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Wichtigstes Wahrzeichen der Stadt Wetzlar ist der Dom, der hoch oben über der Altstadt thront. Er ist wirklich einzigartig: Das gilt sowohl für seine Baugeschichte, als auch für seine Stellung als Simultankirche.
Westansicht vom Dom
Westansicht vom Dom © Dominik Ketz

Aus der Nähe wird sichtbar, was den Dom aus baugeschichtlicher Sicht so interessant macht: Roter Sandstein, verputzte Sandflächen und gelegentlich offen liegender grüner Schalstein lassen die Kirche uneinheitlich erscheinen. Noch rätselhafter zeigt sie sich beim näheren Hinsehen: Die Fassade ist unfertig; der geplante zweite Turm gelangte nie über das Sockelgeschoss hinaus. Ein großes Mittelportal ist angelegt – doch es fehlt die Treppenrampe, um zu ihm hinaufzusteigen. Hinter der Fassade klafft leerer Raum, begrenzt durch eine zweite Fassade – massig, gedrungen, grauschwarz, seltsam fremd gegenüber dem schlanken, filigranen Schmuckwerk der gotischen Umgebung. Es ist der Rest jener spätromanischen Basilika, die Stift und Stadt zugunsten eines imposanten Kirchenbaus abbrechen wollten. Der Abbruch erfolgte abschnittsweise entsprechend dem Baufortschritt; so war die Kirche während der gesamten Bauzeit zumindest teilweise nutzbar.

Dass es zwischen Stadt und Stift Streit wegen der Baufinanzierung geben könnte, dass die Stadt gegen Ende des 14. Jahrhunderts in eine düstere Wirtschaftskrise schlittern sollte, die im Bankrott endete, und dass schließlich die Reformation Stadt und Land polarisieren würde – wer hätte das voraussehen können? Der Kirchenbau jedenfalls kam nur langsam und schubweise voran, unterbrochen von jahrzehntelangen Pausen.

Natürlich zogen die mit den Bauarbeiten beauftragten Bauhütten zu anderen Baustellen weiter, neue kamen – und mit ihnen neue Stilideen, neue Konstruktionstechniken und neue Pläne. Als um 1490 der südliche der beiden geplanten Türme einen hölzernen Spitzhelm erhalten hatte, wurden die Arbeiten eingestellt. Der Helm wurde durch einen Blitzschlag zerstört, um 1590 wurde eine neue Haube aufgesetzt, in deren Form sich die Renaissance verabschiedete und der Barock schon spürbar ist. So hat von der Spätromanik bis zum Barock jede Epoche der deutschen Kirchenbaukunst ihren „Fingerabdruck“ am Wetzlarer Dom hinterlassen.

Als sich die Wetzlarer mit der Reformation dem lutherischen Glaubensbekenntnis zuwandten, teilte man sich die Kirche und so blieb es bis heute: Katholische und evangelische Gemeinde benutzen denselben Altar und dieselbe Orgel.

Domführungen könnten gebucht werden bei der Tourist-Information, Domplatz 8, 35578 Wetzlar, Telefon: 06441 997755, E-Mail: tourist-infowetzlarde

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