Die gute Tat

Jeden Tag eine gute Tat, so heißt es doch, nun hatte ich die Chance, selbige zu verwirklichen.

„Kannst du mir bitte mal helfen?“
Hilberts Stimme klang seltsam verzagt, misstrauisch prüfte ich, worum ich gebeten wurde. Und entschloss mich spontan zu früher Stunde eine gute Tat in die Tat umzusetzen.

Ich half Hilbert dabei, ihn in einen Stützstrumpf zu pressen, es war sein „erstes Mal“ und dementsprechend benahm er sich auch.
Er hatte die Farbe schwarz gewählt für den Venenschoner (wahrscheinlich erinnerte ihn dies an “Zorro“, den Rächer der Enterbten). Die festfeinglatte Sonderanfertigung glitt federleicht durch meine Finger.
Ich nahm Hilberts Fuß in den Klammergriff, stülpte die sogenannte “Anziehhilfe“ über diesen…

“DAS KITZELT"!
Hilbert zog den Fuß zurück, stell dich nicht so an, Helm enger!
Ich zerrte, nun im Hau-Ruck-Verfahren, Zentimeter um Zentimeter, und achtete streng darauf, dass sich der Strumpf bloß nicht verdrehte.

"DIE FERSE" mahnte Hilbert, “MUSS GANZ GENAU SITZEN“!
Ich versuchte peu à peu seinem ausgestreckten linken Bein den Miederstrumpf schmackhaft zu machen, denn es fehlten nur noch wenige Zentimeter. Mit vereinten Kräften überlisteten wir das äußerst störrische Knie und es bildeten sich kleine fiese Falten.
Doch diese könnten zu schmerzhaften Einschnürungen führen, stell dich fest auf die Beine, befahl ich, und bleib ruhig steh'n.
Ich zupfte energisch den Strumpf glatt, “AUTSCH, DAS ZWICKT"!
Jetzt reiß dich mal zusammen... puuuuh... endlich geschafft!

Versonnen schaute ich auf den mit dezenten Silberpünktchen verzierten oberen Strumpfrand. Ein schlankes Männerbein, gehüllt in elegantes Schwarz... wo nur hatte ich das schon mal gesehen?
Dann erinnerte ich mich plötzlich an diese fantastische Travestie-Show mit den herrlich bestrumpften Männerbeinen, damals in Köln beim “Timp“ am Heumarkt.

"DIE FERSE SITZT TOTAL SCHIEF" bemängelte Hilbert vorwurfsvoll und begann wütend den rechten Stützpanzer wieder vom Bein zu zerren...