Das Schauteufelskreuz
An der Ecke des Alten Marktes steht ein uralter Stein mit einer betenden Figur,

Vor vielen Jahren wohnte an der Ecke des Alten Marktes ein Schuster, der vor Hunger und Kummer weder aus noch ein wusste. Endlich fasste er den gottlosen Entschluss, einen Bund mit dem Teufel zu machen. Er stahl deshalb bei Nacht und Nebel von der Dombibliothek den Höllenzwang, der dort an einer großen Kette lag, und beschwor den bösen Feind. Dieser erschien auch bald und fragte nach seinem Begehr. Der Schuster sprach:“ Gib mir drei Himpten(1) Geld, so will ich dir meine Seele verschreiben! Wenn du jedoch nach Jahresfrist wiederkehrst und findest, dass das ganze Geld nur zu einem Gott wohlgefälligen Zwecke angewendet ist, dann musst du mir meine Seele lassen!“ Damit war der Teufel gern zufrieden, denn er dachte sich, dass der verhungerte Schuster sicherlich einen Teil des Geldes für seinen bellenden Magen und seine durstige Kehle verwenden würde.
Der Schuster aber war nicht auf den Kopf gefallen und dachte bei sich: „Hast du so lange in Hunger und Kummer gelebt, so wirst du es auch noch ein Jahr aushalten.“ Er trug also seine drei Himpten Geld zum Goldschmied und ließ ein großes silbernes Kreuz daraus machen; das nahm er mit sich nach Hause und erwartete nach Ablauf des Jahres ganz ruhig den Teufel.
Dieser blieb auch nicht eine Minute länger aus, war aber sehr erstaunt, als er den halbverhungerten Schuster noch ebenso wie vor einem Jahre in seiner ärmlichen Schusterstube den Pechdraht ziehen sah. „Was hast du mit dem Geld gemacht?“ fuhr ihn der Teufel an. – „Schau, Teufel dieses Kreuz!“ rief der Schuster aufspringend und hielt ihm das silberne Kreuz entgegen. Da zerschlug der Teufel bitter und böse ein Fach Fenster und fuhr fluchend davon.
Der Schuster aber lachte sich ins Fäustchen, ließ sein Kreuz wieder einschmelzen und war von nun an ein steinreicher Mann. Zum Dank für seine Erlösung aus des Teufels Kralle ließ er den Denkstein setzen, der noch heute das Schauteufelkreuz heißt.
(1) Ein Himpten (auch Himten) ist ein bis zur Zentrum des 19. Jahrhunderts gebräuchliches Hohlraummaß für Getreide. Er entsprach zwischen 31 und 35 Litern. Manchmal wurde er auch als Flächenmaß für Ackerflächen genutzt, dabei ist ein Himpten Feld diejenige Fläche, die mit einem Himpten Teil einer Pflanze besät werden konnte.

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