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Die Makedonisch-Orthodoxe Kirche in Mainz

Makedonische Kirche_Widilo

Im Rahmen unseres Programms, andere Religionsgemeinschaften kennen zu lernen, besuchten 30 Mainzer Mitglieder am 26. Januar die makedonisch-orthodoxe Kirche "Heiliger Nikolaus" in Mainz-Hechtsheim. Sie ist eine Besonderheit, denn es ist die einzige im byzantinischen Stil erbaute makedonisch-orthodoxe Kirche in Deutschland. Daneben gibt es noch eine Kirche in der Schweiz und in Malmö in Schweden. In Deutschland gibt es zehn Gemeinden der makedonisch-orthodoxen Kirche. Das Oberhaupt ist ein Erzbischof, der in Schweden lebt.

Die Kirche in Mainz steht mitten im Gewerbegebiet und wir waren interessiert daran, die Geschichte der Entstehung, mehr über das Gebäude und vor allem über die makedonisch-orthoxe Gemeinde zu erfahren.

Der Kontakt zu dem Vorstandsmitglied Borce Markovski war schnell hergestellt. Da Herr Markovski an dem Tag beruflich unabkömmlich war, sprangen dankenswerterweise der 1. Vorsitzende, Mirce Filiposki und Pfarrer Konstantin Pavlevski ein. Wir wurden freundlich von beiden Herren begrüßt und bedankten uns mit einer Spende, die ich zu Beginn der Führung überreichte.

Schon von außen ist die Kirche ein beliebtes Fotoobjekt, innen entpuppt sie sich als ein wahres Kleinod.

Makedonische Kirche_fidelis45

Mirce Filiposki erzählt uns über die Entstehung der Kirche und wir hören und spüren, dass er und seine Mitstreiter nicht nur viel Zeit und Geld, sondern vor allem viel Herzblut in das Gebäude gesteckt haben. Dazu kamen Glück, viele Zufälle und Beziehungen. Entstanden sind Freundschaften und ein unglaubliches Zusammengehörigkeitsgefühl.

Filiposki ist seit 2005 Vorsitzender der makedonisch-orthodoxen Kirchengemeinde. Als Gastarbeiterkind in Mainz geboren, überredete ihn sein Vater, den Posten zu übernehmen. Da war er 27 Jahre alt.

Ich habe ein interessantes Video im Internet gefunden -
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Makedonische Kirche_fidelis45

1989 war die Kirchengemeinde von makedonischen Familienväter, die als Gastarbeiter in den 60er Jahren nach Mainz und Umgebung kamen und hier eine neue Heimat gefunden hatten, gegründet worden. 20 Jahre waren sie Gast in der Gemeinde St. Bernhard in Bretzenheim, wo sie in der kleinen Kapelle der Gemeinde ihre Gottesdienste halten konnten. Nun übertrugen sie die Aufgaben an ihre Kinder. Gemeinsam mit dem neuen Vorstand, der – wie Filiposki erzählt – aus dem Nachwuchs der zweiten Generation der ehemaligen Gastarbeiter bestand, wollten sie eine Kirche bauen. Sie hatten 60.000 € Startkapital und die Vision, ihren Traum zu verwirklichen.

Zwei Jahre suchten sie verzweifelt ein Grundstück, bis ihnen der Zufall zu Hilfe kam. Sein früherer Lehrer, der damalige Baudezernent Norbert Schüler, lief ihm bei einem Fußballspiel der 05er über den Weg. Gemeinsam fanden sie das bezahlbare Grundstück in Hechtsheim.

Nun war das Geld weg und es musste nicht nur neues Kapital angespart werden, sondern auch ein Architekt gesucht werden. 60 Leute – so Filiposki – wollten die Kirche selbst bauen und mit den Fundamenten beginnen. Im April 2010 sollte der erste Spatenstich erfolgen. Davon erfuhr ein makedonischer Bauunternehmer. Sie fanden in ihm einen „Häuslebauer“, der die Sache fortan fachmännisch in die Hand nahm und 10 Wochen lang mit seinen Leuten kostenlos die Fundamente und die Bodenplatte schuf. Aber nicht nur das, er spendete
auch die Mauern und das Dach.

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Immer wieder wurden wichtige Dinge in Mitgliederversammlungen besprochen; immer wieder fanden sich Unterstützer und Handwerker, die halfen oder die Beziehungen in die Heimat hatten.

So kamen die Fenster, die Türen, die Steine für den Bodenbelag und der Kronleuchter aus Makedonien. Ein junger Mann, der seine Ausbildung als Elektriker beendet hatte, machte sozusagen seine Meisterarbeit und verlegte die gesamte Elektrik in der Kirche und später auch noch im Gemeindehaus, das nahe der Kirche auf zwei Ebenen entstand mit einem Gemeinschaftssaal, einem Jugendraum und der Drei-Zimmer-Wohnung für den Pfarrer. Seit etwa einem Jahr ist Pfarrer Konstantin Pavlevski in der Gemeinde, der fleißig die deutsche Sprache an der VHS lernt.

Durch die gespendete Arbeitsleistung, und die Sach- und Geldspenden wurde es mit vereinten Kräften geschafft, dass bereits im Juni 2015 die Kirche dem „Heiligen Nikolaus“ geweiht werden konnte.




Die schmuckvolle Eingangstür aus Nußbaum, von Hand in einem Stück in Makedonien gefertigt

Makedonische Kirche_Widilo

Makedonische Kirche_Widilo

Wir dürfen uns in der Kirche, die Platz für bis zu 80 Personen bietet, umschauen und Fragen stellen.

Die schmucken Lüster und die prächtige Ikonenwand ziehen unsere Blick auf sich. Die Ikonen stammen noch aus der Kapelle St. Bernhard in Bretzenheim.

Mirce Filiposki erklärt uns, dass die Bilder auf der Ikonenwand im oberen Bereich Geschichten aus dem Leben von Jesus darstellen, im mittleren Bereich sind die Apostel zu sehen und im unteren Bereich die Heiligen. In der Mitte der Patronatsherr, der Hl. Nikolaus, rechts: Jesus, Johannes d. Täufer, Hiob, Stefan.
Links: Maria, Nikolaus, Clemens, Michael.

Mit der Zeit sollen die Wand- und Deckenbilder auf den gesamten
Kirchenraum ausgedehnt werden.

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Der Bereich hinter der Ikonenwand mit dem Altar ist dem Priester vorbehalten und darf nur von Männern betreten werden. Der Altarbereich ist durch eine Schwingtür und Vorhang abgetrennt. Wir dürfen aber einen Blick durch die beiden Türen an der Seite hineinwerfen und bestaunen die schönen Wandmalereien, die der makedonische Mönch Teolipt geschaffen hat. Sie zeigen Begebenheiten aus dem Leben Jesu mit dem letzten Abendmahl und der Auferstehung.
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Die Gemeinde zählt etwa 1.500 Mitglieder aus einem Umkreis von ca. 60 Kilometer. Sie bekommt keinen Zuschuss von der Mutterkirche oder aus der Kirchensteuer und trägt sich nur durch Spenden, wobei, so Filiposki, jeder sein Maximum spendet, das er zahlen kann.


Makedonische Kirche_Widilo

Es fällt auf, dass nur wenige Stühle im Gotteshaus stehen. Mirce Filiposki erklärt, dass sich nur Alte und Kranke setzen dürfen, alle anderen stehen oder gehen langsam durch die Kirche und verlassen sie am zweiten Ausgang.

Der Gottesdienst dauert ca. 60 Minuten, an Ostern und Weihnachten dauert er jedoch 3 – 4 Stunden. Die Feiertage werden nach dem Julianischen Kalender gefeiert. Die festen Feiertage, Nikolaus und Weihnachten sind immer 13 Tage nach den Terminen unseres – gregorianischen – Kalenders. Nikolaus ist demnach am 19. Dezember, Weihnachten am 7. Januar. Für Ostern gibt es eine gesonderte Festlegung, in diesem Jahr wird am 8.4. Ostern gefeiert.

Schau Dir das interessante YouTube-Video des SWR an. Klicke hier

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Die Gottesdienste werden auf makedonisch gehalten. Eine Orgel gibt es nicht, es wird gesungen. Jeder Gläubige, der eintritt, kauft eine oder mehrere Kerzen, die in die mit Sand gefüllten Kerzenständer gesteckt werden. Im oberen Bereich stehen die Kerzen für die noch Lebenden, im unteren Bereich werden die Kerzen für die Verstorbenen angezündet. Am Bild des Hl. Nikolaus steht der Spendenkorb.

Der Pfarrer, und das erstaunt uns, muß heiraten um die Weihe für das Priesteramt zu erhalten - eine gravierende Unterscheidung zur römisch-katholischen Kirche, mit der die orthodoxe Kirche ansonsten viele Gemeinsamkeiten aufweist.

Wer mehr zur orthodoxen Kirche wissen möchte, kann sich hier informieren

Erst 1967 entstand die heutige Form der Makedonisch-Orthodoxen Kirche auf dem Gebiet der früheren „Sozialistischen Republik Makedonien“, die damals ein Staat in Jugoslawien war. Bis dahin war sie Teil der Serbisch-Orthodoxen Kirche gewesen.

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Seit Makedonien aber unabhängige Republik wurde, hat sie sich fest etabliert. Sie gliedert sich auf dem Gebiet der Republik Makedonien in acht Diözesen (Eparchien). Außerhalb Makedoniens gibt es insgesamt drei Diözesen (Eparchien) in Europa, Amerika und Australien. Unter elf Bischöfen gibt es derzeit etwa 600 aktive Priester in 500 Kirchengemeinden mit mehr als 2.000 Kirchen und Klöstern. In etwa 20 makedonisch-orthodoxen Klöstern leben rund 100 Mönche und Nonnen.

Quelle, und mehr zum geschichtlichen Hintergrund.... klicke hier

Bevor wir uns von Pfarrer Konstantin und Mirce Filiposki verabschieden, laden uns beide ein, zu einem ihrer Gottesdienste, die sonntags um 11 Uhr stattfinden, vorbeizukommen.

Der Großteil unserer Gruppe beschließt den interessanten Nachmittag in der Weinstube Leber in Hechtsheim.

Die Bilder von Achim/Widilo und Dieter/fidelis45 habe ich in einem Album zusammengefaßt.
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(eingestellt am 28.1.18)

Autor: Feierabend-Mitglied

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