Weißdorn

(Crataegus oxyacantha)

  
Weißdornblüten

Der Weißdorn fällt an Wegrändern und Hecken durch seine üppigen Frühlingsblüten und später durch die glänzenden roten Früchte auf.

Seine milde Wirkung zur Stärkung des Herzens macht ihn zu einer ganz besonderen Heilpflanze, denn er wirkt meßbar, aber praktisch frei von Nebenwirkungen.

Daher ist der Weißdorn das Mittel der Wahl, um ein schwaches Altersherz sanft zu behandeln. So findet man ihn in zahlreichen Präparaten zur Herzstärkung.




Steckbrief

Haupt-Anwendungen: Herzschwäche,
Heilwirkung:
beruhigend,
durchblutungsfördernd,
gefäßerweiternd,
Anwendungsbereiche:
wissenschaftlicher Name: Crataegus monogyna, Crataegus laevigata, früher: Crataegus oxyacantha
Pflanzenfamilie: Rosengewächse = Rosaceae
englischer Name: Hawthorn
andere Namen: Christdorn, Haakäsen, Hagapfel, Hagäpfli, Hagedorn, Hägele, Hagewiepkes, Heckendorn, Heinzelmännerchen, Mehlbaum, Mehlbeere, Mehldorn, Mehlfässchen, Müllerbrot, Weißheckdorn, Wibelken, Wubbelken, Wyßdorn, Zaundorn
Falsche Schreibweisen: Weisdorn
Verwendete Pflanzenteile: Blüten, Blätter, Früchte
Inhaltsstoffe: Oligomere Proanthocyanidine, Crataeguslacton (Crataegussäure), ätherisches Öl, Trimethylamin, Glykosid Oxyacanthin, Gerbstoff, Saponin, Fructose, Aluminium, Kalium, Natrium, Calcium, phosphorsaure Salze
Sammelzeit: Blüten: Mai und Juni,
Blätter: Mai bis September,
Früchte: August und September



Anwendung

Weißdornfrüchte

Weißdorn kann man wahlweise als Tee, als Tinktur oder als Fertigpräparat anwenden.

Die häufigste Art, Weißdorn anzuwenden sind inzwischen wohl Weißdorn-Tabletten, aber Tee und Tinktur haben nach wie vor ihre Berechtigung.

Tee

Blüten oder Blätter

Für einen Weißdorn-Tee übergießt man ein bis zwei Teelöffel Weißdornblüten und/oder Blätter mit einer Tasse kochendem Wasser und lässt ihn zehn Minuten ziehen.

Anschließend abseihen und den Weißdorntee in kleinen Schlucken trinken.

Wer will, kann den Tee mit Honig süßen.

Von diesem Tee trinkt man ein bis drei Tassen täglich.

Anders als bei den meisten Heilpflanzen, braucht man beim Weißdorn-Tee keine Pause nach sechs Wochen einlegen, sondern kann ihn dauerhaft täglich trinken.

Früchte (Beeren)

Einen Tee aus den Früchten bereitet man als sanfte Abkochung zu.

Bevor man die Früchte ins Wasser gibt, sollte man sie leicht zerstoßen, damit sich die Wirkstoffe besser im Teewasser lösen können.

Dann gibt man ein bis zwei Teelöffel der zerstoßenen Früchte zusammen mit einer Tasse Wasser in einen Topf und lässt das Wasser kurz aufkochen. Danach lässt man den Tee zehn Minuten ziehen und seiht ihn anschließend ab.

Wie beim Weißdornblüten-Tee kann man den Tee süßen und ein bis drei Tassen täglich in kleinen Schlucken trinken.

Herztee Teemischung

Mit Weißdorn als Hauptbestandteil kann man eine Teemischung zur Stärkung des Herzens zusammenstellen.

  • 50 gr Weißdornblüten (evtl. plus Blätter)
  • 30 gr Herzgespann
  • 20 gr Verbene (Zitronen-Verbene)

Von dieser Mischung nimmt man ein bis zwei Teelöffel pro Tasse Tee und übergießt die Kräuter mit kochendem Wasser. 10 bis 15 Minuten ziehen lassen und dann abseihen.

Für einen verbesserten Geschmack, eine aktivierende Wirkung auf den Stoffwechsel und ein hübscheres Aussehen kann man folgende Kräuter ergänzen:

  • 10 gr Zimtblüten (oder Zimtrinde)
  • 10 gr Ingwer-Stücke
  • 2 gr Kornblumen-Blüten

Diese Ergänzung ist vor allem dann sinnvoll, wenn man den Herzkraft-Tee regelmäßig als wohlschmeckenden Haustee mit Heilwirkung trinken will.

Diese Teemischung finden Sie auch unter Teemischung: Herzkraft-Tee

Tinktur

Um eine Weißdorn-Tinktur selbst herzustellen, übergießt man zerstoßene Weißdornfrüchte, und auf Wunsch getrocknete Weißdornblüten, in einem Schraubdeckel-Glas mit Doppelkorn oder Weingeist, bis alle Pflanzenteile bedeckt sind, und lässt die Mischung verschlossen für 2 bis 6 Wochen ziehen.

Dann abseihen und in eine dunkle Flasche abfüllen.

Von diesen auch als "Craetaegus-Tinktur" bezeichneten, Herztropfen nimmt man ein bis drei mal täglich 10-50 Tropfen ein.

Wenn einem die Tinktur zu konzentriert ist, kann man sie mit Wasser verdünnen.

Küche

Die Knospen der Weißdornblüten kann man im Salat essen.

Zusammen mit den jungen Blättern kann man die Knospen auch als Gemüse zubereiten und leicht andünsten.

Homöopathisch

Weißdorn wird, unter dem Namen "Crataegus", in niedrigen Potenzen ab D1 auch gerne homöopathisch angewendet.

Die homöopathische Urtinktur von Crataegus wird aus den Früchten hergstellt, also ähnlich wie die selbstgemachte Tinktur.

Vom homöopathischen Mittel Crataegus (D1 bis D3) nimmt man 3 Mal täglich 15 bis 20 Globuli oder Tropfen.

Wie in der Kräuterhilekunde wird Crataegus auch homöopathisch gegen Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen verwendet.

Leitsymptome und Modalitäten für die Auswahl von Crataegus sind: Schmerz unter dem linken Schlüsselbein, brennender Ausschlag und Verschlimmerung durch Wärme.



Wirkung

Weißdorn

Der Weißdorn enthält eine Vielzahl unterschiedlicher Substanzen, die wohl zusammenwirken, um die einzigartige Wirkungsweise des Weißdorns zu erzielen. Eine besonders wichtige Rolle dabei spielen vermutlich die oligomeren Proanthocyanidine, die zur großen Gruppe der Polyphenole gehören. Auch Crataeguslacton, die Crataegussäure, spielt wohl eine große Rolle bei der Herzwirksamkeit des Weißdorns.

Das Besondere der Weißdorn-Wirkung ist, dass das Herz gestärkt wird, und praktisch keine Nebenwirkungen auftreten.

Die herzstärkende Wirkung wird im Fachjargon als "positiv inotrop" bezeichnet. Auch der Fingerhut (Digitalis), die wichtigste Heilpflanze zur Herzstärkung, wirkt positiv inotrop, aber er hat zahlreiche Nebenwirkungen, kann sich ansammeln und ist potentiell tödlich giftig. Der Weißdorn ist in dieser Hinsicht klar im Vorteil, allerdings wirkt er auch schwächer und hat nicht die starke Durchschlagkraft, die der Fingerhut bzw. Präparate daraus, in sehr schweren Fällen haben kann.

Durch den Weißdorn werden die Blutgefäße erweitert und dadurch die allgemeine Durchblutung verbessert, vor allem die des Herzens. So kann der Weißdorn auch bei Angina pectoris helfen und gegen Herzinfarkt vorbeugen.

Eine weitere Besonderheit des Weißdorns ist, dass er den Blutdruck reguliert, das heißt zu hoher Blutdruck wird gesenkt und zu niedriger Blutdruck wird erhöht.

Er kann also auch Menschen mit niedrigem Blutdruck helfen, für die es nur wenige wirksame Heilpflanzen gibt.

Als Nebeneffekt wirkt der Weißdorn leicht beruhigend, was unter anderem bei nervösen Herzbeschwerden hilfreich ist.

Die Wirkung des Weißdorns setzt eher langsam ein, weshalb man den Weißdorn eine Weile anwenden muss, bevor man die Wirkung deutlich spürt. Dann kann man ihn langfristig nutzen, um eine dauerhafte Wirkung zu erzielen.

Die Wirkung des Weißdorns ist in wissenschaftlichen Studien so gut untersucht worden, dass die Kommission E ihn für die Behandlung von Herzinsuffizienz empfiehlt.

Nebenwirkungen

Nebenwirkungen sind beim Weißdorn nicht bekannt.



Anwendungsgebiete

Weißdorn

Das wichtigste Anwendungsgebiet für den Weißdorn ist die Behandlung des geschwächten Herzens, vor allem, wenn das Herz im Laufe des Älterwerdens schwächer geworden ist. Man spricht dann vom Altersherz.

Auch die viele andere Erkrankungen rund ums Herz können mithilfe des Weißdorns erfolgreich behandelt werden, z.B. Herzrhythmusstörungen, Angina Pectoris (Herzenge), nervöse Herzbeschwerden, hoher oder niedriger Blutdruck, Durchblutungsstörungen.

Dazu kann man den Weißdorn wahlweise als Tee, Tinktur oder in Tablettenform anwenden.

Neben-Anwendungsgebiete des Weißdorns sind Beschwerden, die mit Unruhe in Verbindung stehen, beispielsweise Nervosität, Schlafstörungen, Reizbarkeit oder Stimmungsschwankungen.



Magische Anwendung

Weißdorn

Dem Weißdorn wird eine große Kraft zur Abwehr des Bösen, seien es Geister oder Verhexung zugesprochen. Dieser Umstand hat wohl dazu beigetragen, dass der Weißdorn gerne als Hecke angepflanzt wird und wurde. Sein dichter Wuchs und seine Dornen machen den Weißdorn aber auch ganz ohne Geisterabwehr zu einer sinnvollen Heckenpflanze.

Schon seit dem Altertum, bis hinein ins 18. Jahrhundert, wurde im Falle einer schwerden Krankheit aus Weißdornzweigen ein Tor gewunden, durch das der Kranke gehen oder kriechen musste. Die bösen Geister der Krankheit sollten dabei abgestreift werden, sodass der Kranke gesunden konnte.

Im alten Rom trug man Amulette aus Weißdornholz, um sich zu schützen.

Weißdornzweige an die Stalltür genagelt, sollten das Vieh vor bösen Geistern bewahren.

Wenn man einen Weißdorn-Zweig an das Fenster des Kinderzimmers stellt, soll das gegen Dämonen helfen. Eine Kinderwiege, die aus Weißdornholz hergestellt war, sollte die Kinder vor bösen Feen schützen und davor, gegen ein Wechselbalg ausgetauscht zu werden.

In vielen Kulturen steht der Weißdorn im engen Zusammenhang mit der Fruchtbarkeit, aber auch mit der Keuschheit. Bei Hochzeiten dient er als Raumschmuck, damit die Ehe fruchtbar wird. Wenn man jedoch will, dass jemand enthaltsam bleibt, werden ihm Weißdornblätter ins Schlafzimmer oder unter die Matratze gelegt.

Der Weißdorn ist aber auch ein Hort für gute Elfen. Die Menschen banden Stoffstreifen und Haare um Weißdornzweige, in der Hoffnung auf gute Taten von Seiten der dankbaren Elfen.

In England ist der Weißdorn Teil der Baumfeen-Dreiheit. Wenn Weißdorn, Eiche und Esche zusammen stehen, kann man dort Feen sehen. Manchmal sollen Feen auch unter einzeln stehenden Weißdornbäumen leben.



Geschichtliches

Der Weißdorn wird erstmals von dem berühmten Arzt Dioscurides im 1. Jahrhundert n.Chr. als Heilpflanze erwähnt.

Insgesamt spielte er im Altertum aber vermutlich keine sehr große Rolle in der Medizin, denn man findet bis zum späten Mittelalter nur wenig Hinweise auf ihn.

Sein Holz ist sehr hart, weswegen es früher gerne für Werkzeugstiele verwendet wurde.

In Notzeiten wurden bis ins 20. Jahrhundert hinein die mehligen Früchte als Mus und Mehlersatz verwendet. Die gerösteten Kerne dienten als Kaffeeersatz.

Im 19. Jahrhundert wurde der Weißdorn und seine Heilkräfte erstmals wissenschaftlich untersucht und zwar von französischen und englischen Ärzten.

Im Jahr 1990 war der Weißdorn die Heilpflanze des Jahres.




Pflanzenbeschreibung

Weißdorn

Weißdorn ist auf der gesamten Nordhalbkugel im gemäßigten Klima heimisch.

Er wächst bevorzugt an Waldrändern oder Hecken an möglichst sonnigen Standorten. Am liebsten wächst er auf Lehmboden, Kalkböden mag er weniger gern. Weißdorne können sehr alt werden. Einige Exemplare sind über 500 Jahre alt.

In einigen Bundesländern ist der Weißdorn sehr selten geworden, sodass man ihn als bedrohte Art bezeichnen kann. In anderen Gegenden gehärt der Weißdorn zu den häufigen Sträuchern.

Eigentlich kann man gar nicht von "dem" Weißdorn sprechen, denn es gibt viele Weißdorn-Arten, die sich gerne miteinander kreuzen. Daher gibt es auch zahlreiche Mischlinge (Hybriden), die sich für den Laien oft kaum erkennbar von den eigentlichen Arten unterscheiden.

In Deutschland gibt es vorwiegend zwei richtige Arten, den eingriffeligen Weißdorn und den zweigriffeligen Weißdorn. Ersterer hat Blüten mit einem Griffel (ein Teil der Blüte) und letzterer hat Blüten mit zwei und mehr Griffeln. Ansonsten unterscheiden sich die beiden Arten kaum voneinander. Daher werden sie und ihre Mischlinge auf dieser Webseite wie eine einzige Heilpflanze beschrieben.

Der mehrjährige Strauch oder Baum wird bis zu 5 Meter hoch. Die Äste sind weit verzweigt und tragen eine gräuliche, glatte Rinde. Die Zweige haben Dornen, die etwa 2 Zentimeter lang sind. Der ganze Strauch riecht ein wenig nach Bittermandeln, sodass der feinnasige Kenner ihn schon von weitem riechen kann.

Die glänzenden Blätter sind insgesamt eiförmig, haben aber mehrere Ausbuchtungen, sodass sie gelappt aussehen. Die Blatträndern sind häufig etwas gesägt.

Kurz nachdem im Frühjahr die Blätter gewachsen sind, erscheinen im Mai bis Juni die weißen Blüten, die in Trugdolden stehen.

Diese Blüten sehen ähnlich aus wie Apfel- und Kirschblüten und zeigen die Verwandtschaft zu diesen Bäumen. Sie haben fünf weiße, manchmal rosa angehauchte Blütenblätter. Die Blüten werden bis zu 1,5 cm groß und riechen nach Mäuseurin, wie das Deutsche Arzneibuch schreibt.

Aus den Blüten entwickeln sich bis August oder September rote, glänzende Früchte, die ein wenig wie Mini-Äpfel aussehen. Der Geschmack die Früchte ist vor allem mehlig und ein wenig säuerlich.



Anbautipps

Weißdorn

Weißdorn ist unkompliziert in Hinblick auf die Bodenqualität. Lehmboden ist ihm lieber als kalkreicher Boden. Er jedoch einen weitgehend sonnigen Standort.

Am einfachsten ist der Anbau des Weißdorns, wenn man fertige Pflanzen kauft und einpflanzt. Diese Pflanzen setzt man am besten im Frühling in den Boden.

Könner können Stecklinge vom halbreifen Holz schneiden, und den Weißdorn so vermehren. Diese Vorgehensweise ist beim Weißdorn jedoch nicht einfach.



Sammeltipps

Weißdorn

Beim Sammeln von Weißdorn-Pflanzenteilen sollte man besonders darauf achten, dass der Weissdorn abseits der Straßen wächst und auch nicht in der Nähe von konventionell bewirtschafteten Feldern.

Wenn man solche abseits wachsende Weißdorne gefunden hat, kann man zwei bis drei Mal im Jahr davon sammeln, denn drei verschiedene Pflanzenteile sind heilkräftig.

Zwischen Mai und Juni sammelt man die weißen Blüten, eventuell auch zusammen mit Blättern.

Die Blätter kann man zwischen Mai und September sammeln, also deutlich länger als ie Blüten.

Die Zeit für die roten Früchte kommt zwischen August und September.

Wenn man Weißdorn-Teile für Tee verwenden will, sollte man sie zügig und schonend trocknen.

Für die Blüten und Blätter heißt das, dass man sie geschützt im Halbschatten trocknet. Danach sollte man sie gut verschlossen aufbewahren, weil sich die Wirkstoffe durch lange Lagerung mit Luftkontakt leicht verflüchtigen.

Die Früchte werden zunächst ein paar Tage, nebeneinander liegend, in einem warmen Raum vorgetrocknet. Dann beendet man die Trocknung bei sanfter Hitze (ca. 40°) im Backofen oder im Dörrgerät.

Alle heilkräftigen Teile des Weißdorns sollten jährlich neu gesammelt werden, weil sich die Wirkstoffe schnell verflüchtigen.












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von Eva Marbach
der Autorin dieser Webseite