Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Stop and go – Chaos auf der Autobahn

Die Rückreise aus dem Urlaub wurde zum Alptraum. Gegen Mittag wollten wir zu Hause sein, und nun war schon später Nachmittag. Ich sah, wie meinem Fahrer allmählich der Kragen platzte. Schon wieder Stillstand, dieses Mal bereits über eine halbe Stunde. Die Ursache blieb auch in Navi und Verkehrsfunk unklar. Hätte sowieso nichts genutzt. Trotz Klimaanlage machte uns die Hitze immer mehr zu schaffen, und auch meine Nerven lagen blank. Ich stieg aus und wurde jetzt erst recht von der Hitze förmlich erschlagen. Bis mein Mann rief: „An der nächsten Ausfahrt fahren wir raus. Wir suchen uns irgendwo einen Ort für eine Übernachtung.“

Stau auf der Autobahn

Nun ja, es war ein gottverlassener Ort, in dem abends sämtliche Bürgersteige hochgeklappt sind. Aber egal, denn nach einigem Suchen fanden wir tatsächlich eine kleine Pension, wo uns eine freundliche Wirtin in ein nettes Zimmer führte. Zwar nur mit Waschbecken und Toilette auf dem Flur, aber es war sauber und die Betten sahen einladend aus. Nachdem wir uns ein wenig erfrischt hatten und es draußen schon ein wenig kühler geworden war, beschlossen wir, in der einzigen Gaststätte des Dorfes einen Imbiss einzunehmen. Fehlanzeige: DIENSTAGS RUHETAG. So ein Pech aber auch. Um dem Hungertod zu entkommen, würden wir also mit unseren von der Hitze schwitzenden Käsebroten vorlieb nehmen müssen.

Aber zuvor machten wir noch einen kleinen Spaziergang, der hinter den Häusern direkt ins Grüne führt. Der weite Blick über Felder und Wiesen bis hin zum fernen Wald hatte denn auch etwas versöhnlich Beruhigendes. Das aber kümmerte meinen Hunger wenig, und beim Gedanken an die inzwischen vertrockneten Käsebrote drehte sich mir der Magen um. „Ach, was habe ich jetzt Lust auf eine ganz einfache Pommes mit Ketchup“, seufzte ich. Mein Mann grinste: „Also, die kannst du in diesem Kaff vergessen. Nichts ist hier so aussichtlos wie deine Lust auf Pommes.“ Mit hängenden Mundwinkeln bogen wir in einen Feldweg, der uns an anderer Stelle wieder auf die Hauptstraße zurückführte.

Da! - Was war das denn? Abrupt blieb ich stehen und traute meinen Augen nicht. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite, an eine Mauer gelehnt, stand eine Tafel „Pommes, Currywurst, Frikadellen“. Daneben ein Imbisswagen mit der Aufschrift „BEI BELLA“. „Ja - ist - das - denn die Möglichkeit!“ rief ich aus. „Und der ist jetzt schon geschlossen? Das darf doch nicht wahr sein!“

Vor dem Imbisswagen saß eine Gruppe junger Leute, die bereits zu tief ins Sektglas geschaut hatten. Scheinbar gab es etwas zu feiern. Spontan beschloss ich, einen großen Blonden zu fragen, wieso denn der Imbiss schon so früh geschlossen sei. Dabei setzte ich das traurigste Gesicht der Welt auf. Das muss dem Typ wohl ans beschwipste Herz gegangen sein, denn er stand schwankend auf und reichte uns freundlich die Hand. „Wo kommt Ihr denn her?“ „Och, aus einer Stadt nahe der holländischen Grenze“, sagte ich leichthin. „Waas? - Also, für liebe Gäste aus Holland mach ich den Laden wieder auf. Die Fritteuse ist noch heiß.“ „Na, das ist aber ein starkes Stück. Und Du bist Bella?“ fragte ich völlig überrascht und musste lachen. „Jau, bin ich.“

Als Bella in Richtung Imbisswagen tänzelte, sprang ein Mädchen aus der Gruppe. „He he, Bella, warte, ich muss dich noch schön machen für Deine Gäste aus Holland!“ rief sie und zückte ihren Lippenstift.
Schallendes Gelächter und noch ein knallender Sektkorken. Sogar wir bekamen ein Glas Sekt.

Bella und Fleurbleue


Es war nicht zu fassen. Wer hätte noch vor zehn Minuten gedacht, dass diese und noch weitere Show-Einlagen uns das amüsanteste Pommes-Dinner aller Zeiten bescheren würden.

Autor: fleurbleue

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
5 Sterne (14 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


16 11 Artikel kommentieren
Themen > Unterhaltung > Kolumnen, Anekdoten und Co > Fleurbleues Geschichten > Stop and go – Chaos auf der Autobahn