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Zwergsloch

Wenn man an der Innerste aufwärts von Hildesheim nach Marienburg geht, findet man etwa auf der Hälfte des Wegs eine Höhle, welche das Zwergsloch (twärgeslock) heißt. In diesem Loche hatten die Zwerge ihre Schmiede, davon ist es noch heutigen Tags so schwarz. Die Zwerge schmiedeten aber nichts als Gold und Silber, und wenn sie fleißig arbeiteten, so wuchs von der Hitze unten das Korn auf den Feldern übern Zwergsloch so, daß es eine Pracht zu sehen war. Auch sagten die Leute, daß oft lauter silberne und goldene Körner in den Ähren gewesen wären. Das glaube ich aber nicht. Nur so viel ist gewiß, daß das Korn an dem „Brinke“ nicht mehr so gut wächst wie sonst, als die Zwerge noch ihre Schmiede unten im Loche hatten. Der Magistrat von Hildesheim hat die Zwerge verjagt, weil die Zwergenkinder immer in die Erbsenfelder gingen und die grünen Schoten stahlen. Es weiß aber keiner, ob die Zwerge über die Innerste nach Amerika gegangen sind, oder ob sie sich tiefer in die Erde verkrochen haben. Meiner Mutter Vater ließ es sich nicht nehmen, daß das Loch weit unter der Erde fortginge und die Zwerge noch darin wären. Auch hat er einmal als er die Kinder hütete, nicht weit vom Loche ein ganz kleines Weib an der Innerste sitzen, das lauste zwei kleine Kinder, die nicht größer wie ein Pflanzer*) waren. (Aber der Olof hat viel erzählt)

*)Ein kegelförmiges Instrument zum Pflanzen, ca 22cm lang.

2.
Ein Junge „ging einmal Schulen**) und trieb sich am Zwergenloch umher. Da sah er eine feuerrote Maus in das Zwergsloch laufen; die dachte er zu fangen und lief der Maus nach. Als er nun im dunklen Loch war, lief die Maus wie eine glühende Kohle immer vor ihm her, er wurde nicht müde, sie zu verfolgen, und endlich hatte er sie beim „Gripse“. Aber der Junge konnte aufschreien! Die Maus brannte ihm in der Hand wie ein glühend Eisen, und als er sie von sich warf, wuchs sie zu einem kleinen feuerigen Kerl auf, der packte den zappelnden Jungen, klappte ihn tüchtig ab und schrie:“ Zoif! Wut du Schaulen gahn?! Wut du Schaulen gahn!“ – Der Junge schrie gottserbärmlich und schwur hoch und teuer, daß er in seinem Leben nicht wieder „Schulen gehen“ wollte. „No denn gah hen!“ sagte der Zwerg und warf ihn von sich. – Als sich der Junge erholt hatte, fand er sich in einem Gebüsche. Er stand auf, lief einen Waldweg entlang und wußte gar nicht, wo er war. Endlich kamen Leute des Wegs, dir sagten ihm auf sein Fragen, daß er in der „Ilse“ wäre.


3.
Das Zwergsloch geht ein paar Meilen weit unter der Erde weg. Die Alten wollen wissen, daß es einen Ausgang am „Knebel“ habe. An einem Pfingstmorgen sind auch mal mehrere Jungen beim Knebel in die Erde gestiegen und nach langem Wandern zum Zwèrgsloche herausgekommen. Als sie aber aus dem dunklen Loche in den hellen Sonnenschein traten, blickten sie sich ganz verwundert einander an; denn sie waren alte Männer mit langen, greisen Bärten geworden. Als sie nun vor die Stadt kamen, wollte sie der Torwächter nicht einlassen, so „strabulsterig“ und abgerissen sahen sie aus, und als sie ihre Namen nannten und nach ihren Angehörigen fragten, sagte der Torwächter: “Ihr möget mir wohl Erzvagabunden und Schelme sein; die Leute vor welchen Ihr sprechet, sind schon begraben, als ich noch ein kleiner Junge war!“ Da weinten die Wanderer bitterlich, kehrten wieder um, und kein Mensch weiß, wohin sie gekommen sind. Einige sagten sie wären wieder in das Zwergsloch zurückgegangen und wohnten da noch.

**) „Schulen gehen“ ist unerlaubt die Schule versäumen und sich umhertreiben.

Autor: Eckbert

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