Anita Augustin: Der Zwerg reinigt den Kittel

Bitterböser Humor in Kombination mit Österreicher Menschenfeindlichkeit ergibt: ein urkomisches Buch.
Der Inhalt ist so abstrus, dass es schon fast eine Imitation wert ist: Vier übellaunigen Omas ist es langweilig, außerdem sind alle akut vereinsamt. Daher der grandiose Einfall: Im Altenheim anmelden und mit dem Leiter einen Deal einfädeln. Ziel: In Saus und Braus leben auf Staatskosten.
Was sie dafür tun müssen? Bis zu ihrer Beurteilung allen weismachen, sie gehören Pflegestufe zwei an. Das bedeutet eine Menge Geld fürs Heim und Annehmlichkeiten eines Wellness-Hotels für die vier misanthropischen Omis. So lautet jedenfalls die Abmachung.
Doch etwas geht gehörig schief, sonst säßen die vier nicht da wo sie jetzt sind: im Gefängnis. Die Anklage: Schwere Körperverletzung, wahrscheinlich mit Todesfolge. Nun liegt es an Almut, der Anführerin des Menschenhasser-Clübchens, und der Beurteilung Doktor Klupps, einem Psychiater. Kommen die vier auf freien Fuß oder fristen sie ihre letzten Jahre im Kittchen?

Das Buch ist eine Abrechnung mit Altenheimen, mit der vom Staat suggerierten "heilen Welt der Generation 70+" und mit Politikern, die wissen, was wann gut für einen ist. Beim Lesen bleibt einem manchmal das Lachen im Hals stecken - aus Angst und aus Scham. Kann die Institution Altenheim jemals wirklich das halten, was die Broschüre darüber verspricht? Und sind wir nicht manchmal ziemlich überheblich, wenn wir denken, wir wüssten wie die Älteren ticken, welche ihre Bedürfnisse sind?
Anita Augustin hat über die Gesellschaft geschrieben, nicht über das Älterwerden. Aber herausgekommen ist ein Psychogramm, das uns das Fürchten vor den Alten und dem Weg einer von Ihnen zu werden lehrt.


Der Zwerg reinigt den Kittel ist erschienen im
Ullstein Verlag
336 Seiten
Klappenbroschur
€ 14,99
ISBN-13: 9783550080050