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Marlen Haushofer: Die Wand

Eine Frau wacht morgens auf, geht nach draußen und findet sich eingekesselt. Eine gläserne Wand versperrt ihr den Weg. Versperrt aber auch dem Verderben, das auf der anderen Seite herrscht, den Zugang zu ihr.

Das Werk "Die Wand" von Marlen Haushofer beeindruckt seit seinem Erscheinungsdatum im Jahr 1963. Der Begriff „zeitlos“ im Zusammenhang mit dem Buch ist kaum treffender zu verwenden. Bedingt auch dadurch, dass die Handlung in einer Bergwelt spielt, fernab von der Stadt und ihrem technologischem Fortschritt - eine Gegend, die es mehr oder weniger in diesem Format auch heute noch gibt.

Die Ich-Erzählerin findet sich unvermittelt in einer surrealen Situation unter denkbar schlechten Bedingungen wieder: Sie ist alleine, sie hat kaum Ressourcen, sie besitzt keine Fertigkeiten, die auf ein solches Leben hätten vorbereiten können.

Und doch: In der Schlichtheit der Worte, die die Autorin ihrer Protagonistin in den Mund legt, liegen Trost und das Gefühl von Freiheit. Die Tatsache, abgeschirmt zu sein, vielleicht die einzige Überlebende zu sein, verliert immer mehr an Schrecken. Die Hauptfigur lebt im Einklang mit den Tieren und der Natur, die Achtung füreinander ist groß. Sie lernt das, was nötig ist, um ihr aller Überleben zu sichern. Sie verändert die schlimme Ausgangssituation und findet einen bis dato nicht gekannten Frieden.

Marlen Haushofers Figur ist klar, nicht kalt oder gleichgültig. Sie ist nie so verzweifelt, dass es sie lähmen würde und wenn eine Aufgabe gemeistert ist, nie zu euphorisch, um nicht zu sehen, dass Erfolge nur Erfolge auf Zeit sind. Das Grauen holt sie sporadisch ein: wenn ein Katzenkind nicht aus dem Wald zurückkehrt oder wenn sie an einer Herausforderung scheitert. Dann wird man sich schmerzlich bewusst, dass sie niemals auf Beistand und Hilfe hoffen kann und darf. Und: dass der Frieden endlich ist.


Ullstein
Taschenbuch
Broschur
288 Seiten
ISBN-13 9783548610665

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