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Vilbel 2018_Lahnelster

Bad Vilbel - Quellen und Mineralwasser



Gewitter und Unwetter waren für den 24. Mai vorhergesagt. Keine guten Aussichten für unseren Ausflug nach Bad Vilbel. Unser Mitglied Horst/martin53 wollte uns mit auf einen „Stadtrundgang für Neugierige“ durch seine Heimatstadt in der Wetterau nehmen und uns von Gebäuden und Menschen erzählen, die die Geschichte der Kurstadt prägen.

15 Teilnehmer (5 hatten kurzfristig absagen müssen) waren pünktlich am Mainzer Hauptbahnhof und wurden am Vilbeler Bahnhof von Horst (mit Strohhut) und Hans-Rüdiger/lahnelster, in Empfang genommen. Hans-Rüdiger hatte seine Tour mit der Gruppe Frankfurt-City am gleichen Tag wegen der angekündigten Unwettergefahr absagen müssen. Horst versorgte uns erst einmal mit einem Kräuterschnaps gegen aufkommende Magenschmerzen, die ich angesichts der dunklen Wolken und erster Regentropfen verspürte.

Geschützt in einem Bushäuschen erzählte er uns etwas über die Geschichte der ca. 30.000 Einwohner großen Stadt, die bereits zur Römerzeit bekannt durch ihre Quellen und Bäder war. Vilbel erhielt 1948 das Prädikat „Bad“. Aber bereits in den 1960er Jahren wurde der Kurbetrieb größtenteils wieder aufgegeben, so dass in den 1990er Jahren das Prädikat wieder aberkannt werden sollte. Es gibt zwar immer noch die Heilquellen und den Kurpark, aber keine Kurklinik und keinen Kurbetrieb. Nur wenige Gäste verirren sich deshalb nach Bad Vilbel; sie ziehen andere Kurorte in der Umgebung vor.

Dabei lohnt sich der Besuch durchaus, denn Bad Vilbel hat eine kleine, schmucke Altstadt mit zahlreichen fränkischen Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Vor unserem Stadtrundgang und angesichts der dunklen Regenwolken führt uns Horst auf den Niddaplatz, der "Neuen Mitte" von Bad Vilbel. Hier gibt es zahlreiche Geschäfte, kleine Cafés und die neue, moderne Stadtbibliothek, die auf einer Brücke über die Nidda erbaut wurde und das Café Wewe beherbergt. Einige von uns kehren dort ein, die anderen versorgen sich auf dem Wochenmarkt mit Wurst und Käse und sitzen geschützt unter einer Zeltplane.

Vilbel 2018_lahnelster



Um 13 Uhr treffen wir uns am verabredeten Punkt auf dem Niddaplatz und spazieren durch die Frankfurter Straße in Richtung Kurpark. Unterwegs machen wir immer wieder einen Stopp und Horst erzählt uns etwas über die Gebäude und deren Geschichte. Als Vilbeler Bub ist er gut informiert und hat so manches Anekdötchen parat.

Das alte Zentrum von Vilbel wird geprägt vom Marktplatz, Rathaus und Brunnen- und Bädermuseum. Am Marktplatz trafen sich im Mittelalter die Straßen aus allen Richtungen, war doch hier der einzige Übergang über die Nidda. Das Alte Rathaus aus dem Jahr 1498 ist im fränkischen Stil errichtet und war Gerichtsstätte und Weinkeller. Es überstand alle Kriege ohne Schäden.

Das Brunnen- und Bädermuseum ist nur zu bestimmten Zeiten geöffnet. Es zeigt einen Überblick über die mehr als 450-jährige Geschichte der Vilbeler Mineralquellen.
In dem Haus, das vor der Sanierung „Brod’sches Sprudelbad“ hieß, entdeckte Carl Brod eine Mineralquelle; die Bohrungen waren im Jahr 1900 beendet. Er richtete sieben Badezellen ein; die Geschichte des Kurbades beginnt. Bereits 1901 werden Sprudelströmungsbäder verabreicht. Schon bald reisen aus ganz Deutschland Kurgäste an. Besonders bei Rheumatismus, Frauen-, Herz- und Nervenleiden und Lähmungen zeigen die Badekuren gute Erfolge. 1910 wird der Sprudel als Heilquelle anerkannt. 1935 versiegte der Brod’sche Sprudel – wahrscheinlich wegen der vielen neu gebohrten Brunnen.

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Kleine private Mineralquellen – so unser sachkundiger Vilbel-Führer Horst – gab es zahlreiche in Vilbel. Man musste auch nicht tief bohren, dann sprudelte es sozusagen im eigenen Keller oder Hof. Die Vilbeler Bürger hatten das Recht, Wasser kostenlos abzufüllen; es wurde u.a. nach Frankfurt und Offenbach verkauft. Um 1900 gab es bereits fünf Mineralbrunnenbetriebe: Sauerbrunnen – Ludwigsquelle – Hassia-Sprudel - Elisabethen-Quelle und Luisen-Brunnen.

Ab 1920 bricht in Vilbel ein regelrechtes Bohrfieber aus; in den 1930er Jahren gibt es 30 Mineralbrunnenbetriebe – übrig geblieben ist nur Hassia, unser Ziel am Nachmittag.


Mehr über die Bad Vilbeler Mineralwässer - klicke hier


Einer der ersten, der durch die Vermarktung des Mineralwassers bekannt wird, ist Friedrich Grosholz. Seine Büste steht am Marktplatz am Bad Vilbeler UrQuelle-Brunnen.

Bereits 1875 gründete er einen Mineralwasservertrieb und verkaufte das Mineralwasser in Steingutkrügen. 1882 übernimmt Carl Heinrich Kullmann den Betrieb. Dieser modernisiert die Abfüllmethoden mit Maschinen und setzt dem Mineralwasser Kohlensäure zu. Außerdem verwendet er die ersten Glasflaschen. Sein Nachfolger, Georg Otto Weihl ändert den Namen „Louisenquelle“ in „Luisen-Brunnen Vilbeler UrQuelle“. Seine Söhne entwickeln den elterlichen Betrieb zu einem der größten Bad Vilbeler Mineralbrunnenbetriebe. 1967 verkaufen sie das erste „stille“ Mineralwasser, die Bad Vilbeler UrQuelle. 1982 fusioniert das Unternehmen mit der Firma Hassia und zählt heute zu einem der Verkaufsschlager der Hassia-Mineralquellen.

(Quelle: https://www.bad-vilbeler-urquelle.de/unternehmen/geschichte )

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Wir laufen ein Stück durch die älteste Straße Vilbels, die Lohstraße.

Vorbei am jüdischen Friedhof gehen wir in den Park am Niddaufer und kommen zum 1972 aufgestellten Lohgerberbrunnen. Schon zu Beginn des 19. Jh. waren in Vilbel 56 Berufsgruppen vertreten, darunter 27 Handwerksgruppen. Die Lohgerber (Loh = Leder) wurden bereits in den Zunftordnungen von 1713 und 1757 erwähnt.

Die Zeit drängt: Nicht nur, daß sich über unseren Köpfen dunkle Regenwolken zeigen, wir sollen uns um 14 Uhr zur Führung bei Hassia Mineralquellen einfinden.

Dort empfängt uns Herr Liebermeister, der als Vorsitzender des Stadtmarketingvereins seit 17 Jahren Besuchergruppen durch die Hassia Mineralquellen führt. Leider scheint Herr Liebermeister etwas genervt, wobei ich nicht weiß, ob es an unserer durstigen Gruppe oder an unseren zahlreichen Fragen liegt.

Er gibt uns einen ersten Überblick über die Geschichte von Hassia Mineralquellen und die Produktpalette der Firma. 2017 erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von 246 Millionen Euro. Hassia besteht aus sieben Tochtergesellschaften (Stammhaus Hassia Mineralquellen mit den Standorten Bad Vilbel und Rosbach, Lichtenauer Mineralquellen, Thüringer Waldquell, Glashäger Mineralbrunnen, Wilhelmsthaler Mineralbrunnen, Rapp’s Kelterei sowie Kumpf Fruchtsäfte) und beschäftigt 1200 Mitarbeiter an acht Produktionsstandorten (Quelle: Wikipedia.de).


Derzeit werden aus 34 Quellen in Bad Vilbel 16 verschiedene Wässer befüllt. Mit 90% ist Mineralwasser das stärkste Produktsortiment unter den alkoholfreien Erfrischungsgetränken. Der Mehrweganteil bei Hassia Mineralwasser liegt bei 91 %.

Unsere zahlreichen Fragen beziehen sich vor allem auf die Reinheit zwischen Glas- und PET-Flaschen, der täglichen Kontrolle durch das unabhängige Institut Fresenius und der Zusammensetzung der Mineralien.

Interessant auch das Verhältnis der Verpackungsstruktur zwischen Glas- und PET-Flaschen (wenn Du auf das Bild klickst, erscheint es größer und schärfer !)


Nach den ausführlichen Informationen, auch zum Umweltschutz, den Produkten und der Nachhaltigkeit können wir uns bei einem Unternehmensfilm mit Kaffee, leckerem Kuchen und Erfrischungsgetränken erholen.

Danach werden wir für den Rundgang durch die Produktionsräume aus hygienischen Gründen mit einem Haarnetz, und für die Erklärungen wegen der Geräuschkulisse im Produktionsbetrieb mit einem Headset ausgestattet.

Vilbel 2018_lahnelster

Zunächst führt uns Herr Liebermeister ins Quellenmuseum, das 2004 eröffnet wurde.

Hier sehen wir anhand von Fotos und Dokumenten die Firmengeschichte. Dazu gehören auch persönliche Exponate des bereits in der fünften Generation geführten Familienunternehmens.

Bei Wikipedia ist zu lesen: „Das Unternehmen geht auf den Gastwirt und Getränkehändler Johann Philipp Wilhelm Hinkel zurück, der im Jahr 1864 auf dem Familiengrundstück in der Frankfurter Straße 2 eine erste Quelle erschloss.

Sein Sohn Fritz Hinkel ließ das Unternehmen im Jahr 1900 als Hassia-Mineralbrunnen-Sprudel in das – 3 -Handelsregister eintragen. Fritz Hinkels Söhne, Wilhelm und Otto Hinkel, sorgten in den späten 1920er Jahren für eine deutliche Steigerung der Zahl an Füllungen. 1935 entstand durch eine 320 Meter tiefe Bohrung im Bad Vilbeler Kurpark eine weitere Quelle, über der heute der „Quellentempel“ steht, eines der Aushängeschilder der Stadt, die heute mit dem Slogan „Stadt der Quellen“ für sich wirbt.

Günter Hinkel, der Urenkel des Gründers Philipp Wilhelm Hinkel, übernahm 1964 die Geschäftsführung, seit 2002 ist sein Sohn Dirk Hinkel gleichberechtigter Geschäftsführer des mittlerweile zum Konzern angewachsenen Familienbetriebs.

Interessant auch die alten Reinigungs-, Abfüll- und Etikettiermaschinen seit Beginn der Industrialisierung, die verschiedenen Etiketten und Verschlüsse und die Entwicklung von den Steingutkrügen über die verschiedenen Glasflaschen bis hin zu den modernen PET-Flaschen.

Bild lks: eine Flaschen-Reinigungsmaschine, wie sie früher ausgesehen hat (Foto aus dem Brunnenmuseum von Horst/martin53)

Danach dürfen wir die Produktionshallen betreten. Dank der Headsets können wir gut den Erläuterungen von Herrn Liebermeister folgen, denn es herrscht, wie überall in Abfüllbetrieben, ein ziemlicher Lärm.

Von der Brücke aus können wir die einzelnen Produktionsschritte erleben, vom mehrfachen Reinigungsvorgang bis zum Befüllen der Flaschen, die verschiedenen Produktkontrollen nach jedem Füllvorgang, das Verschließen und Etikettieren bis hin zum Einsetzen in die Kästen, die ebenfalls vorher einer genauen Kontrolle unterzogen werden. Eine logistische Meisterleistung. Kaum noch vorstellbar, dass vor gar nicht allzu langer Zeit eine Vielzahl von Mitarbeitern rund um die Uhr am Fließband standen und die heute voll automatisierten Abläufe von Hand bewerkstelligten. Heute sieht man nur noch wenige, dafür um so technisch versiertere Mitarbeiter, die bei Störungen schnell eingreifen müssen.

Horst/martin53 hat das Bild im Brunnenmuseum aufgenommen - so sah eine Abfüllmaschine 1935 aus !

Da in den Produktionshallen nicht fotografiert werden darf, nimmt Dich der Unternehmensfilm auf einem Rundgang durch das Unternehmen mit - klicke hier

Vilbel 2018_martin53



Am Ende der etwa 2,5stündigen Führung bekommen wir noch eine Tasche mit einem Geschenk des Hauses überreicht und bedanken uns bei Herrn Liebermann für die kompetente Betreuung und Begleitung.

Als wir nach draußen treten, staunen wir nicht schlecht: Die Wolken haben sich verzogen, die Sonne lacht.


Schnellen Schrittes gehen wir wenige Meter in den Kurpark. Horst will uns noch den Römerbrunnen zeigen. Er wurde in den Jahren 1929 – 1930 von den Vilbeler Kohlensäurewerken erbohrt und zählt zu einem der kohlensäurehaltigsten Mineralwässer Deutschlands. Das Mineralwasser ist stark eisenhaltig, wie wir an der roten Farbe sehen können.

Vilbel 2018_lahnelster


Nach diesem Abstecher streben wir unserer letzten Station, der Alten Mühle zu. Das Kulturzentrum mit Restaurantcafé liegt zentral im Kurpark. Ich hatte Plätze im Restaurant reserviert. Da aber der schön gelegene, lauschige Innenhof nicht voll besetzt ist, dürfen wir draußen Platz nehmen. Die Speisekarte bietet eine umfangreiche Auswahl mit so manchen lukullischen Überraschungen.

Vilbel 2018_lahnelster
Vilbel 2018_lahnelster


Kurz nach 19 Uhr bringen uns Horst und Hans-Rüdiger zur Bushaltestelle. Müde vom Laufen wollen wir uns die 20 - 30 Minuten, die wir bis zum Bahnhof gebraucht hätten, nicht mehr antun. Mit dem Bus sind es weniger als 5 Minuten. Die Heimfahrt birgt an diesem Abend so manches Hindernis, aber nach 3 Stunden sind wir wieder in Mainz gelandet.

Unser besonderer Dank gilt Horst/Martin53 für den erlebnisreichen Tag in Bad Vilbel und für die hervorragende Stadtführung. Ebenso ein herzliches Dankeschön für die von ihm überlassenen Informationen, die mir die Recherche für den Bericht erleichtert haben, ebenso für die überlassenen Bilder, von denen etliche im Bericht Verwendung fanden, und die kleinen, aber feinen Überraschungen !



Ein ganz herzliches Dankeschön auch an Hans-Rüdiger/lahnelster, der wieder für wunderbare Erinnerungsfotos sorgte - hier als Hahn im Korb, pardon: in der Mitte zwischen Sonja und Monika.

Seine Fotoshow kannst Du Dir hier ansehen - viel Spaß dabei !




(eingestellt am 28.5.18)

Autor: Feierabend-Mitglied

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