Auf dem Geopfad in Weisenau
Bei angenehmen, frühsommerlichen Temperaturen fand am 3. Juni der lange geplante und vor zwei Wochen wegen des anhaltend schlechten Mai-Wetters verschobene Spaziergang im Weisenauer Steinbruch statt.
21 Mitglieder trafen sich um 14.30 Uhr am unteren Eingang des öffentlichen Geopfades, der 2011 auf dem Gelände des ehemaligen Steinbruchs im Rahmen von „Mainz - Stadt der Wissenschaft“, eingeweiht wurde. Der Schotterweg erstreckt sich auf einer Länge von 1,8 km. Die Spaziergänger können sich auf 12 Infotafeln über die Flora und Fauna, die Geschichte des Mainzer Zementwerkes, die Nutzung des Rohstoffs Kalkstein und die geologische Geschichte informieren.
Hier kannst Du mehr darüber lesen.
Wir hatte unseren Geologen dabei. Unser Mitglied Jonny60 hatte sich spontan bereit erklärt, uns auf dem Geopfad zu begleiten und uns dabei nicht nur die Entstehungsgeschichte des Mainzer Beckens näherzubringen, sondern auch Wissenswertes über die Geologie und Fossilien.
Das Mainzer Becken umfasst den gesamten Bereich Rheinhessens zwischen dem Rheinischen Schiefergebirge, dem Pfälzer Bergland und dem Oberrheingraben. Vor ca. 45 Millionen Jahren, im sog. Tertiär, begann sich das Gebiet des Oberrheingrabens zu senken. Bis heute hält diese Senkung des Grabenbruchs mit ca. 1 mm pro Jahr ebenso an wie die Hebung der Randgebirge. Mehrfach bahnte sich Wasser während der Zwischeneiszeiten den Weg von Norden aus der Nordsee und von Süden kommend von der Paratetyhs, dem heutigen Mittelmeergebiet. Die Meereseinbrüche hinterließen eine fossile Artenvielfalt.
Foto links: Die einzelnen Abschnitte des Erdzeitalters
(zum Vergrößern: klicke auf das Bild)
An der Oberfläche des Mainzer Beckens, z.B. bei Ingelheim liegt das auf der Kuppe flache Tafelland, weiter im Landesinneren das typische Hügelland. Kalkstein, so Jonny, bildet die ebenen Flächen einer Steppenlandschaft. Die Lößschicht an der Oberfläche stammt aus den Zwischeneiszeiten und bildet fruchtbare Böden. Deshalb finden sich in unserem Gebiet Zeichen einer frühen Besiedelung, zumal auch das Klima trocken und warm war.
Wenn Du mehr über die Entstehungsgeschichte des Mainzer Beckens wissen willst, klicke hier
Zum Foto rechts: Wo war Meer und wo war Land? Jonny hat es extra für uns aufgezeichnet und uns einige seiner Zeichnungen mitgebracht.
Vor etwa 30 Mio. Jahren war der Westen des Mainzer Beckens von einem Meer bedeckt, aus denen kleine Inseln herausragten. In dem subtropischen Meer lebten u.a. Korallen, Schnecken, Muscheln, Haie und andere Fische. Noch heute findet man in den Sandgruben und Steinbrüchen Haifischzähne und Versteinerungen aus dieser Zeit.
Beim Weitergehen können wir beobachten, wie die Natur das Gebiet des ehemaligen Steinbruchs zurückerobert und ein Paradies für Tier- und Pflanzenwelt entstanden ist. Am Zaun des Entsorgungsbetriebs der Stadt Mainz gehen wir auf dem Schotterweg an Streuobstwiesen und Feuchtbiotopen vorbei. Durch den vielen Regen grünt, blüht und duftet es.
An einer ehemaligen Steinbruchwand zeigt uns Jonny den verhärteten Löss auf der rechten Seite und den Kalkstein auf der linken Seite.
Das Zementwerk, bei den Mainzern als „die Portland“ bekannt, wurde 1864 gegründet. Die wichtigsten Rohstoffe für die Herstellung von Zement sind Kalkstein, Ton und Mergel.
Auf der Schautafel ist zu lesen, dass bis Ende 2003 im Mainzer Werk Kalkstein zur Zementgewinnung abgebaut wurde. Große LKWs transportierten die Rohmaterialien zu den Anlagen. Dort wurde das Gestein grob zerkleinert. 2004 wurde die Zementklinkerproduktion eingestellt und der Ofenbetrieb stillgelegt. Die Klinkerproduktion wird in ein anderes Werk der Heidelberger Cement AG verlegt. Per Schiff gelangen heute die Rohstoffe ins Werk Mainz. Die Mahlung des Klinkers mit Zuschlagstoffen findet hier in den Zementmühlen statt. Dadurch entsteht das Endprodukt: Zement.
Aus Zement, Sand, Kies und Wasser wird letztendlich Beton, der, wie wir alle wissen, überall dort, wo etwas gebaut wird, ein unentbehrlicher Baustoff ist.
Nachdem wir die letzte Schautafel hinter uns haben, verlassen wir den Geopfad und wandern leicht ansteigend zum Mainzer Großberg. Wir überqueren die viel befahrene Autobahn A 60.
Vorbei an den Häusern auf der Frankenhöhe erreichen wir unser Ziel, das Hofgut Laubenheimer Höhe. Von hier aus haben wir einen fantastischen Blick nach Frankfurt und sehen die braunen Fluten des Rheins, der nach den vielen Regentagen im Mai, zuletzt mit unvorstellbar großen Regenmengen, Hochwasser führt.
Im Biergarten des Hofguts weht ein kühler Wind. Trotzdem schmeckt das Bier und die deftigen Mahlzeiten und alle sind sich einig: das war ein ausgesprochen interessanter und schöner Nachmittag im Mainzer Steinbruch.
Unsere Fotografen haben den Nachmittag in zahlreichen Bildern festgehalten. Hier kommst Du zu den Aufnahmen von Knuddeline56, hier zu den Fotos von Margret551, zu den Bildern von Kobold1952 klicke hier und zu den von fidelis45 hier
(eingestellt am 5.6.13)
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