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Erfahrungsbericht einer 52-jährigen Betroffenen

Ihr dürft meinen Erfahrungsbericht gerne weitergeben...wenn nur einer davon ans Nachdenken käme, fände ich das toll

9.4.20

Vielleicht interessiert auch mal ein Erfahrungsbericht...

Ich bin derzeit Covid19 infiziert. Ich bin Krankenschwester und habe mich in einem Dienst bei einer Kollegin infiziert- insgesamt hat es weitere 3 Kolleginnen getroffen. Mund- Nasenschutz wurde im Dienst nur dann getragen, wenn in ein verdächtiges Zimmer gegangen werden musste (dann natürlich in Vollvermummung)- es waren einfach nicht genügend MNS da damit wir alle im Dienst einen tragen konnten...

Zwei Tage nach dem Einsatz bekam ich Bescheid durch das Krankenhaus. Man sagte mir, ich solle mit Mund-Nasenschutz weiterarbeiten. Da eine Ansteckung durch den engen Kontakt, den ich mit allen hatte, sehr wahrscheinlich war, habe ich mich geweigert und das Gesundheitsamt angerufen - die haben mir innerhalb weniger Stunden eine Ordnungsverfügung zugestellt. Einen Abstrich würde man nicht machen, hieß es, solange ich keine Symptome hätte. Meine Kinder durften weiterhin aus dem Haus...für sie galt keine Verfügung...haben wir alle nicht verstanden, sie sind freiwillig zu Hause geblieben und nur einmal zum einkaufen mit MNS rausgegangen.

Drei Tage nach der Exposition, also letzten Samstag, hat es mich aus dem Latschen gehauen. Ich habe so ziemlich alle Symptome die genannt werden - außer Husten!
Daraufhin versuchte ich einen Abstrich zu bekommen. Das Gesundheitsamt erklärte, ein Abstrich sei nicht nötig, da man aus den Informationen ja schon schließen könne, dass ich Covid19 positiv sei. Mir platzte fast der Kragen. Ich solle zwecks Testung zum Krankenhaus fahren. Nun, erstens war ich per Ordnungsverfügung an die Wohnung gebunden, zweitens ging es mir so schlecht, dass auch mit Genehmigung des Ordnungsamtes an Autofahren nicht zu denken gewesen wäre.

Also, den Hausarzt angerufen. Der zierte sich erst, schickte mir dann aber eine Helferin, die mir an der Haustür das Abstrichröhrchen gab, den Abstrich machte ich in meiner Wohnung selber und gab ihn ihr wieder mit. Tags darauf rief mein Hausarzt an um mir das positive Ergebnis zu verkünden. Ruckzuck kam der Anruf vom Gesundheitsamt und die Ordnungsverfügungen für meine Kinder. Deren Quarantäne geht nur so lange wie meine, was ich nicht verstehe- bei ihnen müsste sie länger sein. Das Ordnungsamt ruft täglich an und erfragt die Symptome.

Laut Gesundheitsamt (und menschlicher Logik!) darf ich erst wieder arbeiten gehen wenn ein weiterer Abstrich negativ ist. Und für diesen Abstrich fühlt sich nun wieder niemand verantwortlich, einer zeigt mit dem Finger auf andere.

Heute ist der erste Tag an dem ich das Gefühl habe es wird ein bisschen besser. Das Schlimmste sind die Atembeschwerden. Es ist ein Gefühl, als würde mein Brustkorb eingeschnürt. Also würde etwas darauf sitzen und hopsen. Bei wenigen Bewegungen Kurzatmigkeit. Das Atmen tut weh- ich merke bei jedem Atemzug ein Stechen und Brennen in der Luftröhre bis in die Bronchien hinein. Nach dem Haare fönen gestern pfiff ich aus dem letzten Loch. Ich merke die ganze Zeit wie mein Körper gegen diesen Eindringling kämpft...wie aggressiv dieses Virus ist. Es ist gruselig.

Ich war vor der Infektion körperlich in guter Verfassung, das ist mein Glück. Trotzdem hat mein Körper sehr zu kämpfen.
Ich kann mir lebhaft vorstellen dass jemand, der gesundheitlich angeschlagen ist bzw Vorerkrankungen hat, nur wenig Chancen gegen dieses Virus hat, zumal die Mittel der Medizin sehr begrenzt sind.

Ob und wann nun welcher Laden wieder aufmacht, wann man wieder reisen kann und dass man unbedingt jemanden besuchen möchte usw mögen für Euch wichtige und dringende Fragen sein. Ich musste auch sehr heiß ersehnte Kurzurlaube stornieren, mit Herzbluten, ich verstehe das...Und manche denken vielleicht, ach so schlimm sei das sicher gar nicht, die Maßnahmen seien übertrieben und jetzt wird es aber wirklich Zeit dass alles wieder normal wird...und die Wirtschaft, etc.
Jedem seine Meinung...aber ich persönlich kann darüber gerade nur müde lächeln.
Die Bilder aus Italien und Spanien im Hinterkopf schätze ich mich gerade sehr glücklich dass es mich nicht so schlimm erwischt hat, bis jetzt jedenfalls.

Insofern möchte ich Euch nur allen sagen: passt bitte auf Euch auf. Seid froh wenn Ihr es nicht bekommt. Das ist nicht einfach nur ne normale Grippe, das ist richtig gefährlich. Falls Ihr es Euch nicht vorstellen könnt, haltet Euch mal die Nase zu und atmet 5 Minuten durch einen Strohhalm und legt Euch dabei ein paar schwere Bücher auf den Brustkorb. So in etwa fühlt es sich stellenweise an. Und dann fragt Euch ob die Einschränkungen die wir derzeit hinnehmen müssen tatsächlich notwendig sind. Die Antwort könnte Euch überraschen.

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12.4.20

Grüße aus der Quarantäne und Danke für all die netten Genesungswünsche.

Kurzes Update. Ich bin noch nicht gesund. Heute ist Tag 10 nach Ansteckung und Tag 8 mit Symptomen. Covid19 erweist sich trotz meiner guten Konstitution als hartnäckig.
Die letzten beiden Tage habe ich mit Atmen verbracht. Das ist nach wie vor richtig anstrengend und ich kam kaum vom Sofa hoch. Atmen tut nach wie vor weh.
Ich bin weiter kraftlos und sehr kurzatmig. Zähneputzen und waschen geht nur im Sitzen, Haarewaschen ist eine sportliche Herausforderung, nach der ich völlig erschöpft bin. Dass seit drei Tagen alles nach Pappe und Metall schmeckt und mein Geruchsinn völlig flöten ist, ist mir tatsächlich egal...Hauptsache ich bekomme einigermaßen Luft.

Ich erinnere daran, dass meine Symptomatik als "moderat" eingestuft wird.
Und wie viel schlimmer es ist, wenn die Symptomatik als "schwer" oder "ernst" eingestuft wird.
Und daran, dass die Möglichkeiten der Medizin sehr begrenzt sind. Mein Arzt sagte nur, durchhalten und weiteratmen, wir können nichts machen, das muss das Immunsystem alleine schaffen.

In diesem Sinne...passt auf Euch auf, bitte!

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12.4.20

Was ich noch erwähnen wollte...ja es gibt auch eine Menge leichter Verläufe, bis hin zur Symptomfreiheit. Aber: wie es einen erwischt, weiß man ja vorher nicht! Dass man körperlich fit ist und keine Vorerkrankungen hat bedeutet lange noch nicht, dass man nur ein bisschen Halskratzen bekommt. Darauf kann man sich nicht verlassen, aber das tun leider viele und nehmen das Ganze nicht ernst.

Was viele auch nicht auf dem Schirm haben, ist, dass man wirklich auf sein Immunsystem zurückgeworfen wird, um da durchzukommen. Wir sind es hierzulande gewohnt, dass Ärzte gegen fast alles irgendeinen Medizin oder Behandlung haben. Hier ist das noch nicht der Fall. Als mein Arzt sagte, atmen und hoffen, da wurde mir ganz anders. Das sollte man sich wirklich klar machen!

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17.4.20

Ich würde gerne wieder arbeiten.
Darf aber noch nicht.
Die Quarantäne wurde um eine Woche verlängert, da ich noch immer nicht so gut atmen kann und nun seit über einer Woche weder Geschmacks- noch Geruchssinn habe und noch verschleimt bin.
Im Anschluss an die Quarantäne wird noch eine Krankschreibung folgen, damit ich wieder zu Kräften kommen kann - in Quarantäne Kondition aufzubauen ist praktisch unmöglich.

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20.4.20

Morgen ist die Ansteckung drei Wochen her, und ich kämpfe immer noch mit Kurzatmigkeit und stellenweise sehr empfindlichen Luftwegen (Brennen beim atmen). Mir wurde gesagt dass es mehrere Wochen bis Monate dauert bis sich die Lunge davon erholt hat. Nun hoffe ich, sie erholt sich überhaupt!
Werde mal mit meinem Arzt darüber sprechen. Und ich hoffe auch dass meine Niereninsuffizienz sich nicht verschlechtert hat. Da muss ich eh alle 3 Monate zur Kontrolle, nächstes Mal in 4 Wochen.

Dass Übergewicht ein Risikofaktor ist für einen schwereren Verlauf ist lange bekannt und betrifft nicht nur Sars CoV2 Infektionen...

Wenn ich die Nachrichten sehe über die Öffnungswelle hier in NRW, keine Maskenpflicht, und alle Leute rennen in die Läden, dann möchte ich schreien!!! Leider fehlt mir dazu die Puste.
Ich habe das Gefühl, die Leute wollen schnellschnell alles wieder normal haben und blenden die Ursache für die Einschränkungen komplett aus. Mich macht das echt fassungslos und mir fehlt für das was hier in NRW abgeht jedes Verständnis.

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21.4.20

Gottseidank habe ich nie geraucht und habe seit 10 Jahren 4-5x die Woche Ausdauersport gemacht.
Das dürfte mir in dieser Situation geholfen haben...

Übermorgen ist der letzte Tag der Quarantäne, diese letzten drei Wochen habe ich mir die frische Luft auf dem Balkon geholt, aber ab Freitag darf ich endlich wieder im Wald spazieren gehen (vom laufen bin ich noch weit entfernt...) und Rad fahren, es kann sich niemand vorstellen wie ich mich darauf freue und ab dann wird es auch mit der Kurzatmigkeit Stück für Stück besser werden.

Und es glaubt mir kein Mensch wie sehr ich mich freue endlich wieder ATMEN zu können Mehrfach am Tag hole ich auf dem Balkon ganz tief Luft, soviel ich kann... und das alleine genieße ich so sehr wie noch kein Stück Schokolade in meinem ganzen Leben!

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24.4.20

Mal ein kurzes Update.
Gestern hat mein Arzt mich untersucht und krankgeschrieben.
Die Luftnot geht nicht weg.
Er hat Labor abgenommen- heute früh rief er an.
Ich habe Montag früh einen CT Termin wegen des Verdachts auf Lungenembolie.
Covid19 macht sowas nämlich auch...heimlich still und leise. Spricht bloß keiner von.
Bis dahin gebe ich mir Thrombosespritzen und soll mich ruhig verhalten. Geil, gerade war die Quarantäne zu Ende. Also wieder drin bleiben.

Ich hoffe nur dass sich das nicht bestätigt. Ich hab echt keine Lust mehr.

Bitte vergeßt nicht wie gefährlich dieses Virus ist- und dass DAS der Grund ist warum all diese Maßnahmen stattfinden und nicht zu früh gelockert werden sollten!
Passt auf Euch auf

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5.5.20

Und hier nochmal ein kurzes Update.
Ende der Woche wurde bei meinem Hausarzt ein neuer Abstrich gemacht. habe gerade eben erfahren, dass ich den kleinen chinesischen Untermieter nun los bin. Gottseidank. Möge er bloß nie wieder hier aufschlagen!

Meine Luftnot bei Belastung wird allerdings nicht besser..
Nach 10 Treppenstufen muss ich stehen bleiben und schnaufe wie eine Dampflok. Gestern musste ich vom Sofa aufstehen um dem Postboten die Tür zu öffnen. An der Tür angekommen hatte ich keine Puste mehr um Hallo zu sagen, das war nur ein Flüstern, glaube nicht dass er das gehört hat als ich das Päckchen annahm...heute Früh habe ich mich im Schlafzimmer angezogen, bin ins Bad und musste mich gleich wieder setzen, weil die Puste weg war und mir schwindelig wurde. Das Herz schlägt dann bis zum Hals. Bei so einer Kraftlosigkeit kommen mir ab und zu auch schon mal die Tränen.

Aber diese Kurzatmigkeit ist begründet. Der CT Befund zeigt zwar, dass es keine Lungenembolie gab, aber es sind deutliche Folgen der durch Covid19 hervorgerufenen ausgedehnten Lungenentzündung sichtbar. Belüftungsstörungen in mehreren Bereichen und in allen Lungenlappen Infiltrationen ( kleine "Pfützen" ) als Reste der Pneumonie.

Nun bin ich weiter krank geschrieben, bekomme noch einmal Blut abgenommen und muss zum Lungenfacharzt.

Vielleicht könnt Ihr Euch vorstellen, was in mir vorgeht, wenn ich höre wie alle Leute nach Lockerungen schreien und sich die Bundesländer plötzlich damit überbieten, wer am schnellsten irgendwas wieder erlaubt. Haben die alle ausgeblendet, dass die Pandemie noch nicht vorbei ist? Geht das nicht etwas vorsichtiger? Muss das sein mit der Bundesliga, dafür fehlt mir jegliches Verständnis!

Ich weiß nicht, ob ich gegen den kleinen Chinesen immun bin und falls ja, wie lange...außer zum einkaufen gehe ich für lange Zeit ganz bestimmt nirgendwo hin- den will ich mir nie, nie wieder einfangen.Und ich hoffe und bete dass sich die Lunge ohne dauerhafte Schäden erholt. Und dass auf der Arbeit, wenn ich wieder hingehe, FFP2 Masken da sind (das ist wohl ein frommer Wunsch, ich hab mir daher schonmal meine eigene gekauft...)

Passt bitte alle gut auf Euch auf.


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1. Oktober 2020

Nach einiger Zeit mal wieder ein kurzes Update.

Heute vor genau 6 Monaten habe ich mich infiziert.
Vor wenigen Tagen habe ich eine Titerbestimmung machen lassen, auf eigene Kosten- bald fange ich den Job auf der Lungenfachstation an und wollte es einfach nur mal wissen. Und siehe da, ich habe noch Antikörper, wenn auch nicht viele. Laut Infektologie werden sie im Laufe der Zeit weiter absinken, was aber nicht schlimm ist, da der Körper nach überstandener Infektion trotzdem eine schnellere und stärkere Immunantwort bei einer Neuinfektion hat.
Trotzdem verhalte ich mich weiterhin, als hätte ich nie Covid19 gehabt. Ohne FFP2 gehe ich nirgendwo hin.

Ganz ok bin ich auch nach einem halben Jahr noch nicht. Die kognitiven Probleme und die Konzentrationsstörungen werden nur langsam weniger- manchmal geht´s ganz gut, aber manchmal geht auf der Arbeit die halbe Übergabe an meinem Gehirn vorbei, und wenn ich morgens Übergabe mache habe ich oft heftige Wortfindungsstörungen und kriege die Infos für die Frühschicht nur zusammen wenn ich mir vorher alles aufschreibe. Auswendig geht gar nichts, da greift mein Gedächtnis ins Leere und das ist ein furchtbares Gefühl. Ein Buch zu lesen oder einen Film zu schauen ist leider noch nicht möglich, nach spätestens 5 Minuten schaltet da oben jemand die Synapsen aus.. Und die Lunge ist mit dem Erholen noch immer nicht fertig- Treppensteigen ist nach wie vor sehr anstrengend, ich puste schon nach einer Etage wie ne Dampflok, und an Ausdauersport ist leider noch immer nicht zu denken. Vor der Infektion hab ich 4 Etagen im Laufschritt genommen. Es ist dann nicht so eine Luftnot wie nach einer normalen körperlichen Anstrengung, sondern es fühlt sich an als ob einfach nicht genug Sauerstoff in der Lunge ankommt...und dann wieder dieser Druck auf dem Brustkorb. Aber der Lungenfacharzt sagte ja das dauert sehr sehr lange.

Interessant ist, dass die künftigen Kollegen, bei denen ich mich ansteckte und auch meine neue Chefin ebenso das Post Covid Syndrom haben, auch heute noch. Sie haben genau die gleichen Nachwirkungen wie ich. Wir haben eben alle ordentlich was abbekommen.

Also passt bitte alle weiter gut auf Euch auf. Diesen Mist braucht wirklich niemand.


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24. Februar 2021

Meine Covid19 Erkrankung ist jetzt schon fast 11 Monate her.

Leider habe ich weiterhin gesundheitliche Folgeerscheinungen. Die Berufsgenossenschaft wird das höchst wahrscheinlich als Berufserkrankung anerkennen. Meine Sachbearbeiterin schlug vor, dass ich, sobald die Anerkennung offiziell ist, für 10 Tage in eine BG Klinik aufgenommen werde, um gründlich untersucht zu werden und hoffentlich ärztliche Hilfe zu bekommen.

Ich bin einfach nicht mehr dieselbe wie vorher, fühle mich um 10 Jahre gealtert, bin nicht mehr so belastungsfähig wie vorher. Unheimlich müde und abgeschlagen und ich kann aus dem nichts so müde werden dass ich im sitzen einschlafen zu jeder Tageszeit. Treppensteigen ist weiterhin mit Luftnot verbunden, aber am Schlimmsten sind die kognitiven Probleme, die beeinträchtigen mich schon ordentlich im Alltag und bei der Arbeit. Fühlt sich an wie eine beginnende Demenz. Ich hoffe und bete, dass sich das noch bessert, mit ärztlicher Hilfe- von alleine wird das wohl nichts.

Heute habe ich meine zweite BioNTech Impfung bekommen und bin total dankbar und erleichtert, dass meine Kolleginnen und ich nun bei der Arbeit geschützter sind. Wir machen nachts die Notaufnahme mit und haben ständig Covid Patienten auf unserer Station.

So nahe, wie wir täglich mit Covid19 konfrontiert sind, und so hoch wie unsere Gefährdung dadurch ist, vor allem auch mit diversen Mutanten in Kontakt zu kommen, wollte niemand von uns Astra Zeneca haben. Der ist eher was für Menschen, die nicht mitten in der Front stehen.

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10.5.21

Ich melde mich aus der Reha.
Hier bin ich bestens aufgehoben. Alle sind unheimlich freundlich und engagiert, Long Covid Patienten zu helfen. Und die geben mit der Diagnostik ordentlich Gas.
Gestern gab es die neuropsychologischen Untersuchungen und ein psychologisches Anamnesegespräch.
Heute ging dann richtig die Post ab:
Schädel MRT
Herzultraschall
Lungenfunktion
6 Minuten Gehtest
EKG
Spiro-Ergometrie
Physiotherapie incl Treppen Belastungstest (das war sogar noch schlimmer als die Spiro-Ergometrie :thud: )
Ergotherapie

Mal sehen was als Nächstes kommt.
Als kleines Schmankerl wurde ich den ganzen Tag von zwei Journalisten der ZEIT begleitet, die eine Reportage über die Long Covid Diagnostik hier im Krankenhaus machen. Der Artikel erscheint online Ende Mai, und ich bekomme den Link von den Journalisten zugeschickt. Bin schon sehr gespannt.

Meine Zimmernachbarin hat auch Long Covid. Sie hat sich auch auf der Arbeit angesteckt (Altenpflege) und war 6 Wochen auf Intensiv.

Die Ärzte sagten mir, dass bisher alle Long Covid Patienten, die sie behandelt haben, genauso wie ich in erster Linie kognitive Probleme, Fatigue und Luftnot bei Belastung haben, auch diejenigen bei denen es so wie bei mir schon ein Jahr her ist.

Unfassbar wie viele verschiedene Folgeschäden Covid19 davon unabhängig auch hinterlässt.

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5. Januar 2022

Heute wieder mal ein Update von mir:
Die Reha hat super geholfen gegen die Probleme mit meiner Lunge und die Fatigue. Was leider nicht ganz weg ist sind die kognitiven Probleme, sprich Konzentrations-und Gedächtnisstörungen. Sie waren nach der akuten Infektion massiv, wurden nur sehr langsam besser und verschlimmerten sich nach der Grundimmunisierung erneut. Nach der Reha ging es etwas besser, aber seit der Booster Impfung hat es sich wieder verschlechtert. Entsprechend graust es mir vor der nächsten Impfung, weil die wahrscheinlich zeitgleich mit dem Beginn meines neuen Jobs sein wird, da kann ich mir solche Ausfälle echt nicht leisten. Leider glauben mir die Ärzte das nicht, und es ging allen Long Covid Betroffenen in der Reha genauso.

Meine Infektion war am 1.4.2020 und heute noch hab ich die Folgen...ich bin unglaublich froh darüber diese Hölle überstanden zu haben, und freue mich jedes Mal aufs neue wenn ich mich ohne Luftnot bewegen und Sport machen kann. Die Vernarbungen in der Lunge gehen nie wieder weg, aber die Lunge funktioniert top. Aber auch die Veränderungen im Gehirn werden bleiben und die Gerinnungswerte (D-Dimere) sind noch viel zu hoch, und die Ärzte die mich betreuen kennen dagegen kein Mittel. Hoffentlich wird da mal was gefunden.
Viele Erinnerungen aus dem Langzeitgedächtnis bleiben wohl für immer verschwunden. Da gibt es etliche pechschwarze Löcher...kann mich an so vieles nicht mehr erinnern z.B mit den Kindern, was mir echt weh tut. Das ist wohl unwiderbringlich verloren.
Long Covid scheint irgendwie überhaupt kein Thema mehr zu sein in der Berichterstattung (Hirschhausen war da letztens eine großartige Ausnahme), leider. Dabei wird es immer mehr Leute betreffen.

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