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Schwitzen und schwitzen lassen

Wie üblich bin ich heute nach dem Training an den Geräten, in die Sauna gegangen. Saunagänger bin ich schon seit über fünfzig Jahren - also Überzeugungstäter. Was habe ich da nicht schon alles erlebt. Zugegeben, auch ich hatte meine Lernphase, habe Anfängerfehler gemacht.

Im Verlauf der Jahre habe ich mir ein fundiertes Wissen über das Für und Wider des Saunierens angeeignet und sehe mich als Insider. Keine Angst, das wird hier keine Einführung zum Thema "Gesundes Saunieren". Darüber gibt es unzählige Beiträge im Netz und annähernd so viele unterschiedliche Ansichten. Ich will mich dem Thema Saunieren von der Seite des Betrachters nähern.

In der Sauna sind die Menschen nackt, sie sind weitestgehend aller äußeren Attribute der Verschleierung beraubt. Keine modische Kleidung, kein Schmuck. Der Mensch pur, körperlich auf das reduziert was ihn ausmacht. Das ist doch mal was. Alle gleich – mitnichten. Auch hier findet man Typen, die sich, trotz Nacktheit, von der Masse abheben. Das betrifft gleichermaßen Weiblein wie Männlein.

Übrigens, eine Entscheidung hat uns der Betreiber schon mal abgenommen. Die Sauna gibt es nur als gemischte Sauna. Prüderie bleibt also außen vor.

Mir sind die Genießer am liebsten. Sie bewegen sich unauffällig, schweigen entspannt und halten sich in allen Punkten an die Saunaregeln. Selbstredend, dass ich mich dazu zähle. Hier scheiden sich auch schon die Geister.

Wie schon beim Training, kann der Kommunizierer auch hier nicht an sich halten und setzt in der Sauna seine Konversation fort. Ein übler Zeitgenosse. Da wird über Privates, Belangloses oder Politik gelabert, ohne Rücksicht auf die, die in entspannter Atmosphäre saunieren möchten. Auf der Ruheliege geht das Quatschen dann weiter. Ich stecke mir die Ohrenstöpsel meines Smartphones in die Ohren und höre "Blue System".

Ein spannender Punkt ist immer die Frage danach, ob alle einem Aufguss zustimmen. Sind alle dafür, ist alles im Lot. Ist nur einer nicht für den Aufguss, gibt es keinen. Hier bekommt der Slogan „Einer für alle, alle für Einen“ eine ganz neue Dimension.

Manche Saunagänger können offensichtlich auch nicht transpirieren, wenn die Sanduhr nicht läuft. Für den Saunaunkundigen sei hier angemerkt, Sanduhren sind die großen Schwestern der Eieruhr. Sie haben in der Regel eine Durchlaufzeit von fünfzehn Minuten. Und tatsächlich, die Sanduhrfetischisten quälen sich bis das letzte Korn durchgelaufen ist. Sie verlassen die Kabine nicht eher. Lieber erleiden sie Höllenqualen. Die Sanduhrumdreher dagegen vergessen die Sanduhr und kümmern sich nicht mehr darum, wie weit sie durchgelaufen ist. Hauptsache sie läuft. Wenn mich einer bittet, die Sanduhr für ihn umzudrehen sage ich immer: „Läuft schon“. Dann ist es auch gut und sie bleiben solange sitzen, wie sie sich wohlfühlen.

Nach dem Schwitzen kommt die Abkühlphase. Hier trifft man den Blender vom Gerätesport wieder. Er geht unter die Dusche und duscht nicht kalt - sondern lauwarm. Wahrscheinlich Warmduscher in reinster Kultur. Bevor er die Dusche verlässt, stellt er das Ventil mit Schwung auf kalt und trollt sich. Der Typ meidet auch das für die Abkühlung vorhandene Tauchbecken wie der Teufel das Weihwasser.

Einige haben wohl auch nicht den Absprung vom Urlaub an der Rivera geschafft. Sie belegen schon mal vorsichtshalber eine der Ruheliegen mit ihrem Handtuch. Dann verschwinden sie in der Saunakabine. Vielleicht auch noch Analphabeten? Denn ein gut zu lesender Hinweis fordert ausdrücklich, gerade dies nicht zu tun.

So, für mich wird es Zeit. Mein Puls schlägt wieder normal und Hanna wartet mit dem Mittagessen auf mich. Bis bald mal wieder…

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