Schloss und Rittergut Hämelschenburg

Die Renaissanceanlage und ihre Geschichte

 

Das Rittergut Hämelschenburg befindet sich seit 1437 im Besitz der Familie von Klencke. Das Wasserschloss wurde von 1588 - 1613 auf dem Höhepunkt der Weserrenaissance errichtet und bildet mit der Kirche, den Wirtschaftsgebäuden und Gartenanlagen eine in sich geschlossene, vollständig erhaltene Anlage. Damit gehört das Rittergut Hämelschenburg zu einer der schönsten und bedeutsamsten Renaissanceanlagen in Deutschland. Der land- und forstwirtschaftliche Betrieb wird bis heute nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit bewirtschaftet.

 

Überblick über die Anlage

Ausschnitt Merian-Stich

Am Ende des Mittelalters entstand unterhalb einer zerstörten Höhenburg eine Siedlung im Tal der Emmer am Ausgang zur Weser. Nach einem Brand 1544 wurde die jetzige Anlage einheitlich im Stil der Weserrenaissance erichtet. Das Wasserschloss wurde von 1588 – 1613 erbaut und kann heute im Rahmen von Führungen besichtigt werden. Im ehemaligen Kuhstall und in der Zehntscheune aus der Erbauungszeit befindet sich das Besucherzentrum mit Café und Museumsshop.

Die St. Marien-Kirche gehört zur Kirchengemeinde Hämelschenburg. Sie wurde 1563 von der Familie von Klencke errichtet und ist der älteste freistehende protestantische Kirchenbau in Deutschland.

Hinter der Kirche befindet sich der von einer Mauer umgebene frühere Renaissancegarten. Er bestand aus einem Lust-, Kräuter- und Obstgarten. Der Obstgarten und der im Jahr 2000 in moderner Form rekonstruierte Lustgarten sind erhalten. Im ehemaligen Kräutergarten entlang der Mauer und der Emmer befinden sich heute Weiden des vielfach prämierten Trakehner Gestüt Langels. Es besteht seit mehr als 50 Jahren und ist züchterisch weltweit bekannt.

Im Gartenhaus stellt die Seifensiedern Birte Koch ihre selbst kreierten Seifen aus. Unterhalb des Gartens finden Sie in der alten Wassermühle  das Malatelier Klüter. Auf der Mühleninsel befindet sich die Holzspielzeugwerkstatt Rischmade. Die Wasserkraft der Emmer wird seit dem Mittelalter genutzt. Heute erzeugt sie mit der regenerativen Energie Strom, der das Rittergut versorgt und eingespeist wird. 

Oberhalb des Schlosses wurde im 19. Jahrhundert ein Landschaftspark mit exotischen Bäumen angelegt. Am Ende des Parks steht eine Pyramide, die Georg Laves 1855 als Begräbnisstätte der Familie von Klencke errichtet hat. Sie wurde bis 1942 benutzt und steht heute leer.

 

Weserrenaissance

Fratze am Schloss

Schloss Hämelschenburg ist auf dem Höhepunkt der Weserrenaissance gebaut. Sie umfasst zahlreiche Adels- und Patrizierbauten im Weserraum, die zwischen 1530 und 1630 entstanden sind. Ihr Baumaterial waren gelbgraue Sandsteine aus den Steinbrüchen in Obernkirchen und rote Sandsteinplatten aus dem Solling. Es war witterungsbeständig und gut bearbeitbar und konnte auf der Weser günstig transportiert werden.

In der Weserrenaissance fließen Stilelemente aus verschiedenen Ländern zusammen. Dazu gehören die ionischen und korinthischen Halbsäulen und Portale aus Italien, Erkervorbauten und reich dekorierte Treppengiebel aus Holland sowie achteckige Treppentürme aus Frankreich. Kennzeichen der Weserrenaissance sind durch vertikale und horizontale Linien gegliederten Fassaden, die reich verzierten Treppengiebel, die rechtwinklig zur Dachhaut liegenden Zwerchhäuser, das teilweise zu Bändern verbundene Kerbschnittmuster und die Rechteckportale mit ihren Dreieckgiebeln.

 

Das Schloss

Jürgen Klencke und Anna von Holle

Das Schloss wurde zwischen 1588 und 1613 errichtet. Erbauer waren Jürgen Klencke und seine Frau Anna von Holle. Ungeklärt ist, wer der Baumeister war. Vermutlich baute Kurt Tönnies den Nordflügel und Johann Hundertossen den Südflügel. Wirtschaftliche Grundlage für den Schlossbau war, dass Jürgen Klencke neun Jahre lang erfolgreich Aufträge als Söldnerführer in den spanisch-oranischen Kriegen und im Hugenottenkrieg übernahm. Eine weitere Voraussetzung für den Schlossbau war die gut gehende Landwirtschaft, die im 16. Jahrhundert die hiesige relativ friedliche Region zu einer Kornkammer Europas machte.

Begonnen wurde der Bau mit dem nördlichen Verwaltungstrakt, in dem unten der Gerichtssaal und oben der Rittersaal untergebracht wurden. Danach baute man den schlichten mittleren Flügel als Wirtschaftstrakt mit Küche, Brauhaus, Pferdestall und Heuboden. Vollendet wurde das Schloss dann mit dem prachtvollen südlichen Teil, in dem die Familie wohnte.

Während die Raumaufteilung im Südflügel im Wesentlichen bis heute erhalten geblieben ist, wurden der mittlere und der nördliche Flügel Ende des 19. Jahrhunderts im Inneren zu Wohnzwecken völlig umgebaut. Aus Küche, Pferdestall und Brauhaus wurden ein sehr großzügiges Wohnzimmer, ein Tanzsaal und ein Eßsaal. Im zweiten Weltkrieg nahm die Familie Ausgebombte, Vertriebene und Flüchtlinge auf. Aus dieser Nutzung entstanden später selbstständige Wohneinheiten, während in den historischen Räumen des Erdgeschosses die Führungen einrichtet wurden.

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