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Eine etwas andere Führung.
Durch Gassen, Hinterhöfe und Stiegenhäuser

Voller Erwartung stiegen wir um 9:12 Uhr in den Zug nach Lindau/Hbf, einer Stadt, deren Geschichte weit zurückreicht.
Heute zieht diese liebliche Stadt jährlich nicht nur eine Masse von Touristen an, sondern ist auch geprägt durch Obst- und Weinanbau.

Die Stimmung war locker und ich hoffte, dass die Sonne mittags ihren Triumph feiern konnte. Eineinhalb Stunden Fahrt lagen nun vor uns, die im Nu vergingen.

Kaum aus dem Bahnhof, wurden wir von einer Bekannten liebenswert empfangen.
Der Bodensee breitete sich vor uns aus. Langsam, fast ohne Wellen zu schlagen, glitten vereinzelt Boote auf dem Wasser. Die Sonne hatte gesiegt und spiegelte sich golden im Wasser. Die augenfällige Löwenfigur blickte beharrlich hinaus auf den Bodensee. Einen Steinwurf davon entfernt befindet sich der Mangturm, der seinen Namen von einem früheren Mangel- und Tuchhaus hatte, das einst in unmittelbarer Nähe stand.

Wir tauchten nun ein in eine Stadt, die sich aus einer ganz anderen Perspektive zeigt.
Es begann nun eine Führung besonderer Art.
Durch die Färbergasse ging es nun in die Ludwigstraße, wo wir auf Pflastersteine verwiesen wurden, die darauf hindeuteten, dass damals Tore hier gestanden haben müssen.
Weiter ging unsere Führung zur Metzgergasse, an deren Ende sich das Zunfthaus und das Schlachthaus (Blutrinne) befindet. Zu damaliger Zeit hatten dreizehn Metzger in dieser Straße gewohnt, wusste unsere Lindauer Bekannte.
In ummittelbarer Nähe befindet sich die älteste Kirche der Insel. Die „Peterskirche“ ist 1000 Jahre alt, deren wuchtiger Kirchturm einst als Wehrturm der früheren Hafenanlage diente.
Wir beschlossen, uns die attraktiven Wandmalereien „Lindauer Passion“ von Hans Holbein d. Ä. in dieser kahlen Kirche zu bewundern.
Neben der „Peterskirche“ steht der „Malefizturm“ oder auch „Diebsturm“ genannt. In alten Zeiten gehörte er zur Stadtbefestigung und diente als Gefängnis. Aufständische Gefangenen wurden damals in einem Korb, in das tiefer liegende Extraverlies abgeseilt. Der Brotkorb wurde ihnen höher gehängt, damit die Inhaftierten schlecht zugreifen konnten. Daher das Sprichwort: „Dem hängt man den Brotkorb höher“.

Sie berichtete von den 95 Rädelwirtschaften (Besenwirtschaften), die es auf dieser Insel gegeben hatte. Das 96. „Rädle“ wurde zu einem Hospital und einem Altersheim aufgemacht, und jeder Altenheimbewohner bekam zwei Liter Wein gratis zur Eröffnung.
Da der Lindauer Wein verhältnismäßig sauer war wurde gesagt, dass man „in der Nacht alle halbe Stunde den Wecker stellen musste, um kein Loch in den Magen zu bekommen.
Nach dem Diebsturm führte ein schmaler Weg auf der Stadtmauer zum Hinterhaus des Schönheitsapostel Prof. Dr. Dr. Mang und seinem „Mausoleum“.
Im Seitenblick kontrastreich ein romantischer Hinterhof, den ein grün beranktes Treppenhaus zierte. Idylle pur.
Mit Charme und immer wieder Anekdötchen auf den Lippen, führte A. uns zu der von Karl Spitzweg bemalten Häuserreihe und einem Brunnen mit „närrischen“ Figuren, die die Lindauer Narren darstellten: Binsengeist, Pflasterbutz, Kornköfler und den Mostköpfen. Schmunzelnd erzählte sie die „eigene“ Charaktereigenschaft der Lindauer und sie daher „sture Mostköpfe“ genannt werden.
Weiter ging unsere Führung und manche Einblicke in Seitenstraßen zeigten zauberhafte Patrizierhäuser in pastelligen Farben, die einen Hauch der damaligen Zeit vermittelten.
Über Kopfsteinpflaster durch das Zeughausgässle zum Paradiesplatz, einstiger Seehafen, entlang der Stadtmauer, wo bis dahin früher das Wasser reichte, zu den Verbindungsgräben zwischen zwei Häusern.
A.erzählte von den Nachttöpfen, die früher hier ausgeleert wurden und bei Frost die Rinnen der Gräber, von den Fäkalien ausgeputzt.
Vorbei ging’s an einem großen Patrizierhaus mit einem attraktiven Neptunbrunnen und heiligen Geist Hospital, zum schönsten Patrizierhaus am Bodensee, dem „Haus zum Cavazzen“, das mit eindrucksvoller Malerei geschmückt war.
Unser letzter Besichtigungspunkt vor der Mittagspause war noch das schmälste Haus, eingezwängt zwischen anderen.
Wir hatten nun das Gasthaus „Zum Sünfzen“ erreicht und legten eine wohlverdiente Verschnaufpause ein. Unnachahmliche Gerüche wehten uns entgegen. Bei gutem Essen saßen wir gemütlich beieinander und verarbeiteten verbal die Eindrücke, die wir erlebt haben.

Zu den besonderen Schmankerln unserer Führung gehörte der Ausblick von der Dachterrasse des Hauses, in dem A. wohnte. Treppauf über fünf Stockwerke erreichten wir dieselbige.
Ich konnte mich dem Zauber dieses Anblicks nicht entziehen. Inmitten Kamine, Mauern und Dächer, breitete sich eine bezaubernde Landschaft auf. Grün schattierte bergige Wälder und Hügel und obenauf thronte der Pfänder. Ein absolutes Highlight und wieder eines dieser O-Effekte!!

Steil ging es wieder treppab und wir kamen in den Genuss die Gastfreundschaft von A. kennen zu lernen. Espresso, Keks und Obstsalat wurden gereicht. Bevor wir wieder diese ausdrucksstarke Wohnung verließen. Entlang dem alten Rathaus, das 1436 im gotischen Stil erbaut worden war, vorbei an grazile Erker mit traumhaften Fassadenmalereien und schöner überdachter Treppe, die zu einem Erker führte, kehrten wir zum Ausgangspunkt zurück.

Mit dem Bus fuhren wir planmäßig zu dem Obsthof „Willhalm“. Bezaubernd waren die Holztische gedeckt und wir entsagten nicht dem uns angebotenen Kuchen und Vesper. Nebenher noch eine Weinprobe und nach der Vorführung einer Apfelschälmaschine traten wir die Rückreise an.

Der Bus rollte noch kurz an die österreichische Grenze, bevor er uns in Lindau am Bodenseeufer absetzte.

Bevor man sich versah, rollte auch schon der Zug ein und ab ging´s nach Ulm.

Autor: Jarosch

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