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Einmal im Leben

Mein Wunsch ist es, alles was das Leben bietet mal auszuprobieren, und
für das Jahr 2019 habe ich mir folgendes vorgenommen, erstens mindestens einen Monat in einem Dorfedelpuff zu arbeiten, zweitens auf einem Liegerad durch die Vogesen gondeln und drittens, drei Monate in einem Knast meiner Wahl zu verbringen.

Die Reihenfolge steht noch nicht fest, doch mir ist klar, dass ich diese Unternehmungen nur in absoluter Topform meistern kann. Deshalb verpflichtete ich vorsorglich schon mal einen Personaltrainer. Meine Wahl fiel auf Enrico, einen Endzwanziger, gut durchtrainiert, vom Typ „Litfaßsäule“ (rundum tättowiert) sowie tadellos gebräunt.

Nachdem das Finanzielle geklärt, begann unser Deal: Er gibt die Kommandos und ich gehorche. Zuerst ein warm-up, das Tempo moderat, doch es steigert sich. Enrico leichtfüßig, er befiehlt atmen, Arme anwinkeln, zuerst die Fußspitzen aufsetzen, dann die Ferse abrollen, atmen, ein, aus, nun Tempo und Kopf hoch.

Dann gehts eine halbe Stunde durch den Wald, ich trabe, laufe, renne, seh weder Blattgrün, noch die Bäume. Pause, dehnen, Knie durchgestreckt lassen, und tiefer, autsch, ein- und ausatmen.

Ab ins Studio, bin klatschnass geschwitzt, Enrico wirkt frisch, ich wechsle die Klamotten, genieße die Auszeit, dann an die Langhantel, Trizepdrücken, stemme 30 kg, versuche Enricos Tatoos kopfüber zu enträtseln, eins, zwei, eins, zwei und einer geht noch, komm, komm! Er kommandiert, ich drifte weg.

Jetzt an der Sprossenwand, abhängen, Enrico stützt meine Hüften, mon dieu. Dann 20 sit ups, er feuert mich an, eins, zwei, drei, eins zwei drei, weiter weiter, ich gehorche keuchend, ..... kleine Pause..... Brust raus, Hohlkreuz rein, Seitenlage, Adduktoren stärken, jetzt die Kurzhantel für die Bizepsübung, ich stöhne, Enrico kläfft mach jetzt mal keine schlaffe Mütze, eins, zwei, eins, zwei, komm, komm, komm, schon.

Liegestützen, rauf, runter, der Arsch bleibt flach und jetzt ein paar Klimmzüge! Ich sacke auf die Matte, keine Gnade, Nackendrücken, eins, zwei, Schluss.....ich streike stell mich tot, Enrico grunzt Exitus!

Also, die Vogesen stell ich erst mal hinten an. Und sind wir doch mal ehrlich, für den Knast reicht es doch aus, die Gefängnis-Hofrunden einigermaßen zu bewältigen.

Und unter uns, in solch einem Landedelpuff „verkehren“ meiner Meinung nach nette ältere Herrschaften, mit locker erfüllbaren Fantasien, sowie jüngere Sensibelchen, welche meist um einfühlsame Gespräche betteln. Etwaige Problemfälle übernehmen natürlich erfahrenere Kolleginnen. Ich werde Enrico informieren, dass es bei unserer ersten Trainingseinheit bleiben wird.

Und übernächste Woche melde ich mich zu einem Praktikum im „Traumparadies" an, meinen zukünftigen Arbeitsplatz erreiche ich bequem und umweltfreundlich dank des „Öffentlichen Personennahverkehrs“.

Autor: galen

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