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Wie angelt man sich einen Millionär?

Zeit für Ingrid

Kürzlich bekam ich eine Einladung zu einem „Mädeltreffen“. Die Frauen waren in meinem Alter. Die Stimmung war lustig, es wurde viel gelacht. Zu Kaffee und Kuchen gab es Sekt, der die Zungen löste. Eine der Teilnehmerinnen erzählte Tillys Geschichte. Ich habe sie für euch aufgeschrieben.

Tilly war als Chefsekretärin in einem großen Unternehmen angestellt. Ihr Chef, fünf Jahre älter als sie, stattlich gebaut, gut aussehend und ein vollendeter Kavalier, gefiel ihr sehr und er behandelte Tilly als etwas Besonderes. Immer wieder flirtete er mit ihr. Er machte ihr kleine Geschenke, brachte ihr Blumen, lud sie zum Essen ein und nahm sie mit auf dienstliche Empfänge. Heftig knisterte es zwischen den beiden. Doch zu einem Kuss und damit zu dem Beginn einer festen Beziehung konnte sich Tillys Chef nicht entschließen. Tilly wünschte sich dies sehr und überlegte, welche Situation ihn zum Handeln bringen könnte.

Tilly hatte vor einigen Tagen eine kurze handschriftliche Benachrichtigung von ihrem Nachbarn erhalten. Die markante Handschrift gefiel ihr. Kurz entschlossen fragte sie ihn, ob er ihr einen Brief schreiben könnte. Den Text würde sie entwerfen. Das wollte er gern machen. Sorgfältig formulierte Tilly einen Brief.

Absender sollte Robert Bachstein sein, ein Architekt. Er teilte Tilly mit, dass ihm ein wichtiger und lukrativer Großauftrag in Argentinien angeboten wurde, den er angenommen hatte. Er schrieb Tilly, sie wüsste, dass er sie schon lange liebt und bat sie, mit ihm als seine Ehefrau nach Buenos Aires auszuwandern. Er habe im Rahmen des Projektes viele repräsentative Verpflichtungen und müsse ein großes Haus führen. Er könnte sich keine bessere Frau als Tilly vorstellen. Sie an seiner Seite würde ihn überglücklich machen. Er bat sie jedoch um eine rasche Entscheidung, da seine Umsiedlung schon bald geplant sei.

Ihr Nachbar schrieb den Text ab, Tilly las ihn und war zufrieden. Sie kaufte eine langstielige rote Rose, stellte sie auf ihren Schreibtisch und erzählte im Büro einigen Kolleginnen unter dem Siegel der Verschwiegenheit von Robert. Wenn ihr Chef ins Zimmer kam, brach sie das Gespräch ab. Der reagierte wie erwartet und wurde neugierig. Ein, zwei Mal wollte er Tilly zum Essen einladen. Tilly hatte keine Zeit. Als Tilly meinte, sein Interesse sei genügend geschürt, ließ sie den Brief von Robert versehentlich auf ihrem Schreibtisch liegen.

Tillys Chef vergaß seine gute Erziehung, er las den Brief. Nun musste er sich entscheiden. Sollte er zulassen, dass Tilly nach Argentinien auswanderte? Konnte er sich dazu durchringen, sein vergnügliches Junggesellenleben aufzugeben? Wollte er auf Tilly verzichten? Schon lange wusste er, dass Tilly die Fähigkeit besaß, jede Situation perfekt zu meistern.

Er entschied sich und kaufte einen großen funkelnden Brillantring. Dann lud er Tilly zu einem vom ihm sorgfältig organisierten Picknick im Grünen ein, machte ihr zum Dessert einen Heiratsantrag und küsste ausgiebig seine Braut. Diese Ehe hält inzwischen glückliche 55 Jahre.

Die Geschichte trug sich zu in einer Zeit, als junge Männer noch echte Kavaliere und Mädchen noch tugendhaft und schüchtern waren.

Autor: Zwillingsjungfrau

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