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Der Brauch des Dankens: Erntedankfeste weltweit

In Deutschland wird dieses Jahr am 02. Oktober Erntedank gefeiert. Auch wenn es hierzulande als christliches Fest bekannt ist, so liegt der Ursprung des Fests wie bei vielem in vorchristlicher Zeit. Weltweit gibt es dabei unterschiedliche Bräuche, um sich für eine erfolgreiche Ernte zu bedanken.

Lebensmittel und der Schriftzug Danke

Antike

Der Brauch der Danksagung ist ein sehr alter. In Agrargesellschaften war das Überleben der Menschen direkt an eine gute Ernte gekoppelt, weswegen hohe Erträge von extremer Bedeutung waren. Deshalb ist es nur konsequent, dass bereits die alten Römer, Ägypter und Griechen in zeremoniellen Riten ihren jeweiligen Fruchtbarkeitsgöttern Erträge ihrer Ernten opferten, um sich für die erhaltenen Gaben zu bedanken – und um sie für das kommende Jahr gnädig zu stimmen. Das Gleiche galt in Mittel- und Nordeuropa für Kelten und Germanen, die ebenfalls Opferfeste feierten.

Die Errichtung einer Hütte

Schmücken einer Laubhütte

Im Judentum wird gleich zweimal im Jahr Erntedank gefeiert. Im Mai oder Juni, abhängig vom jüdischen Kalender, werden während des Wallfahrtsfests Schawuot die sogenannten Erstlinge der Ernte geopfert. Beim siebentägigen Laubhüttenfest Sukkot im Herbst wird dann hingegen die Jahresernte gefeiert. Hierzu wird - wie es der Name schon sagte – aus Zweigen, Ästen, Laub und Stroh eine Hütte, die sogenannte Sukka gebaut und mit Erntefrüchten dekoriert. Das Fest soll an die Wanderung der Jüdinnen und Juden durch die Wüste nach ihrem Auszug aus Ägypten erinnern. Der Dank gilt den empfangen Gaben sowie der Geborgenheit während dieser Zeit der Entbehrungen und der Widrigkeiten.

Erntedank im deutschsprachigen Raum

In christlich geprägten Regionen gibt es keinen einheitlichen Tag für das Erntedankfest und auch die Bräuche sind unterschiedlich. In Deutschland fällt das Fest in der katholischen Kirche auf den ersten Sonntag im Oktober, wohingegen in der evangelischen Kirche Erntedank am ersten Sonntag nach dem Michaelistag (29. September) gefeiert wird. Auch regional gibt es Unterschiede: In der Moselregion beispielsweise wird das Fest traditionell, wie es in Frankreich ebenfalls üblich ist, nach der Weinlese gefeiert.

Erntedank-Altar

Bei den Feierlichkeiten werden Körbe mit Obst und Gemüse oder auch Erntekronen aus Getreide zum Altar gebracht. Während des Gottesdiensts wird sich für die Gaben bedankt. Oftmals ist das, in Erinnerung daran, dass man selbst genügend zu Essen hat, mit Spendenaufrufen für bedürftige Menschen verbunden. Teilweise werden auch Prozessionen abgehalten, bei denen die Erntekronen durch die Gemeinde getragen werden oder Umzüge veranstaltet, bei denen geschmückte Wägen durch Straßen gezogen werden. Regional werden auch Jahrmärkte abgehalten.

In ländlichen Regionen werden auf den abgeernteten Feldern Strohpuppen verbrannt oder einfache Erntedankfeuer entzündet, was auf die heidnischen Wurzeln des Fests schließen lässt. Auch in Großbritannien ist es üblich, dass aus den letzten Strohgarben eine Puppe gebastelt wird, die nach der Ernte auf dem Feld zurückgelassen wird. Die neuere Form davon ist das Aufstellen großer Puppen aus Strohballen am Ortseingang.

Im Alpenraum kann auch der jährliche Almabtrieb mit Erntedank zusammenfallen. Je nach Witterung werden zwischen Mitte September und Mitte Oktober Kühe und Schafe zum Überwintern von den Bergen in die Täler getrieben. Dabei werden diese mit Blumen oder Bändern geschmückt und der Abtrieb mit Festlichkeiten verbunden.

Ein nationales Ereignis

Ältere Frau serviert an Thanksgiving ihrer Familie einen Truthahn

In den USA wird Erntedank, dort Thanksgiving genannt, extrem groß gefeiert und weicht stark von den Formen in Europa ab. Der nationale Feiertag mit großen Paraden wird am vierten Donnerstag im November und in Kanada am zweiten Montag im Oktober begangen. Das Fest erinnert an die ersten britischen Pilgerväter, die im ersten Jahr ihrer Ankunft durch die Ureinwohner der Wampanoag unterstützt wurden, sie feierten im Herbst 1621 das erste Thanksgiving zusammen. In Nordamerika wird dieser Tag im Rahmen der Familie beim gemeinsamen Truthahnessen zelebriert, denn der Truthahn soll schon beim ersten Thanksgiving verspeist worden sein. Allerdings wird dieser Feiertag nicht unkritisch gesehen, denn das „friedliche Miteinander“ zwischen den amerikanischen Ureinwohner*innen und den britischen Pilgervätern war kein freiwilliges und mündete in der nahezu kompletten Vernichtung der Stämme, wie eben auch der Wampanoag. Deshalb sehen die Nachkommen der indigenen Völker wenig Grund zum Danksagen.

Weltweit

In Japan wird am 23. November der „Tag des Dankes für die Arbeit“ gefeiert. Der Tag geht auf das kaiserliche Erntedankfest „Kosten des neuen Reises“ zurück, bei dem den Göttern frisch geernteter Reis durch den Kaiser geopfert wurde. Heutzutage wird allgemeiner der Arbeit anderer Menschen, deren Rechte und der Früchte ihrer Arbeit gedacht.

In Ghana und Nigeria wird das „YamsFest“ gefeiert, bei denen den Ahnen gedacht und ihnen für die Ernte gedankt wird, denn Yamswurzeln sind ein Grundnahrungsmittel in weiten Teilen Afrikas. Nach dem Ende der Regenzeit im August wird um eine erfolgreiche Ernte gebeten, Kochtöpfe und Schüsseln werden während des Fests poliert, um für frische Yamswurzeln bereit zu sein. Beim traditionellen N'cwala wird in Eswatini, Sambia und Simbabwe ebenfalls den Ahnen für die erfolgte Ernte gedankt und um den Segen für die kommende Ernte gebeten. Dazu wird beim Höhepunkt des Fests ein Ochse geschlachtet.

Im Süden Mexikos wird jährlich das Guelaguetza-Fest gefeiert, das noch auf indigene Traditionen zurückgeht. Mit traditionell bunten Trachten sowie Musik und Tanz wird dabei die Maisgöttin Centeotl geehrt. Auf Barbados hingegen wird ein gewähltes Erntekönigspaar zum Ende der Zuckerrohrernte mit Musik, Kostümen und Umzügen geehrt.

Tanzende junge Frauen beim Guelaguetza-Fest in Mexiko

Trotz aller Unterschiede ist der Kern der Erntedankfeste immer der gleiche: Die Menschen bedanken sich für die geernteten Früchte und bitten um gute Ernte für das nächste Jahr.

Feierst Du Erntedank? Und welche Bräuche kennst Du noch? Lass es uns in den Kommentaren wissen.

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