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Feierabend ist keine Laubenkolonie
Seit 5. Oktober 2008 bin ich Mitglied bei Feierabend. Über meinen Anfang dort und über das, was folgte, habe ich einmal eine kleine Geschichte geschrieben. Und jetzt folgt eine Lesung:
Ich habe fast 44 Jahre mit demselben Mann zusammengelebt, davon drei in Wilder Ehe und den Rest mit ordentlichen Papieren. Als Traumpaar gestartet und dann nach einigen Jahren wieder auf dem Boden angekommen. So wie bei allen Leuten, die auf eine lange Erfahrung zurückblicken können. An manchen Tagen wusste man genau, dass nur noch Scheidung hilft. Am Abend war man dann schon wieder anderer Meinung. Also Normalos.
Mit Männern hatte ich also keine Erfahrung, als ich nach mehr als drei Jahren Trauerzeit feststellte: Ich lebe ja noch. Also vorwärts. Vorwärts hieß durch Zufall Feierabend. Es war eine Lesung in einer Weinstube angekündigt, zu der ich mich allerdings nur mit eingetragenem Nick-Namen anmelden konnte. Stellte sich die Frage: Wie will ich heißen? Als Lakritzenliebhaberin lag auf meinem Tisch eine Tüte mit diesem bunten Konfekt, und ich fand, der Name passt. Bunt und schwarz, süß und salzig, meistens weich, manchmal zäh, und ab und zu beißt man sich die Zähne dran aus. Dasselbe hatte aber offensichtlich schon eine andere Dame vor mir gedacht. “Lakritze” war besetzt. Also ergänzte ich meinen Namen, an den ich mich im Kopf schon gewöhnt hatte, mit einer Hundert
An der Lesung habe ich dann teilgenommen und anschließend noch an vielen Veranstaltungen und habe dabei lauter nette und humorvolle Menschen kennengelernt.
Was nach der Anmeldung allerdings passierte, sprengte meine Vorstellungskraft in Sachen Mann. Bisher kannte ich nur brave Familienväter, sonst nix. Der erste FA-Mann wünschte mir ein schönes Wochenende. Ach wie nett. Ich wünschte zurück, weil sich das so gehört. Danach kam per SN ein Nacktfoto. Erschrocken, aber tapfer blieb ich weiterhin im Netz. Inzwischen laufen aber viele Typen mit ganz speziellen Wünschen und dem Hinweis, dass sie gebunden, aber vernachlässigt seien über meine VK. Ja liebe Männer, ich bin solo und auch vernachlässigt. Laufe ich durchs Netz und mache eindeutige Angebote?
Dann gibt es noch die ganz Jungen. Die wünschen sich romantische Abende mit einer älteren Frau, auch ruhig etwas mollig, fahren aber tagsüber Snowboard oder Inline-Skates. Zu einem sehr ausführlichen Brief von so einem Romantiker habe ich dann auch mal sehr ausführlich Stellung genommen. Ich könne mir vorstellen, an der Hotelbar auf ihn zu warten, bis er aus den verschneiten Bergen mit seinem Snowboard zurückkäme,denn ich wäre für Thekengespräche besonders gut geeignet. Dass er aber auf Inlinern durch die Stadt saust und ich an Krücken oder Rollator nebenher, das überstiege doch bestimmt auch seine Vorstellungskraft.
Junge Männer kann ich jede Menge haben. Diese Lümmel kommen meistens ab Freitagnachmittag. Da haben sie Feierabend und sind zu faul, ein lebendiges Mädchen anzubaggern. Also fragt der attraktive 25jährige bei einer alten Frau an, ob sie nicht neugierig auf die sexuelle Erfüllung wäre. Nein! Nein! Nein! Nicht mit Dir!
Irgendwann habe ich dann meine VK geändert und das Wort “offen” zwischen den Wörtern “humorvoll” und “gesellig” herausgenommen. Seitdem bin ich schon nicht mehr ganz so interessant und der Besucherstrom verlangsamt sich - auch am Wochenende.
Dankbar bin ich aber allen Mitgliedern im gesamten FA-Gebiet, mit denen ich korrespondieren, manchmal auch flirten kann, ohne dass ich mein Vokabular ausschließlich auf Erotik beschränken muss. Besucht mich ruhig weiter, ich bin für Gespräche offen.
Karin/10Lakritze
August 2022
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