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Ein skurriler Zahnpastakauf

"Mit blauem oder rotem Schottenmuster?"

Gewöhnlich kauft meine Frau Zahnpasta für die ganze Familie. Aber kürzlich war ich auf Reisen - ohne Zahnpasta und Frau. Ein Mann in meinem Alter sollte jedoch ohne weiteres in der Lage sein, eine Tube Zahnpasta zu kaufen.

Der Portier im Hotel riet mir, zu einer Drogerie in der Nähe zu gehen. Als ich das Geschäft betrat, fragte mich ein Jüngling mit der Miene eines Medizinprofessors nach meinem Wunsch. „Ich möchte Zahnpasta", sagte ich. Er runzelte die Stirn, als hätte ich eine Niere für eine Nierenverpflanzung verlangt. „Kommen sie", wisperte er und führte mich in eine Ladenecke. „Ist die Zahnpasta für sie persönlich?" Einen Moment lang glaubte ich, in einen Laden geraten zu sein, in dem man auf das Passwort „Zahnpasta" Haschisch bekommt. „Ja, für mich", antwortete ich, fügte aber hinzu, meine Frau und meine Kinder würden sie voraussichtlich auch benutzen.

„Aha", entschied der Verkäufer, „dann brauchen sie eine Mehrzweck-Paste!" „Nein", antwortete ich. „Ich will sie ja nur zum Zähneputzen." Er überhörte meine Bemerkung und fuhr fort: „Nun haben wir hier allerdings 45 Arten von Mehrzweckfamilienzahnpasta." Er unterbrach sich und blickte mir forschend in die Augen: „Haben sie eine elektronische Zahnbürste oder eine altmodische handbetriebene?" Beschämt gestand ich: „Eine altmodische, handbetriebene." Der Jüngling sah mich mitleidsvoll an und führte mich auf die andere Seite des Ladentisches. „Hier haben wir 32 Arten für herkömmliche Bürsten." „Ich nehme irgendeine", sagte ich schnell, bemüht, die Sache rasch hinter mich zu bringen.

Er starrte durch seine dicke Hornbrille, und ich fühlte, dass ich etwas Dummes gesagt hatte. Dann hielt er eine Tube hoch und meinte: „Sicher möchten sie eine, die den Atem erfrischt und die Zähne putzt?" „Genau das", erwiderte ich, und meine Hand schnellte nach der Tube. Aber der Verkäufer kam mir zuvor und versteckte sich hinter meinem Rücken. „Diese Tube enthält kein Illyridium", flüsterte er. „Was ist das?" wunderte ich mich. „Illyridium", betonte er, „macht die Zähne weiß wie frisch gefallener Schnee, hält zwölf Stunden und kann im Dunkeln auf drei Meter Distanz gesehen werden." Ich stellte mir vor, wie meine Frau und ich einander im dunklen Schlafzimmer zulächeln würden. Aber ich war an einem Punkt angelangt, wo ich alles zu kaufen bereit war.

„Gut, ich nehme die mit dem Illyridium", gab ich nach. „Möchten sie die mit dem neuen Zahnfleischfestiger Z 0068", bohrte der Mensch weiter, „oder die für gewöhnliche für Zähne, die ohnehin bald ausfallen?" „Die mit dem Z0068", sagte ich. „Mit Fluor natürlich", fuhr er fort. „Natürlich." „Es gibt sie mit Streifen oder mit Schottenmuster." Er trat zwei Schritte zurück und musterte mich. „Sie sind schlank, da würde ich das Schottenmuster empfehlen, es lässt ihre Schultern breiter erscheinen!" „Gut, also die mit dem weiß-roten Schottenmuster", sagte ich schwach. „Vergessen wir nicht", fügte er hinzu, „dass ihre Frau die Paste auch benutzt. Ist die Dame blond oder braun?" „Blond", erwiderte ich. „Dann schlage ich ihnen das blaue Schottenmuster vor", meinte er.

Ich war einverstanden. „Wir verkaufen die Paste als Familien-, als Spar-, als Standard- und als Minipackung für die Reise." „Ich möchte die Minitube für die Reise", sagte ich gedankenlos, aber es war zu spät. Der Verkäufer drehte sich um und zog ein Dutzend Minituben heraus. Ich machte einen Satz zur Tür, doch ehe ich ganz draußen war, hörte ich den Typen noch sagen: „Darf ich fragen, welche Länder sie bereisen? Wir haben nämlich..." Dann fiel die Tür hinter mir ins Schloss.

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