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Regionaltreffen im November 2012 "Äthiopien"

Für das Regionaltreffen am 15. November hatten wir Volker und Ulla Störing vom Äthiopien-Kreis der Evangelischen Kirchengemeinde in Zornheim eingeladen, über das Projekt „Hundee Guddinaa“ zu berichten.

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Mitgebracht hatten die Beiden nicht nur eine Präsentation über das Projekt, sondern auch einen Film von einer Reise in den Norden Äthiopiens. Wir erfuhren einiges über das Land mit einer jahrtausende alten Kultur. Der Legende nach brachte Kaiser Menelik I., Sohn der Königin von Saba und des Königs Salomon, die Bundeslade (die Steintafel mit den Zehn Geboten, die Moses von Gott erhielt) von Jerusalem nach Aksum.

Äthiopien ist das älteste unabhängige Land Afrikas und war nur während des Zweiten Weltkrieges durch Italien besetzt. Es ist damit der einzige Staat Afrikas, der nie unter europäischer Kolonialherrschaft stand.

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Die Partner, die das Projekt in Ambo gemeinsam mit dem Äthiopienkreis in Zornheim ins Leben gerufen haben.
Foto: Volker Störing

Der Film entlang der historischen Orte und Plätze des Nordens vermittelt einen Einblick in die beachtenswerte Vergangenheit. Die Burgen von Gondar, die aus dem Fels gehauenen Kirchen von Lalibela sowie die geheimnisvollen Stelen von Aksum sind ein großartiges Kulturerbe und zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Am idyllischen Tana-See befindet sich der Ursprung des Blauen Nil mit den spektakulären Tis-Isat-Fällen. Auf den “verwunschenen” Inseln des Tana-Sees stehen historische Klöster, die Innen oft mit farbigen Decken- und Wandgemälden verziert sind. Feierlichkeiten und Zeremonien der Orthodoxen Kirche bestimmen das tägliche Leben der Bevölkerung.

Das faszinierende Land kann eine lange und stolze Geschichte aufweisen, die bis zu den Anfängen der Menschheit zurück reicht. Die Überreste von Lucy, das älteste weitgehend erhaltene Skelett eines „Vormenschen“ und mehr als 3 Millionen Jahre alt, wurde hier gefunden und ist heute im Nationalmuseum der Hauptstadt Addis Abeba zu besichtigen.

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Gondar, die alte Kaiserstadt, liegt eingebettet zwischen Bergen auf einer Höhe von 2.133 m. In Gondar befinden sich zahlreiche historische Gebäude und Kirchen.

Das Zentrum der äthiopisch-orthodoxen Kirche befindet ich in Aksum, der ehemaligen Hauptstadt des gleichnamigen Reiches. Der Film zeigt die Feierlichkeiten des Timkat-Festes, zu dem Tausende von Pilgern die Stadt besuchen.

Lalibela, ein kleiner Ort in den Bergen beherbergt ein Labyrinth aus Steinen, Höhlen und unterirdischen Gängen. Die elf Kirchen sind in rote Basaltlava gemeißelt und zeugen vom christlichen Glauben in Äthiopien. Heute zählen diese Kirchen zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Im Gegensatz dazu, Addis Abbeba, Äthiopien Hauptstadt mit mehr als drei Millionen Einwohnern. Es lockt mit interessanten Museen und alten Palästen und Afrikas größtem Straßenmarkt, dem Mercato.

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Die Gruppe steht vor dem Schulgebäude, das mit wunderschön gemalten, extakten Zeichnungen versehen ist.
Foto: Volker Störing

Nach einer kurzen Pause geht es weiter mit einer Präsentation und Volker Störing erzählt, dass Äthiopien ein Land mit etwa 90 Mio. Einwohner aus 80 verschiedenen Völkern mit unterschiedlichen Sprachen und Kulturen ist. Dominiert wird das Land auf politischer und kultureller Ebene von den Amharen. Obwohl sie offiziell nur etwa 27 % der Bevölkerung stellen, ist ihre Sprache, das Amharische, Amtssprache. 6 % gehören zu den Tigray, die vor allem im Norden, dem Kernland des historischen äthiopischen Kaiserreichs wohnen. Die zahlenmäßig größte Volksgruppe mit 35 % sind die Oromo, die im Süden, Osten und Westen des Landes leben.
40 % der Äthiopier sind äthiopisch-orthodoxe Christen, 35 % Muslime und 10 – 15 % protestantische Christen.
Äthiopien hat etwa 90 Millionen Einwohner, davon sind 50 % im schulpflichtigen Alter. Nur 3 % sind über 65 Jahre. Eine äthiopische Frau bringt im Laufe ihres Lebens im Durchschnitt 5,3 Kinder zur Welt. Äthiopien ist eines der ärmsten Länder der Welt. Auf dem Human Development Index nimmt es Platz 174 – von insgesamt 187 Länder – ein. (Stand 2011).
Mehr als die Hälfte der Äthiopier, vor allem Frauen, sind Analphabeten. Offiziell gilt in Äthiopien zwar die Schulpflicht, aber sie wird nicht konsequent durchgesetzt. Viele Menschen haben kein Geld, für die Kinder das Schulgeld zu bezahlen, oder sie werden auf den Feldern gebraucht. Zudem werden an den staatlichen Schulen bis zu 120 Kinder in einer Klasse unterrichtet.

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50 % der äthiopischen Bevölkerung sind im schulpflichtigen Alter.
Foto: Volker Störing

1996 wurden vom Zornheimer Gemeindemitglied Vera von Mengden, die zehn Jahre als Missionsschwester in Äthiopien gearbeitet hat, Kontakte zu Pastor Moroda Mossa in Ambo, 120 km westlich der Hauptstadt Addis Abeba, hergestellt. 1998 wurde eine Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirchengemeinde Zornheim und der Gemeinde der Mekane-Yesus-Kirche in Ambo gegründet mit dem Ziel, die Menschen dort bei verschiedenen Projekten finanziell zu unterstützen. 2003 berichtete Pfarrer Moroda Mossa bei einem Besuch in Zornheim von der Bildungsmisere an den staatlichen Schulen seines Heimatlandes. Der Kirchenvorstand beschloss daraufhin, den Bau und die Unterhaltung einer Vorschule (Kindergarten) und Grundschule durch Spenden zu unterstützen. Das Projekt „Hundee Guddinaa“, was in der Oromo Sprache „Bildung ist die Basis für Entwicklung“ bedeutet, wurde ins Leben gerufen.

Kindergarten in Äthiopien
Vorschule in der Gemeinde Ambo
Foto: Volker Störing

Dieser Link zeigt eindrucksvoll, wie alles begann und was in wenigen Jahren mit den Spenden erreicht werden konnte.

Bei jährlichen Besuchen in Ambo, zuletzt im April 2012 – und wieder im Januar 2013 – überzeugen sich Mitglieder des Äthiopienkreises über den Fortschritt und die finanzielle Situation des Schulprojekts. Zwischendurch erhalten sie von den Freunden aus Ambo telefonisch oder schriftlich Informationen. Bei Veranstaltungen in Zornheim und Mainz-Ebersheim wird über die Besuche mit aktuellen Bildern und Zahlen berichtet.

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Mit Begeisterung lernen die Kinder in der Schule.
Foto: Volker Störing
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Das tägliche Gebet darf nicht fehlen.
Foto: Volker Störing

Der aktuelle Flyer belegt eindrucksvoll, was bisher erreicht wurde:
- Über 53.000 € wurden bisher für das Schulprojekt gespendet (Stand Mai 2012).
- Für 30 % der Kinder wird das Schulgeld ganz oder teilweise übernommen. Das Schulgeld beträgt 80 Birr pro Monat (etwa 3,40 €).
- Für medizinische Notfälle ist eine Rücklage in Höhe von 200 € vorhanden.
- Über 2.000.- € wurden bisher aus dem Verkauf des Gewürzes „Berbere“ erzielt.

Viele identifizieren sich mit dem Projekt:

- Über 200 Personen haben sich bisher mit regelmäßigen Spenden beteiligt.
- Anlässlich „runder“ Geburtstage und Jubiläen wurden über 23.000 € gespendet.

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Blick auf den Schulhof.
Foto: Volker Störing
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Spiel und Sport kommen nicht zu kurz.
Foto: Volker Störing

Wie wird geholfen:
- Unterstützung einer Vorschule mit drei Klassen für Kinder ab 3 Jahre
- Finanzierung einer Grundschule bis Klasse 8
- Über 30 % der Kinder werden durch Bezahlung des Schulgeldes finanziell unterstützt
- Hilfe bei der Lehrerbezahlung
- Hilfe bei der Schaffung benötigter Unterrichtsräume, Lehrerzimmer, Schulbüro und sanitären Einrichtungen.

Konkret sieht es so aus:
- In 2011 genehmigte die Schulbehörde die Erweiterung für die Klassen 5 – 8.
- In 5 Grundschulklassen werden 84 Kinder und in drei Kindergartenklassen 65 Kinder unterrichtet.
- 13 Lehrkräfte und Betreuerinnen sind an Kindergarten und Schule angestellt.
- Es gibt eine Sportgruppe, in der sowohl Jungen als auch Mädchen regelmäßig trainieren.
- Es gibt eine Partnerschaft mit der Zornheimer Grundschule
- Die Schule hat eine Bibliothek und wird zur Zeit mit Computern (Laptops) ausgestattet.

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Auch der Sport kommt nicht zu kurz
Foto: Volker Störing
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Trainieren hier künftige Olympia-Sieger?
Foto: Volker Störing

Es ist mucksmäuschenstill, während wir die Bilder von der Schule, den fröhlichen Kindern in den Klassenzimmern und beim Sportfest, Bilder einer Hochzeit in Ambo sehen, aber auch von den Schwierigkeiten bei der Infrastruktur und des Alltags erfahren. Wir sehen Aufnahmen maroder Elektroanschlüsse, Stahlgerippe von Hochhäusern, in die niemand einziehen will oder sich finanziell leisten kann.

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Lächeln für die Kamera
Foto: Volker Störing

Volker Störing schließt mit dem Satz: „Es bleibt noch viel zu tun, und weitere Unterstützung ist dringend erforderlich, um den Kindern durch eine qualifizierte Schulbildung eine bessere Chance für ihre Zukunft zu ermöglichen.“

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Die Mitglieder bedanken sich nach der Präsentation und den interessanten Informationen mit einem herzlichen Beifall, Fragen werden gestellt und etliche wollen ein Glas des scharfen äthiopischen Gewürzes Berbere erwerben. Mit dem Erlös eines Glases, das 4 € kostet, wird einem Waisen- oder bedürftigen Kind der Schulbesuch für einen Monat finanziert. Die Mischung des scharfen – rein biologischen - Gewürzes aus roten Chilis, Knoblauch, Salz, Wermut, Ingwer, Schwarzkümmel, Basilikum, braunem Kardamon und Zwiebeln wird auf natürliche Weise hergestellt. Getrocknet werden die einzelnen Zutaten in der Sonne, die reichlich vorhanden ist. Mit viel Kraft werden sie dann in Mörsern zerstoßen, in eine der zahlreich vorhandenen Gewürzmühlen gemahlen. Von Soyame, einer Frau aus der Partnergemeinde in Ambo, die die Zubereitung des Gewürzes von Kindesbeinen an kennt, wird „Berbere“ nach einem alten Hausrezept gemischt.

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Die Frauen kennen die alten Hausrezepte für die Mischung der Gewürze.
Foto: Volker Störing

Die Fotos im Bericht stammen von Volker Störing und wurden mir von ihm zur Verfügung gestellt. Wer mehr über das Projekt "Hundee Guddinaa" wissen will, kann sich gerne per Mail an volker.stoering@ekg-zornheim.de wenden.

Die Bilder des Abends sind von unserem Mitglied bakru26 (Günter). Hier kannst Du Dir sie alle ansehen.

(eingestellt am 20.11.2012)

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Autor: Feierabend-Mitglied

Rosemarie Egenolf

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