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Kleiner Exkurs in das Wienerische

Meine Begrüßung liebe Leserin, lieber Leser,

zunächst in Schriftdeutsch, sprich korrekterweise im österreichischen Deutsch (lt. „Österreichischem Wörterbuch“ = lt. Eigenbeschreibung „Das einzige amtlichen Wörterbuch Österreichs“ und das Standardwerk der Sprache in Österreich). Aber in Österreich wird doch auch Deutsch gesprochen, wird sich so mancher Leser fragen? Ja, aber österreichisches Deutsch, und es gibt so manche unterschiedlichen sprachlichen Hürden – abgesehen von den regionalen Dialekten in den Bundesländern.

Um den Wiener Literaten, Publizisten, Schriftsteller Karl Kraus („Die letzen Tage der Menschheit“) zu zitieren: „Das Einzige, was die Österreicher von den Deutschen trennt, ist die gemeinsame Sprache“!

Nun, zurück zum Anfang, zur österreichischen Sprache: So wird sie wohl geschrieben, doch gesprochen wird in der heimischen Mundart, in meinem Fall dem Wienerischen. Wobei unterschieden werden muss zwischen dem „gehobenen“ Idiom (bekannt auch als „Schönbrunner Deutsch“, natürlich wienerisch gefärbt) und der vulgären Abart des Wiener Dialekts, also jenem aus der untersten Schublade!
Doch der lebendige, gesprochene Dialekt kann schwer schriftlich vermittelt werden, fehlt ihm doch Ausdruck, Betonung, Farbnuancen, Mimik usw. Demzufolge auch das, was uns dabei zum Lachen und den Ausdruck auf den Punkt bringt.
Wie Sprache selbst, ist auch der Dialekt ein „Kind seiner Zeit“, viele Ausdrücke sind im Dunkel der Geschichte verloren gegangen, neue wurden in die Welt gesetzt.

Wussten Sie, dass das Wienerische nicht schlechtes Hochdeutsch ist, sondern die ältere Schwester der neuhochdeutschen Schriftsprache? Manches Wiener Wort steht der Sprache der Minnesänger weit näher als das heutige Deutsch (lt. Dr. Peter Wehle, Jurist, Germanist; Wien).

Der Wiener Dialekt trägt aber auch kosmopolitsche Aspekte, resultierend aus der Geschichte der Habsburger Monarchie und ihres Vielvölker-Herrschaftsgebietes.

Beispiele wie
die „Gattihosn“ (langes Beinkleid / nach der ungarischen gatya)

den „Grant“ (Unmut, Zorn – von greinen) hat Ferdinand I. mitsamt dem spanischen Zeremoniell und seinen Granden, die den Volkszorn erregten, mit nach Wien gebracht

das „Grischpindel“ (magerer Schwächling; hat seinen Namen vom Hl. Crespinus, dem Schutzpatron der Schneider)

der „Gspaß“ (Spaß; vom Italienischem spassarsi)

das „Gspusi“ (Liaison; Flirt – aus dem Italienischen: sposa, die Verlobte)

der „Griaskörndlannagler“ (Grießkörnchen – steht für Pedant, Umstandsmaier)

Und aus dem Tschechischen kommt
titschkerln (koitieren; Degenspitze – dyčka ; auch im Sinne von titschen = eindrückem/Eiertitschen als Osterbrauch)

und noch vieles mehr an Treffendem und dem „Volk aufs Maul geschautem“…

Und so darf ich mich verabschieden auf guad Weanerisch, pfiat eich, baba und fallts ned!
(Übers.: Gut Wienerisch, seid behütet, lebt wohl und kommt nicht zu Fall!)


Quelle: DDr. Peter Wehle „Sprachen Sie Wienerisch?“, Verlag Ueberreuter, 198

Autor: Akolom

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