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MACH WAS!

Zur Plumpsklozeit wohnte meine Familie mit der Familie meiner Tante im Elternhaus meiner Mutter und ihrer Schwester, eben dieser Tante. Das Plumpsklo befand sich im Stall am Garten. Ein großer Gemüsegarten hinter dem Haus gehörte ebenso dazu, wie der nicht kleine Blumengarten vor dem Haus. Der war mit einer Fliederhecke abgegrenzt. Rabatten und das Rondell in der Mitte hatten Umrandungen aus weißen Steinen. Große Feldsteine waren in einer Ecke des Gartens im Halbrund aufgesetzt. Kletterrosen fanden Halt an einem Rohrgestell und bildeten so mit dem Feldsteinrund eine Laube. Dort wurde mancher Gutwettertag verbracht. Frühling, Sommer und Herbst blühte und duftete es so vielfältig in diesem Garten, dass immer wieder Leute am Zaun stehen blieben, sich die Pracht ansahen und daran erfreuten.

Ostern hatte dieser Blumengarten eine besondere Bedeutung für uns Kinder. Geheimnisvolles tat sich am Ostersonntag. Wir durften nicht raus oder aus dem Fenster sehen. Da versteckte der Osterhase nämlich die Eier und der Hase mochte nicht beobachtet werden.

Onkel Erich fehlte jedes Mal. Aber das war nichts Besonderes. Er besuchte einen Nachbarn, wurde gesagt. Wenn er wiederkäme, sei wohl auch der Osterhase da gewesen. Er würde mal vorsichtig im Garten nachsehen.

Aquarell eines Tulpenfelds

Dann wurde mit Begeisterung gesucht. In den Büscheln der Osterglocken und Stiefmütterchen waren Eier versteckt. Auf den Wegen kullerten kleine Dragee-Eier. Ein Nest aus Holzwolle für jedes Kind stand irgendwo unter Gebüsch. Und immer war ein Schokoladenhase und ein großes buntes Ei aus Pappe dabei, gefüllt mit Süßigkeiten, vor allem mit selbstgemachten Marzipaneiern. Den Geschmack habe ich noch auf der Zunge. Ebenso den von den bunten Schaum-Eiern. Mit den roten Schaum-Eiern konnte ich mir die Lippen anmalen. Küken und halbe Spiegeleier aus Zuckermasse mit Schokoladenunterseite sind mir im Gedächtnis. Die kann man heute noch kaufen und gehören bei meinen jetzigen Ostern immer noch dazu.


Ein Ostersonntag ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Da war ich schon größer und wusste „wie der Hase hoppelte“. Irgendwie lief irgendwas nicht rund. Da wurde gesucht und nicht gefunden, was man suchte. Die Erwachsenen wuselten im Keller herum und kamen mit negativem Bescheid wieder zum Vorschein. Dabei taten sie geheimnisvoll, weil die Kinder ja nicht wissen sollten, was da gesucht wurde. Später erfuhr ich, dass vergessen wurde, Holzwolle für die Nester zu besorgen. Da war guter Rat teuer und bei dem einen oder anderen Erwachsenen stellte sich vor Aufregung wohl Bauchgrimmen ein.
Dann hatte meine Tante einen Einfall. Mit einem Packen Zeitungspapier stand sie oben an der Treppe und rief dem Onkel unten im Treppenhaus zu: „Eeeerich, hier hast du Papiiieeer! Geh in den Garten und mach was!!“

Nach einem kurzen Moment atemloser Stille gab es ein haltloses Gelächter. Ab da hatten wir Ostern ein Schlagwort: „Geh in den Garten und mach was...“
Onkel Erich machte im Garten was, nämlich Nester aus Papier. Als Osterhase vom Dienst füllte er sie mit den guten Sachen. Bunte Eier versteckte er zwischen den Blumenbüscheln und kleine Dragee-Eier kullerten über die Wege.

Alle Jahre wieder erinnerten wir uns mit Vergnügen an Tantes Ausruf: „Geh in den Garten und mach was.“

Autor: egalis

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