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Ingrid fährt allein in die Stadt

Heute vollbrachte ich eine tolle Leistung. Ich bin alleine mit dem Elektroshopper zum Kieferchirurgen gefahren. Mit der S-Bahn bis Dammtor, dann 1 km zum Kieferchirurgen. Das muss ich aber noch üben. Auf dem S-Bahnhof Langenfelde hatte ich mit dem 3. Gang zu wenig Kraft und blieb auf der Rampe hängen. Erst durch einen kräftigen Schups des S-Bahnführers war ich in der S-Bahn. Ich merke mir, nächstes Mal 5. Gang.

Beim Kieferchirurgen kam ich ins Haus, weil ich einen Brötchen-essenden Herrn ansprach. Der machte mir die Türen auf. Vor der Praxistür musste ich zweimal klingeln, bevor die Sprechstundenhilfe mir öffnete. Eine andere brachte mich nach der Behandlung dann runter. Gerne wollte ich im Alsterhaus shoppen. Die Türen hatten keinen Bewegungsmelder, die Menschen hasteten an mir vorbei, also fuhr ich weiter, einmal um den halben Block, bis zum Hanseviertel. Auch dort konnte ich teure Auslagen bewundern. Die Confiserie Leysieffer zog mich magisch an. Im letzten Jahr hatte ich mir per Internet einen traumhaft guten Baumkuchen bestellt. Nun wollte ich wissen, ob die schon vorrätig sind. Mir wurden drei Größen gezeigt, ich wählte sehr glücklich die mittlere. Inzwischen hatte ich Enno angerufen, ob ich was mitbringen soll. "Ja, was um Abendessen." Im Hanseviertel war es zu teuer, in einem anderen Geschäft zu langweilig. In den Colonaden bot ein Restaurant Muscheln an. Die wollte ich für Enno. Nach einer Weile sah mich ein Ober, er kam raus und fragte, ob er mir helfen könnte. Ich strahlte ihn an: "Ich möchte eine Portion Muscheln außer Haus." Er schaute verwirrt. "Haben Sie eine große Schüssel, das ist so eine Menge". Dabei hielt er die Arme auseinander, als wollte er ein dickes Federbett tragen. Auch er hatte keine Schüssel. Deshalb schlug er vor, ich sollte mit Enno hinkommen.

Enttäuscht fuhr ich wieder zum Dammtor. In der unteren Halle stand ein Bettler. Einen Becher und ein Schild hatte er in der Hand. Darauf stand "Bin arbeitslos." Mir fiel ein Witz ein, den ich gelesen hatte. Der geht so: Drei Freunde beschließen am Stammtisch, sie wollen 1 Stunde betteln. Wer das meiste Geld zusammen hat, bekommt alles. Nach einer Stunde zeigen sie, was im Hut war. Der Erste hat 6,80 Euro. Auf seinem Schild stand: Ich bin krank und arbeitslos. Der zweite bringt es auf 8,40 Euro. Auf sein Schild hatte er geschrieben: Ich bin krank, arbeitslos und habe 5 Kinder zu ernähren. Der dritte zeigt stolz 640,00 Euro. Er hatte auf sein Schild geschrieben: Ich komme aus der ehemaligen DDR und möchte wieder zurück.

Ich kurvte um den Bettler rum und fuhrzu ihm zurück. Dann sprach ich ihn an. „Auf ihrem Schild steht was Falsches. Schreiben Sie: ‚Ich komme aus der DDR und möchte zurück.‘ Das erhöht die Einnahmen.“ Er strahlte mich grinsend an und bedankte sich überschwänglich.

Dann rauf zum Bahnsteig. Die S 21 kam, der Bahnführer legte die Rampe an. Die Plattform war sehr voll. Ich bat, die Personen möchten in den Gang gehen, sie rührten sich nicht. Ich legte Gang 5 ein, gab Gas und schoß nach vorn. Die Menschen quietschen, keiner wollte zu mir auf den Schoß und mein Herz bubberte. Fühlt sich Bungie-Springen so an?
Die umstehenden Hamburger fanden mich toll, sie lobten mich. Ich konnte mich aber auf das Gespräch nicht konzentrieren. Ich musste Luft anhalten und meine Blase kontrollieren. So schaffte ich es gerade noch auf den Hof und im Anbau auf Ennos Toilette.

Was für ein aufregender Tag. Das mach ich noch mal

Autor: Zwillingsjungfrau

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