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Die dunklen Seiten von Mainz

Zu einem Rundgang durchs nächtliche Mainz trafen sich 20 Mitglieder unserer Gruppe am Fastnachtsbrunnen auf dem Schillerplatz.

Treffpunkt
Treffpunkt am Schillerplatz
Foto:margret551

Dunkelheit und Licht, Lug und Trug, Mord und Totschlag, Sex und Crime, das waren die Stichpunkte, unter denen uns Herr Hoffmann von „Geographie für Alle“ die dunklen Seiten von Mainz näherbringen wollte.

Weit über die deutschen Grenzen ist die Mainzer Fastnacht bekannt. Aber erst in den 60iger Jahren wurde ihr mit dem Fastnachtsbrunnen ein Denkmal gesetzt. Das bekannte Getränkeunternehmen Eckes aus Nieder-Olm erklärte sich bereit, den Fastnachtsbrunnen zu stiften und schrieb einen Wettbewerb aus, den schließlich der Münchner Professor Blasius Spreng und der Mainzer Architekt Helmut Gräf für sich entscheiden konnten. Nach einer dreijährigen Schaffenszeit wurde der Narrenturm am 14. Januar 1967 enthüllt.

Auschnitt Fastnachtsbrunnen
Teilansicht Fastnachtsbrunnen
Foto:Kobold 1952

Über 200 Einzelfiguren bevölkern den fast 9 Meter hohen Bronzeturm. Vater Rhein, der Mönch und der Mann mit dem Brett vor dem Kopf, die Katze, Till Eulenspiegel und die Stadtgöttin Mogontia, der Geldbeutelwäscher oder der Paragraphenreiter, um nur einige von ihnen zu nennen.

Ludwigsstraße
Auf der Ludwigsstraße
Foto:Kobold 1952

Vom Fastnachtsbrunnen führte uns der Weg in die Ludwigsstraße. Sie ist in Mainz, neben der Kaiserstraße und der Großen Bleiche, eine der drei zum Rhein führenden Hauptachsen der Stadt. Sie wurde durch ein Dekret von Napoléon I. durch seinen Departementbaudirektor J. F. Eustache de St. Far ab 1804 geplant, 1809 als Paradestraße mit dem Namen Grand Rue Napoléon angelegt und verbindet den Schillerplatz mit dem Gutenbergplatz. 1817 wurde sie als Neue Straße eröffnet und erst im Jahre 1864 völlig ausgebaut. Der Hessische Großherzog Ludwig I. gab ihr den heutigen Namen.

Hier wurden wir auch das erste Mal mit dem Thema Licht konfrontiert, das uns auch auf dem weiteren Weg begleiten sollte. Die Beleuchtung der Stadt wird nicht nur durch die Straßenlampen, sondern auch durch die Schaufenster der Geschäfte, die seit der industriellen Revolution größer, bunter und heller geworden sind, geprägt.

Seit ca. 1850 gibt es eine Straßenbeleuchtung in Mainz.
Die älteste Gaslaterne der Stadt steht in der Dominikanerstraße. Das Gas wurde damals noch aus einem Holzkohlewerk gewonnen. Auch heute noch sind in der Neustadt viele Straßen mit Gaslaternen versehen.

Der Gutenbergplatz, unser nächster Punkt, ist geprägt vom Gutenbergdenkmal und vom Staatsheater, das bis 1989 Stadttheater Mainz hieß und zwischen 1829 und 1833 durch Georg Moller errichtet wurde. Der Bau war bereits seit Jahrzehnten vom Bürgertum der Stadt Mainz gefordert worden und kostete 280.000 Gulden (der Haushalt der Stadt belief sich damals auf 300.000 Gulden).

Gutenbergtafel
Infotafel zur Restaurierung des Gutenbergdenkmals
Foto:Kobold 1952

Das Mainzer Gutenberg-Denkmal stammt von 1837. Es galt als erstes bürgerliches Denkmal im wahrsten Sinne des Wortes, da es einen Bürgerlichen auf den Denkmalssockel hob und vom Bürgertum angeregt wurde. Die Entstehungsgeschichte des Mainzer Gutenberg-Denkmals vom ersten Vorschlag, des berühmtesten Sohnes der Stadt in Form eines Monumentes zu gedenken, bis zu seiner Ausführung, reicht nahezu über ein halbes Jahrhundert.

Vom Gutenbergdenkmal ist momentan nur der Sockel vorhanden, da sich „Gutenberg“ selbst zur Restaurierung in Regensburg aufhält. Nähere Informationen dazu findest Du auf der am Sockel angebrachten Tafel.

Mittelpunkt des von den neugestalteten Markthäusern und dem Dom eingerahmten Dom/Marktplatzes ist die Heunensäule. Sie kam anläßlich des ersten 1000jährigen Domjubiläums im Jahr 1975 nach Mainz. Die Säule wiegt 16 Tonnen, ist 6,40 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 1,20 Meter. Die tausendjährige Heunensäule stammt aus den Bullauer Bergen bei Miltenberg am Main.

Von besonderer Bedeutung ist der relativ kleine Haupteingang des Martinsdomes. Die bronzenen Torflügel des Marktportals wurden noch zu Zeiten Willigis jeweils in einem Stück gegossen und sind das älteste erhaltene Ausstattungsstück des Domes. Ihre Inschrift weist auf ihren Erbauer und Künstler, Meister Berenger, hin und hält als politisches Dokument das 1119/22 von Erzbischof Adalbert an die Bürger verliehene Freiheitsprivileg fest.

Domportal
Domportal Foto:kobold 9152

Vor dem Domportal las Herr Hoffmann aus dem Buch von Anna Seghers „das 7. Kreuz“ über die Flucht von sieben Häftlingen aus einem fiktiven Konzentrationslager während der Nazidiktatur.
1937 bricht Georg Heisler mit sechs Mitgefangenen aus dem Konzentrationslager Westhofen bei Worms aus. Der KZ-Kommandant Fahrenberg befiehlt, die Entflohenen innerhalb von sieben Tagen zu fangen. Er lässt die Kronen von sieben Bäumen kappen und an den Stämmen in Schulterhöhe je einen Querbalken anbringen, so dass sieben Kreuze entstehen – eines für jeden Flüchtigen. Sechs der Entflohenen werden entweder gefasst oder kommen auf der Flucht um, doch das siebte Kreuz bleibt frei. Georg Heisler gelingt die Flucht. Er gelangt per Straßenbahn nach Mainz. Dort begibt er sich in den Dom, um in einer Nische zu schlafen. Er zieht seinen Sträflingsanzug aus und gibt sich als Kirchengänger aus.

Detail Marktplatzbrunnen
Detailansicht Marktplatzbrunnen
Foto:kobold 1952

1526 stiftet der Mainzer Erzbischof, Kardinal Albrecht von Brandenburg, den Bürgern seiner Stadt einen auffallend beeindruckenden Brunnen. Die Errichtung des Marktbrunnens erscheint auf den ersten Blick als großherzige Geste eines Kurfürsten, Wirft man aber einen genaueren Blick auf das Kunstwerk erweist sich die noble Spende als ganz und gar nicht uneigennützig. 1524 war im Land der Bauernkrieg ausgebrochen. Die Rebellion der Bauern um soziale Gerechtigkeit und Freiheit hatte bald auch die Mainzer Bevölkerung erfasst. Nach der siegreichen Schlacht in Pavia folgte 1525 die Niederschlagung der Aufständischen und damit auch Wiederherstellung der alten Machtverhältnisse. Diese Ereignisse dokumentieren sich in den Inschriften und Formen des Mainzer Marktbrunnens. Mit der Inschrift „Obedenck das End“ das Albrecht von Brandenburg in den Stein hauen läßt, sollen seine Untertanen täglich daran erinnert werden, wer herrscht und wer beherrscht wird.

Ostportal  Dom
Ostportal des Doms
Foto:kobold 1952

Am Ostportal des Domes las uns Herr Hoffmann aus Carl Zuckmayer's Roman „Die Fastnachtsbeichte" vor:
Am Abend des Fastnachtsamstag 1913 bricht im Mainzer Dom ein unbekannter junger Mann mit einem Stilett im Rücken tot zusammen. Wo ist sein Mörder? Wo liegen die Motive für die rätselhafte Bluttat? Während des turbulenten Treibens der Mainzer Fastnacht versucht der Staatsanwalt diese Fragen zu klären. Im Morgengrauen des Aschermittwoch finden nicht nur Mummenschanz und Maskenspiel des Narrenvolks ihr nüchternes Ende: der Ermordete hat die in das Geschehen Verwickelten zur Fastnachtsbeichte gezwungen.

Kirschgarten 2
Fachwerkäuser am Kirschgarten
Foto:kobold 1952

Durch die Grebenstraße gelangen wir in die Augustinerstraße, die vom Leichhof hinter dem Dom bis zur Neutorstraße durch die heutige Altstadt führt.
Im Rahmen der Altstadtsanierung in den 70iger Jahren wurde auch der Kirschgarten, das größte Fachwerkensemble der Stadt restauriert. Benannt wurde der Kirschgarten nach dem Kirschborn, einer Frischwasserquelle, die in den früheren Jahren die Bäcker in das Viertel zog.

Vorbei ging es am historischen Frankfurter Hof, dessen Restaurierung 1991 abgeschlossen war und der heute als Veranstaltungsort genutzt wird. Im Augustinerkloster mit seiner Barockkirche ist heute das Priesterseminar untergebracht. Die Kirche wurde von 1768 bis 1771 anstelle des ab 1260 erbauten gotischen Kirchenbaus errichtet. Erbauer waren Augustinereremiten, die auch schon den Vorgängerbau errichtet hatten und deren Fraternität von 1260 bis zum Reichsdeputationshauptschluss von 1803 bestand. Der Baumeister ist nicht bekannt.

Augustinergässchen
Foto:Kobold 1952

Durch eine enge Gasse schlichen wir in die hinteren Sträßchen der Altstadt und kamen in das einst finsterste Viertel von Mainz, die Kappelhofgasse, die früher das Rotlichtviertel beherbergte. Die Prostituierten galten in der städtischen mittelalterlichen
Gesellschaft zwar als ehrlose und sündhafte Frauen, gleichzeitig aber wurden sie als notwendig betrachtet. So notwendig, dass das Mainzer Erzstift bis weit ins 15. Jahrhundert hinein selbst Eigentümerin eines gemeinen Stockhauses, wie Bordelle in Mainz genannt wurden, war – und dabei nicht schlecht an der städtischen Prostitution verdiente.

Ein Schild erinnert heute noch an das im Jahr 1665 von Kurfüst Philipp von Schönborn erbauten Waisenhaus in der Kappelhofgasse. Johann Philipp von Schönborn (* 6. August 1605 auf Burg Eschbach (heute Laubuseschbach) im Östlichen Hintertaunus; † 12. Februar 1673 in Würzburg) war Erzbischof von Mainz (1647), Bischof von Würzburg (1642) und Bischof von Worms (1663). Johann Philipp, später als Deutscher Salomo gerühmt, gehört zu den bedeutendsten Erzbischöfen des Erzbistums Mainz überhaupt.

Holzturm
Holzturm Foto:Kobold 1952

Der Holzturm ist ein mittelalterlicher Stadtturm aus dem beginnenden 15. Jahrhundert. Namensgebend für das Gebäude war der im direkten Umfeld am Rhein liegende Holzstapelplatz der Stadt Mainz. Zusammen mit dem Eisenturm und dem Alexanderturm ist er einer der drei heute noch existierenden Stadttürme der Mainzer Stadtmauer. Er diente - ebenso wie der Eisenturm - im Rahmen der Stadtbefestigung als Wachturm und Stadttor und später als Gefängnis. In ihm wurde auch der Räuberhauptmann Schinderhannes gefangen gehalten. Im 2. Weltkrieg wurde der Holzturm schwer beschädigt und 1961 zur 2000 Jahr-Feier der Stadt originalgetreu rekonstruiert. Heute beherbergt der Holzturm verschiedene Initiativen und Vereine.

Ein wenig versteckt steht in der Weintorstraße 1 das Haus zum Stein, ein städtischer Wohnturm, wie es ihn in Deutschland kaum noch gibt.
Der Bauherr des Haus zum Stein entstammte der Patrizierfamilie Judeus de Lapide (Judeus zum Stein), von der sich auch der heutige Name ableitet. Das erste Mal wurde das Haus zum Stein 1250 schriftlich erwähnt.
Das gesamte Gebäude befindet sich seit 2000 im Privatbesitz von mehreren Mainzer Familien.

Ignazkirche
Sandsteinfront der Kirche
Foto:margret551

Immer wieder wurde im Laufe der Führung die Frage nach der „Vilzbach“ gestellt. War es ein Bach, oder ein Viertel?
Vilzbach war ein ehemaliges Dorf im Süden von Mainz. Es wurde 1635 während des 30-jährigen Krieges von den Schweden zerstört und lag zwischen dem heutigen Bahnhof Mainz Römisches Theater (Südbahnhof) und dem heutigen Winterhafen. Nach der Zerstörung des Dorfes wurden die Bewohner nach Mainz in den benachbarten Mainzer Stadtteil Selenhofen (das heutige Ignazviertel) umgesiedelt. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts übernahm man für diesen Teil der Mainzer Altstadt ebenfalls die Bezeichnung Vilzbach.
Arnold von Selenhofen, Erzbischof von Mainz, aus einem angesehenen Mainzer Dienstmannengeschlecht stammend, wurde 1153 von Kaiser Friedrich I. zum Erzbischof von Mainz erhoben. Rücksichtslos in seiner Verwaltung des Stifts, rief er die Widersetzlichkeit der Lehnsmannen und der Stadt Mainz hervor, die während seiner Abwesenheit in Italien, wo er für Anerkennung des kaiserlichen Gegenpapstes wirkte, in offene Rebellion ausbrach. Als er sich, zurückgekehrt, mit den Aufständischen in Unterhandlungen einließ, wurde er von der aufgeregten Menge im St. Jakobskloster vor Mainz am 24. Juni 1163 ermordet.

Die letzte Station unserer „Nachtwanderung“ führte durch die Neutorstraße, eine ehemalige Rotlichtzone, die heute restauriert ist und Szenelokale und nette kleine Geschäfte beherbergt. Wir kamen zum letzten Punkt unserer Führung, der ehemaligen Lampenfabrik. Lange Zeit war sie nur noch ein abbruchreifes Gebäude in dem sich viele Künstler „eingenistet“ hatten. Heute ist da neben diversen Büroräumen die Handwerkskammer untergebracht.

Mainzer Beleuchtung
Mainzer Straßenbeleuchtung Foto:Kobold 19152

Und damit kommen wir wieder zu den Lichtern der Stadt. Über 21.000 Leuchten gibt es in Mainz. Darunter 350 verschiedene Modelle. Ein paar davon hat Kobold1952 (Kordula) hier in ihrer Fotomontage zusammengestellt.

HDW
Abschluß im HDW Foto:Kobold

Bei einem letzten Abendschoppen im „Haus des Deutschen Weines" beschlossen noch ein paar „Nachtbummler“ den interessanten Abend, der uns interessante Einblicke in die „dunklen Seiten von Mainz“ gegeben hat.

Weitere Bilder kannst Du Dir in Kordulas Album ansehen.
Klick einfach hier

eingestellt am 30.3.2009

Autor: Feierabend-Mitglied

Margret Reichelt

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