Das Rätsel der Menschwerdung
Josef H. Reichholf - Die Entstehung des Menschen im Wechselspiel der Natur
Dass wir Menschen, hier die weibliche Ausgabe, gleich so
ausgesehen haben, wie es die wunderschöne Skulptur im
burgundischen Kloster von Autun zeigt, ist natürlich nur als
Aussage im übertragenen Sinn zu verstehen; es ist ein dichterisches Bild.
In Wirklichkeit kam Eva aus Afrika. Und auf dem Titelbild des Buchs im dtv-Verlag sehen wir ihre Vorfahren beim Mittagessen. Anfangs, noch in Afrika, konnte sie gerade mal aufrecht gehen. Hier beim Essen befindet sie sich bereits in einem sehr fortgeschrittenen Entwicklungsstadium. Ursprünglich lebten sie und ihre Verehrer im tropischen Wald, logischerweise auf Bäumen. Aber irgendwann hatten sie die vegetarische Küche leid, aufgrund klimatischer Veränderungen schrumpften auch die Wälder, und so kam es zu dem Bild nebenan, wo in der Savanne Fleisch gefunden und zubereitet wird.
Anfangs, noch ohne Jagdgerät, mussten sie sich einladen lassen. Von Geiern zum Beispiel, die - über einem Stück erlegtem Wild kreisend - darauf warteten, nach der Mahlzeit des Löwen oder der Hyäne an die Reihe zu kommen. Aber Tierkadaver schmeckten auch unseren Vorbrüdern und
In seinem Buch berichtet Josef H. Reichholf - natürlich nicht so salopp, wie ich hier spreche - über die Entstehung unseres Planeten Erde, klimatische Veränderungen, Entstehung und Verschiebung der Kontinente, Entstehung der Arten sowie deren Veränderungen im Zusammenhang mit der Veränderung der Umgebung, über die Menschwerdung und vieles andere; an der Veränderung des Pferdes zum Zebra in Afrika wurde mir zum Beispiel der bis dahin abstrakte Begriff der Evolution sinnfällig und unvergesslich.
Mit Sicherheit ist Reichholf nicht so bekannt wie unsere TV-Talkmasters, dafür ist er aber mit Sicherheit profunder, ernsthafter. Und ein begnadeter wissenschaftlicher Autor obendrein. Wissenschaftler wissen (meist) viel. Oft aber können sie es allgemein verständlich nicht darbieten - und spannend noch seltener! Bei Josef H. Reichholf ist das anders. So ist der Autor für seine Kunst des Schreibens auch letztes Jahr von der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt ausgezeichnet worden. Seit der Begegnung mit diesem Buch verfolge ich mit großem Interesse seinen Weg, nicht zuletzt auch deshalb, weil wir im Alter mehr Zeit (meist auch Verstand) haben, nachzudenken über Fragen wie: „Wer bin ich?“ „Wohin gehe ich?“ „Woher komme ich?“ - und da ist mir dieses Buch von Josef H. Reichholf (und manche andere von ihm) eine wichtige Anregung.
Und zufällig jährt sich das Erscheinen eines neuen Werkes des Autors Reichholf mit der Veröffentlichung des Schlüsselwerks des Begründers der Evolutionslehre, auf dessen Schultern wir alle stehen: Vor 150 Jahren erschien Darwins „Die Entstehung der Arten“. Für mich ist Reichholf eine Schatztruhe!
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