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Der Ring mit dem grünen Stein

Kürzlich traute Lena ihren Ohren nicht, als sie die Stimme von Frank Sinatra im Radio hörte: „It had to be you“. Und da war sie, die überwältigende Erinnerung:

Endlich waren Semesterferien und Robert konnte sich aus Berlin absetzen, um zunächst seine Mutter, aber dann endlich seine Lena zu besuchen. Da Lena die kleine Wohnung mit Mutter und Schwester teilte, musste Robert sich für die Nacht mit dem Sofa im Wohnzimmer begnügen. Egal. Er war glücklich, nach so vielen Monaten Lena endlich wiederzusehen.

Am Abend nach seiner Ankunft beschlossen die beiden, wieder einmal Betty‘s Bierbar zu besuchen, ein kleines Lokal, das nur wenige Straßen entfernt lag. Sie liebten diesen Ort, vor allem wegen der kuscheligen Nischen. Unter der Woche war dort nicht viel los, sodass sie auch heute wieder die einzigen Gäste waren. Und wie konnte es anders sein? Sie wählten den kleinen Nierentisch in der abgedunkelten Ecke mit den typischen 50er Jahre-Sesselchen. Wie jeden Abend, erklang auch heute wieder aus dem Lautsprecher leise Tanzmusik – die schillernde Disco-Kugel an der Decke drehte sich -- das perfekte Ambiente für zwei Schmusebedürftige. Die blondhaarige Bedienung erinnerte sich sogar an die beiden und wusste, dass sie keineswegs ein Bier tranken, sondern immer nur Cola-Steinhäger bestellten.

Und plötzlich meinte Lena die Stimme von Frank Sinatra zu erkennen mit seinem Song „It had to be you“. Irgendwie berührte sie der Text, und sie spürte, wie sie langsam dahin schmolz. Überhaupt war der heutige Abend irgendwie anders. Es lag eine gewisse Spannung in der Luft. Und während die beiden zu Sinatra tanzten und Robert Lena fest an sich drückte, wurde ihr schwindlig, als sie ihn immer deutlicher spürte …

Plötzlich meinte er: „Komm, lass uns an die frische Luft gehen. Das täte uns beiden gut.“ „Och, jetzt schon gehen?“ „Nö, wir kommen zurück und trinken den zweiten Cola-Steinhäger, okay?“

An der Mauer, auf der Straßenseite gegenüber, blieb Robert im Schein der Laterne stehen und kramte aus der rechten Jackentasche ein kleines Etwas hervor. Vorsichtig öffnete er ein Mini-Döschen und griff einen Ring mit einem Stein heraus. Lena hielt die Luft an und staunte. „Hier, den möchte ich Dir schenken, weil Du mir so viel bedeutest und weil ich weiß, dass Du besonders die Farbe Grün magst“, flüsterte er. Erst jetzt, im Schein der Laterne, sah Lena, dass der Stein tatsächlich grün war. Und als Robert sie in den Arm nahm, entdeckte sie in seinem Gesicht ein bedeutsames Lächeln…

Doch es dauerte noch drei Jahre, bis sie sich gegenseitig einen Trauring schenkten.

Zwei Eheringe und ein Ring mit einem grünen Stein

Autor: fleurbleue

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