Ziegelei-Museum, Rheiderland - einst Ziegelei Cramer, Midlum

Ziegeleigeschichte im Rheiderland

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Das Rheiderland ist eine der traditionell an Ziegeleien reichsten Gegenden Deutschlands. Auf kleinstem Raum existierten hier während des 19. Jahrhunderts ca. 26 Ziegeleien. Noch nach dem Zweiten Weltkrieg gab es 14 Ziegeleien in der Region. Mit der allgemeinen Einführung der dampfmaschinenbetriebenen Ziegelpressen gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurde das linke Emsufer zu einer der wenigen "Industrieregionen" Ostfrieslands, die etwa 600 Arbeitskräfte gebunden haben dürfte.

 

Die Wiege der Rheiderländer Ziegelindustrie ist vermutlich in den Ziegeleien bei dem Flecken Weener zu sehen, wo Steine zuerst mit Ton diluvialer, also eiszeitlicher Herkunft gebrannt wurden. Dieser Ton wurde in den dortigen Lehmgruben abgebaut. Ihre eigentliche Blüte verdankt die Ziegelindustrie dieser Region aber erst der Nutzung des alluvial (=nacheiszeitlich) entstandenen Ziegeltons, welcher auch als Klei bezeichnet wird. Dieser bildete sich aus dem vor der Eindeichung des Landes durch Überflutung abgelagerten Schlick.

Das Aufblühen der Ziegeleien an der Ems erklärt sich aus den günstigen Standortfaktoren. Die Ziegeleien konnten auf die großen Tonvorräte in unmittelbarer Nähe zurückgreifen. Der unmittelbar am Emsufer aufgeschlickte Klei eignete sich als Rohmaterial. Er konnte - eine Besonderheit in der Ziegelindustrie - in einer Schicht von etwa 50 cm von den hinter dem Deich liegenden Marschwiesen abgeerntet werden. Nach dem Tonabbau konnten die Flächen problemlos wieder rekultiviert werden.

Ein weiterer wichtiger Standortfaktor war, dass die Ziegeleien an der Ems über dem Wasserweg leicht erreichbar waren. Denn möglich ist die Entstehung der Ziegeleien an der Ems in dieser großen Dichte erst durch das Aufkommen des Fehnwesens und später der Moorkolonisierung. Damit bot sich die Möglichkeit, auf dem Wasserweg größere Mengen Torf als Brennmaterial heranzuschaffen und mit den mit Steinen beladenen Schiffen wieder in die Fehndörfer zu fahren. Später wurden natürlich auch, gleichfalls ermöglicht durch den Wasserweg, das Emsland, das Münsterland und die ostfriesischen Inseln als Märkte interessant. Im 19. Jahrhundert wurden Rheiderländer Steine aber auch als begehrte Handelsware und gleichzeitig als Schiffsballast mit Handelsschiffen aus Weener bis in die Ostsee vertrieben.

Das Ziegeleiwesen am Emsufer steht also in engstem Zusammenhang mit der Erschließung der ostfriesischen Moore und mit dem Aufblühen der Schifffahrt in Ostfriesland seit dem 17. Jahrhundert.