 (deutsch).
  6. a b Hubert von Meyerinck: Käthe Dorsch. In: Meine berühmten Freundinnen. Erinnerungen. Deutscher Taschenbuch Verlag, 1969, S. 110.
  7. Ludwig Berger: Käthe Dorsch. Rembrandt Verlag, Berlin 1957.
  8. Werner Finck: Der brave Soldat Finck. München, Berlin 1975, S. 27.
  9. Käthe Dorsch. In: Der Spiegel. Nr. 10, 1951 (online).
  10. Franz Krahberger: Käthe Dorsch ohrfeigt Hans Weigel. In: ejournal.at, abgerufen am 8. Dezember 2012.
  11. Maria Wirth: Christian Broda. Eine Politische Biographie. V&R Unipress, Göttingen 2011, S. 149. Text online.
  12. (Felix) Hubalek: Kunst und Kultur. Die Watschenaffäre als Staatsaffäre. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 1. Juli 1956, S. 17, oben links.
  13. Triumph der „Burg“ in Berlin. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 4. Oktober 1957, S. 5, oben links.
  14. Horst O. Hermanni: Von Dorothy Daudrige bis Willy Fritsch: Das Film ABC, BoD, 2009, S. 150. Abgerufen am 21. Februar 2010.
  15. Horst O. Hermanni: Von Dorothy Dandridge bis Willy Fritsch. Das Film ABC. Books on Demand, Norderstedt 2009, S. 149 ff. Text online.
  16. a b Kunst und Kultur. Käthe Dorsch gestorben. In: Arbeiter-Zeitung. Wien 28. Dezember 1957, S. 7, Spalte 2, unten.
  17. Die Oberpfalz, Band 46, M. Lassleben, 1958, S. 86 books.google.de
  18. Deutsches Bühnenjahrbuch. Band 67.1958/59, ZDB-ID 1232-4. Verlag der Bühnenschriften-Vertriebs-Gesellschaft, Hamburg 1958, S. 89.
  19. Dorschvilla. In: atterwiki.at, 21. Juni 2012, abgerufen am 9. Dezember 2012.
  20. Tagesnachrichten. Käthe Dorsch und Emil Jannings Staatsschauspieler. In: Wiener Zeitung, Nr. 199/1936 (CCXXXIII. Jahrgang), 21. Juli 1936, S. 6 Mitte. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz
  21. Matthias Freitag: Regensburger Straßennamen. Mittelbayerische Verlagsgesellschaft mbH, Regensburg 1997, ISBN 3-931904-05-9, S. 78.