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Mal ehrlich – eine Macke hat doch jeder…

Wir, Hanna und ich, sind wieder mal im Rathauscenter Pankow. Sie wissen schon, da wo Hannas Friseurin arbeitet. Heute ist, neben dem obligatorischen Waschen und Föhnen, Färben und Schneiden angesagt. Das heißt, ich habe zirka zwei Stunden Zeit, die ich mehr oder weniger sinnvoll nutzen kann oder muss. Heute werde ich mal auf den jeden Freitag stattfindenden Wochenmarkt gehen. Als ich so von Stand zu Stand bummele, höre ich, wie sich ein Marktbesucher einen anderen gegenüber unfreundlich danach erkundigt, ob der ‘ne Macke hat.

Wenn Du in Berlin unterwegs bist, kann es passieren, dass folgender Satz – mit leicht vorwurfsvollem Unterton artikuliert – Dein Ohr erreicht: „Mensch pass doch uff, Du hast wohl ‘ne Macke?“ Das ist dann nicht so freundlich gemeint. Wenn der Berliner es freundlich meint, dann sagt er statt Macke Fimmel. Für mich eigentlich eine zutiefst überflüssige Frage. Denn, mal ehrlich, jeder Mensch hat doch seine Macken. Ich habe meine Macken. Du hast Deine Macken. Manche Macken sind ganz liebenswert. Andere Macken nerven einfach nur.

Ich zum Beispiel beginne das Begehen einer Treppe immer mit dem linken Fuß und zähle die Anzahl der erklommenen Stufen. Keine Ahnung warum und ich muss mich nicht einmal darauf konzentrieren, es passiert ganz von selbst. Klar ‘ne Macke. Aber das Gute daran ist – es merkt ja keiner.
Als ordentlicher Mensch stecke ich die Geldscheine in meiner Geldbörse immer nach Größe sortiert und mit dem Gesicht nach vorn ein. Ich kann nicht anders. Ich kann nicht einschlafen, ohne vorher zu lesen. Seit meiner Kindheit achte ich darauf, dass nach dem Sport die Socken nicht wieder auf denselben Fuß kommen. Das soll Unglück verhindern. Eine Macke habe ich erfolgreich überwunden. Ich knacke die Federkiele in den Kopfkissen nicht mehr. Man kann Macken also auch ablegen – wenn man will!

Aber ich will mich nicht vordrängen. Auch so manche Macke meiner Mitmenschen ist mir nicht verborgen geblieben. Meine Hanna zum Beispiel lässt Pakete, auf die sie schon sehnsüchtig gewartet hat, nach ihrem Eintreffen erst mal ungeöffnet liegen. Minimum eine Woche. Auch hört sie Fernsehen. Ja. Sie hantiert in der Küche und der Fernseher läuft. Oder sie sitzt auf der Couch, der Fernseher läuft und Hanna löst ihre geliebten Kreuzworträtsel. Im Schlafzimmer hat sie mehrere Wecker in Sichtweite stehen. Sie behauptet, dass sie alle braucht. Beim Einkaufen nimmt sie konsequent nie den oben liegenden oder vorn stehenden Artikel.

Von anderen habe ich gehört, dass sie zwanghaft jedes Kennzeichen an den Autos lesen müssen und dann darüber grübeln, wo es wohl herkommt.
Wieder andere falten sorgfältig das Bonbonpapier, bevor sie es entsorgen. Oder sie beginnen das Zeitungsstudium stets von hinten.
Auch das „An-die-Nase-fassen“ beim Erzählen ist weit verbreitet. Soll ja eigentlich ein Zeichen dafür sein, dass derjenige lügt. Kann ich nicht glauben – sind zu viele.
Ich denke, das ist alles nicht so schlimm, jeder sollte nach seine Fasson glücklich werden. Schlimm ist, wenn die Macken von Zeitgenossen das Zusammenleben und den Frieden stören.

Immer wieder ist zu beobachten, dass Mitmenschen beim Einparken ihres Autos grundsätzlich zwei Parkflächen blockieren.
Den BMW-Fahren wird nachgesagt, dass sie auf der Autobahn permanent die linke Spur nutzen. Manche sprechen schon von der BMW-Spur, wenn sie die linke Fahrbahnseite meinen.

Das reicht. Ich gehe jetzt erst mal ‘ne Bockwurst essen. Auch ‘ne Macke von mir, wenn ich beim Thüringer Wursthändler vorbei komme.
Tschüss, bis bald mal wieder… Und welche Macke hast Du?

Autor: ehemaliges Mitglied

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