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Otto als Weihnachtsbaum-Verkäufer

Alle Jahre wieder
Kommt das Christuskind
Auf die Erde nieder,
Wo wir Menschen sind



So beginnt ein altes deutsches Weihnachtslied. Noch bevor dieses Lied auf allen Rundfunksendern rauf und runter gespielt wird, öffnen, neben den Weihnachtsmärkten, die Weihnachtsbaummärkte. So war es auch in diesem Jahr wieder. Das ist dann der Zeitpunkt, wo bei mir die Erinnerung hoch kommt, an meine Zeit als Weihnachtsbaumverkäufer.
Ich war gerade in Rente geschickt worden und vertrieb mir mit allerlei kleinen Jobs die Langeweile. Das war sinnvoll, damit mir, wie ein altes Sprichwort verspricht, die Decke nicht auf den Kopf fällt. Eines Tages, es ging schon stramm auf Weihnachten zu, entdeckte ich am Anschlagbrett der Kaufhalle einen Zettel mit einen Hilferuf: „Weihnachtsbaumverkäufer dringend gesucht.“

In mir erwachte das Helfersyndrom und ich rief noch am gleichen Tag an. Es war ein Großhändler, der händeringend Verkaufskräfte für seine Weihnachtsbäume suchte. Wir waren uns schnell handelseinig. Schon am nächsten Tag sollte es losgehen, mit meinem neuen Rentnerhobby, dem Verkauf von Weihnachtsbäumen.Zum vereinbarten Zeitpunkt trafen wir uns vor der Kaufhalle und eine halbe Stunde später hatte ich eine neue Profession. Ich war Weihnachtsbaumverkäufer.

Es dauerte auch nicht lange und ich hatte die ersten Kunden. Sie hatten alle ihre ganz konkreten Vorstellungen von IHREM Weihnachtsbaum. Manchmal kam ich mir mehr als Berater denn Verkäufer vor. Es war auch nicht einfach, den richtigen Baum für jeden Kunden zu finden. Aber manchmal war es auch fast enttäuschend, wie der Baum zu seinem neuen Besitzer wechselte. „Was soll der Kosten?“- „Acht Mark.“ Zack und weg war er.

Ich gab gern den sachkundigen Berater. Das war auch nötig. Mein Angebot war nicht so eintönig wie man es heute oft auf den Weihnachtbaummärkten antrifft. Heute werden doch fast nur noch Nordmanntannen angeboten. Mein Sortiment war sehr umfangreich und berücksichtigte den damaligen Trend umfassend. Die Nordmanntanne war erst im Kommen. Bei mir hatte der Kunde noch die Qual der Wahl. Im Angebot befanden sich Rotfichte, Blaufichte, Schwarzkiefer, Nordmanntanne, Koreatanne, Nobilistanne und Coloradotanne.

Das Beste an meinem Job war, dass ich die Preise aus dem Hut festlegen musste. Dem Großhändler war es nicht möglich die Autoladung nach Baumart und Baumgröße auszupreisen. Eines Tages, es war schon kurz vor dem Schließen, kam eine Mutter mit ihren zwei kleinen Kinder. Die Kinder hatten schnell ihren Baum gefunden und bestürmten die Mutter, diesen Baum zu kaufen. Es war eine sehr schön gewachsene Nordmanntanne und die Mutter ahnte wohl, dass sie ihren Preisvorstellungen nicht entsprechen würde. Lange Rede – kurzer Sinn. Die Kinder durften sie mitnehmen und das Portmanie der Mutter blieb zu. Und so kam es schon mal vor, dass das mondäne Pärchen den Baum für die schlichte Mehrkindfamilie mitbezahlt hat. Ich hatte Schicksal gespielt.

Bei Tageslicht waren die Kunden sehr wählerisch. Da dauerte es manchmal, bist sich Baum und Besitzer angefreundet hatten. Unentschlossene standen mit drei bis fünf Exemplaren da und konnten sich nur schwer entscheiden. Ich ließ sie gewähren. Jeder Versuch der Beratung löste bei ihnen nur Misstrauen aus. Ich machte mir keinen Stress ob der verschmähten Bäume.

Wenn es Abend wurde und die spärliche Platzbeleuchtung den Schauplatz beleuchtete, fanden auch die bei Tageslicht verschmähten Exemplare ihren Käufer. Manche Kunden sah ich auch öfter. Sie hatten entweder zu früh gekauft und ihr Baum war dabei die Nadeln abzuwerfen. Oder, die Familie hatte andere Vorstellungen, wie ihr Weihnachtsbaum aussehen soll. Und so gab es auch Versuche, den Baum umzutauschen. Wir fanden immer eine Lösung. Schließlich wollte ich nur zufriedene Kunden zu Weihnachten.

Auch ich habe MEINEN speziellen Baum gefunden. Es war natürlich der schönste aller Weihnachtsbäume…
In diesem Sinne, eine schöne Vorweihnacht und bleibt oder werdet gesund. Man liest sich wieder.

Autor: ehemaliges Mitglied

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