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Von Taschen und Falten

Über den geheimnisvollen Inhalt und dessen Verwendung in weiblichen Handtaschen wurde bereits von berühmten Psychologen und Verhaltensforschern versucht, ein Licht der Aufklärung in diese dunklen, tragbaren Behältnisse weiblicher Wesen, – die meist am Arm oder über der schmalen weißen Schulter baumeln- dabei die Spaghettiträger ( Spaghetti al Dente?) der Trägerin verdeckend –, zu bringen.
Gerne gebe ich zu, zu dieser spannenden „Inhaltsfrage“ auch noch meinen, vom männlichen Denken geprägten Senf dazu zu geben. Habe aber wegen der scheinbar unlösbaren Problematik und des immensen Forschungsaufwandes, die in die unendliche Tiefenpsyche des weiblichen Gehirnes führen, darauf verzichtet.
Wahrscheinlich hätte ich wie viele; und meist gescheiterten Handtaschenforscher vor mir, ebenfalls versagt und eine Schlappe einstecken müssen, die mich zu einem Stümper weiblicher Verpackungskünste abgestempelt hätte – nein niemals wollte ich das!

Rosafarbener Kosmetikkofffer

Was mir aber zu diesem Thema doch noch eingefallen ist, war der Anlass einer Kurzreise.
Der sogenannte Kosmetikkoffer meiner weiblichen Begleitperson (ltd.Hotelanmeldung), ließ sich nach dem Öffnen von mir nicht mehr schließen. Meine Neugierde über das kiloschwere Ding brachte mir eine geharnischte Standpauke ein.
Was geht dich denn mein Kosmetikkoffer an – bitte! (bitte hat sie nicht gesagt), das habe ich jetzt selbst, um den Schein der Höflichkeit zu wahren, gerade erfunden!
Übrigens fehlte meine Lieblingszahnpasta und meine Zahnbürste, dafür waren etwa 7 verschiedene Tages – und Nachtcremes und viele andere hübsche Fläschchen und Tiegelchen, deren Einsatz mir unbekannt ist, im Bauch dieses weiblichen Tresors, der anscheinend nur der Verschönerung dient und nicht der Hygiene – verstaut.

Bei dieser Gelegenheit fielen mir auch – trotz der zwar völlig untergeordneten Stellung in unserem gemeinsamen Haushalt – die total zugemüllten Seitenfächer auf der rechten Seite und das sich im gleichen Zustand befindliche Handschuhfach auf.
Das geht mich natürlich auch nichts an, aber meine Beifahrerin benutzt unser Auto eben so oft wie ich und sofort ist auch das linke Fahrerseitenfach – ganz vorsichtig und diplomatisch ausgedrückt – in einem erbarmungswürdig überfüllten Zustand einer Abfalldeponie bei Neapel.
Die dort angehäuften Artikel sind mir zum großen Teil unbekannt, außer Mengen von Papiertaschentüchern, angeknabberten Äpfeln, glitschigen Bananenschalen, Haarbürsten, Notizzetteln und unzähligen Kugelschreibern, von denen keiner mehr aus Altersgründen in der Lage ist. auch nur einen Strich von sich zu geben.

Da ich als minderer Hausangestellter zum Dauerautoputzer bestimmt wurde, habe ich mir einmal erlaubt, dort auf der anderen Seite beim Beifahrer Ordnung zu schaffen, aber da war als Antwort das Gefauche eines wütenden, grünäugigen Katzenbiestes nichts dagegen.
Das werde ich niemals nie wieder tun, ausgeschlossen, da sehr lebensgefährlich!
Auf der Fahrerseite wurde mir aber zugestanden benutzte Taschentücher zu entsorgen. Alles andere hat erst beim Verkauf des Autos zu erfolgen. So mal, bis dahin!

Morgens lesen wir gemeinsam in der Tageszeitung. Sie das Örtliche zuerst, ich das Politische. Nach einiger Zeit, je nach Umfang der Seiten, erfolgt die Umkehrung, aber nicht vor dem gemeinsamen Austausch der Sterbenachrichten und der zufriedenen Feststellung:
Schau mal, der oder die war doch erst... Jahre alt. Was uns sehr beruhigt und unseren Sterbezeitpunkt in den Sankt Nimmerleinstag zu verschieben scheint. Sehr erfreulich, wenn man „erst“ die 70 überschritten hat!

Während mein Zeitungsteil ordentlich gefaltet und mit der ersten Seite, dem Anfang oben über den Kaffeetisch gereicht wird, erhalte ich einen wüsten Haufen durcheinander gebrachtes, total zerknittertes und zerknülltes Papiers zurück.
An denen nestle ich etwa 30 Minuten herum , bis sie sich wieder in einem Zustand befinden, die dem Leser erlauben, genussvoll und folgerichtig sich dem gestrigen Tagesgeschehen zu widmen. Solche unnötige Sortierarbeit bringt mich natürlich in Zeitnot, wenn es dann heißt:
Ja, auf Junge, wir müssen... ja,.kannst du denn nicht schneller lesen? Nein ich kann nicht, weil ich erst einmal alles sortieren muss.
Das verhallt aber in der Küche, in der wütend mit Geschirr geklappert wird und ich höre leise ein Gezischtes:
Wird denn der Kerl nicht ein einziges Mal rechtzeitig mit dem Zeitungslesen fertig.
Ich verbeiße mir eine bissige Antwort, denn eigentlich mag ich sie, trotz ihrer Unzulänglichkeit beim Zeitungsfalten!

Gefaltete Straßenkarte

Nun, wenn dies alles wäre! Also genau bei dieser Fahrt ins Blaue hinein möchte der Fahrer dennoch einmal erfahren, wo, und in welche Richtung die Schnauze des edlen Renners steht. Normalerweise klappt dann der Beifahrer eine dafür vorgesehen Straßenkarte- wir sind rückständig und verfügen nicht über ein freundliches, aber falsche Angaben verbreitendes TomTom- auf und sagt dem sich auf den Fahrweg konzentrierten Lenker:
Du musst jetzt… ! Mit dieser Dinosauriermethode sind wir bis jetzt schon 50 Jahre gut „gefahren“ und werden das nicht ändern wollen.
Aber was nützt die beste Straßenkarte, wenn sie, obwohl nur ein kleiner Ausschnitt von Nöten, komplett aufgefaltet wird und der Fahrer, dem dadurch die Sicht genommen, einen Zickzackkurs fährt?
Erst das Hupen von der Gegenfahrbahn zeigt meinem Beifahrer an: Da stimmt was nicht und ich bekomme den Vorwurf zu hören:
Du willst mich wohl umbringen und mit Tränen angereicherten Stimme gleich hinterher- Ich habs gewusst, du liebst mich nicht mehr-.

Für Frauen scheint es ungeheuer schwer eine Straßen- oder Wanderkarte wieder zusammenzufalten. Das verstehe ich absolut nicht.
Wesen, die zwei Dinge auf einmal tun können, bei denen Unterhosen stramm gebügelt und ordentlich gefaltet im Kleiderschrank, militärisch genau abgezirkelt Naht auf Naht aufeinander ruhen.
Hemden die stundenlang gedämpft und deren Faltung mir immer Bewunderung abrang, diese weiblichen Wesen, die doch weit über uns zu stehen , nein geistig zu schweben scheinen, bringen es nicht zustande eine Straßenkarte..., nein ich kanns kaum glauben, in ihre einstige Form zurückzufalten, obwohl die Knicke vorgefalzt sind.
Was war denn mit den Faltenröcken, die damals Mode waren? Niemals hätte ein Mann es geschafft, ein solches wundersames Plissee-Faltenwunder zum Falten zu bringen.
Warum können diese Feen des Faltens, mit ihren zauberhaften Händchen eigentlich keine Zeitungen und Landkarten falten?
Sie geben uns ein Rätsel auf, genau wie über den geheimnisvollen Inhalt ihrer Handtaschen!

Gute 2 Stunden war ich nach unserer Rückkehr damit beschäftigt, die teuren Karten, die lieblos und total zerknüllt auf den Rücksitz geschmissen wurden, wieder in ihren Herstellerzustand zu falten.

Uns Männern, die wir verdammt sind, nur eine Sache auf einmal tätigen zu können, bleibt nach dem Falten alleine noch das Falten unserer Hände; und ein vertrauensvoller Blick hinauf zum Himmel.
An ein Faltwunder glaube ich trotzdem nicht.

Autor: Fiddigeigei

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