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Gail´scher Park in Rodheim.

Am 23.09.2022 besuchten wir den Gail´schen Park in Rodheim/Biebertal. In Gießen war ein Bus ausgefallen, aber die Teilnehmer waren alle noch rechtzeitig da, um noch eine Tasse Kaffee oder ein Stück Kuchen zu genießen.
Für 14:30 hatte ich eine Kostümführung gebucht die aber wegen Krankheit von Frau Klein ausfallen musste.
Norbert Kerl vom Vorstand "Freundeskreis Gail´scher Park" hat das hervorragend übernommen, vielen Dank dafür.

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Nach einer kurzen Begrüßung erklärte uns Herr Kerl wie der Park entstanden ist.
Der Gail’sche Park im Biebertaler Ortsteil Rodheim ist ein ca. 2,8 ha großer Landschaftspark mit einer Villa, der in den Jahren 1880 bis 1900 im Auftrag der Gießener Tabak-, Zigarren- und Keramikfabrikanten Gail angelegt wurde.

Der Traum vom Paradies:

Im Jahr 1812 gründete Georg Philipp Gail in Gießen eine Tabakfabrik, auf die 1857 eine Filiale in Rodheim folgte.
Hinter seinem Rodheimer Anwesen legte er einen kleinen Park an, der durch seinen Sohn Karl 1880 mit einem Schweizer Haus geschmückt wurde.
Unter dem Enkel von Georg Philipp, dem späteren Kommerzienrat Wilhelm Gail, der 1891 die Gail’sche Dampfziegelei und Tonwarenfabrik eröffnete, erreichte der Park mit dem Neubau einer Villa um 1896 seine heutige Ausdehnung.

Der unter Denkmalschutz stehende Park ist weitgehend noch im Original erhalten und ein wunderschönes Kleinod der Gartenkunst.

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Der Park, den Wilhelm und Minna hinterlassen haben, ist ein einzigartiges Gartenkunstwerk. Der Besucher erlebt einen Park voller Überraschungen. Die Konzeption des bekannten Gartenarchitekten Andreas Weber mit einem Teich als zentralem Element, um den sich schöne Staffagen gruppieren, ist einzigartig und die Inszenierung aufeinander folgender Parkbilder eindrucksvoll. Die Wegeführung und die Modellierung des Geländes nach der Lenné-Meyer’schen Schule kann als lehrbuchmäßig beschrieben werden.
Der unter Denkmalschutz stehende Park ist weitgehend noch im Original erhalten und ein wunderschönes Kleinod der Gartenkunst.

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Schade dass der Teich kein Wasser hat. Das Wasser wurde abgelassen und die erforderlichen Reinigungs- und Ausbesserungsarbeiten haben begonnen.

Es kann leider kein fester Termin genannt werden, wann der Teich wieder Wasser hat, Eigentümer und Freundeskreis sind aber bemüht, diesen trockenen Zustand so kurz wie möglich zu halten. Die derzeitigen Witterungsverhältnisse werden für die Phase des Wasserzulaufs eine wichtige Rolle spielen.

Wir bitten die Besucherinnen und Besucher des Parks um Geduld und Verständnis, so steht es auf der Home-Page.

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Der Wasserlauf.

Der Wasserlauf aus neun aneinandergereihten und mit Rinnen verbundenen Becken ist der wesentliche Gestaltungsinhalt des ersten unteren Parkteils. Er ist im Rahmen der Verschönerungsarbeiten 1883 anlässlich der Ankunft der Braut Minna Mahla aus Amerika entstanden.
Der Wasserlauf hatte ursprünglich eine Länge von ca. 80 m. Er begann unterhalb des Schweizer Hauses und reichte fast bis an die Gießener Straße heran.
Die einzelnen Becken, deren Uferlinien geschwungen ausgebildet und aus Beton gegossen sind. Jedes Becken hat eine andere Ausformung. An markanten Stellen hat man zudem große Felsen aufrecht in Szene gesetzt. Begleitet wurde der Wasserlauf von einem ca. 50 cm breiten, geschlängelten Kiesweg, der eine Verbindung zwischen dem Schweizer Haus und dem weiter unterhalb verlaufenden Weg herstellte.
Der Wasserlauf beginnt mit einem großen Becken direkt unterhalb des Schweizer Hauses. Hier ist auch heute noch der Zulauf zu finden. Auf mittlerer Höhe des Wasserlaufs hatte der begleitende Kiesweg ursprünglich eine platzartige Aufweitung, in der sicherlich eine Bank oder eine Sitzgruppe aufgestellt wurde. Eine Leuchte mit Leuchtarm markiert heute noch diese Stelle.
Der Weg und der Platz wurden im Jahr 2009 rekonstruiert.

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Der Uhrenturm.

Der Uhrenturm ist nicht nur der aufwendigste, sondern auch wichtigste Einbau des von Wilhelm Gail neugestalteten Parkteils. Er befindet sich direkt gegenüber der Villa und bildet damit den Pendant in der Hauptblickachse des Parks. Auf einer kleinen Anhöhe, dicht an der Grundstücksgrenze stehend, erhebt sich der Uhrenturmdeutlich über das anschließende Gelände.

Das Baumaterial für den Pavillon konnte Wilhelm Gail zum großen Teil, wie schon beim Bau der Villa, aus eigener Produktion zur Verfügung stellen. So stammen die Steine für den Turm und die Dachdeckung aus der Gail’schen Brennziegelei.
Das Museum im Uhrenturm im Gail’schen Park in Rodheim ist eines der kleinsten seiner Art in Hessen. Das Museum bietet Informationen zur Geschichte der Firma Gail und zum Verständnis des Rodheimer Anwesens.

Die Ausstellung veranschaulicht hier vor allem anhand von Bilddokumenten die Geschichte des Parks. Es werden Bilder der Mitglieder der Familie Gail gezeigt, die den Park geschaffen und hier gelebt haben. Fotos aus der Bauzeit 1896 und aus dem 20. Jahrhundert verdeutlichen, wie der Park vor über 100 Jahren ausgesehen und sich entwickelt hat.
Der Uhrenturm wurde 2016 mit Unterstützung und des Denkmalamtes des Freundeskreises von Grund auf saniert.

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Das Bienenhaus.

Das Bienenhaus stammt wahrscheinlich aus der Nachkriegszeit und hatte einen kleineren Vorgänger, der in Bildern aus den 30er Jahren belegt ist. Sehr schön ist das seitlich eingebaute Beobachtungsfenster. Das Bienenhaus zeigt, dass sich die Familie Gail in Rodheim vor Ort mit vielen Dingen des täglichen Lebens selbst versorgen wollte. Man produzierte nicht nur Honig, sondern baute auch Gemüse an, zog Blumen und erntete Obst.

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Die Villa.

Die Villa wurde 1896 durch den Frankfurter Architekten Franz van Hoven geplant und von der Gießener Firma Abermann erbaut. An der Fassade des Dachgeschosses erkennt man schöne Putzmotive mit Tier- und Pflanzendarstellungen. Die Villa steht als dominierendes Element, leicht erhöht, auf dem oberen Niveau an einer künstlichen Hangkante. Alle Blickachsen, Parkeinbauten und das Wegesystem sind auf sie abgestimmt. Im Jahr 1948 wurde leider die schöne Klinkerfassade des Erdgeschosses verändert.
Seit dem Jahr 1896 verfügt die Villa über eine eigene Wasserversorgung.
Quellwasser, welches man unterhalb des Ortes Vetzberg am Hang auffing, wurde in einen großen Keramikbehälter auf dem Dachboden gepumpt. Von dort führte man es zu den Bädern und zur Küche.

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Teichhaus mit Eiskeller.

Neben dem Uhrenturm ist das Teichhaus die wichtigste Staffage im oberen Parkteil. Unterhalb der Villa direkt am nordöstlichen Teichrand gelegen, bietet es mit seiner Birkenholzfront einen wichtigen Blickpunkt und wird von verschiedenen Punkten im Park in Szene gesetzt. Vom Aussichtsplatz hat man über die Insel die Frontalansicht, die ursprünglich beidseitig von Trauerweiden gerahmt war. Vom östlichen Weg aus eröffnet sich dem Betrachter zwischen zwei Baumgruppen ein weiterer Blickpunkt seitlich auf das Teichhaus. Die Birkenholzfassade wurde in den 50er Jahren anhand der Vorlage alter Fotos erneuert. Das Dach war wahrscheinlich riedgedeckt. Die Vorderfront schiebt sich über den Teich und wird durch Betonstützen gehalten, auf denen auch die Holzbohlenterrasse ruht. Das Geländer der Terrasse lässt sich in der Mitte zum Teich hin öffnen. Hier konnte man ein Boot einlassen oder zum Baden in den Teich steigen.

Neben der Ausschmückung des Parks hatte das Teichhaus als Eiskeller eine weitere Aufgabe im Gesamtkonzept der Anlage. Hinter der Birkenfront verbirgt sich, unter einem aufgeschütteten Hügel, ein gemauerter Keller, in dem im Winter geschnittene Eisblöcke gelagert wurden.
Die durch den bepflanzten Hügel über dem Eishaus entstandene Topographie wurde geschickt in das Parkkonzept eingebunden. Wie selbstverständlich schließt sich nach Norden zum Teich hin ein kleiner Wasserlauf mit Quellstein an.

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Halbinsel und Grotte.

Am westlichen Ufer des Teiches gelangt man vom Weg hinab über Naturtrittsteine zu einer sogenannten Halbinsel. Der Teichrand erhielt an dieser Stelle eine halbkreisförmige Ausformung und bildet eine kleine mit einer Kiesdecke versehene Terrasse, auf der man fast auf Wasserspiegelhöhe über den Teich schauen kann. Von hier aus hat man einen malerischen Blick auf das Teichhaus sowie auf die mit Pflanzen bewachsene Insel. Bei hohem Wasserstand scheint es vom gegenüberliegenden Ufer, als ob die Halbinsel wie eine Scheibe auf dem Teich schwimmt. Der Rücken der Halbinsel wird durch eine Andeutung einer Grotte aus Felsgesteinen gebildet. Zusätzlich bietet die dichte „waldartige“ Bepflanzung des westlichen und nördlichen Parks sowie die hohe Teichböschung einen besonderen Schutz und macht den Platz zu einem geschützten Rückzugsort. Tief im Gelände liegend, erscheinen von hier aus gesehen die Bäume höher und der Teich größer. Zudem wird die Umgebung außerhalb des Parks nicht wahrgenommen. Ein nach Süden gerichteter Platz der Ruhe und der Wärme, wie er nicht besser hätte gewählt werden können.

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Im Park sind auch zahlreiche botanische Besonderheiten zu finden. Am Aussichtspunkt steht eine Carolinakastanie. Der attraktivste Baum im Park ist ein mächtiger Sequoiadendron (Mammutbaum)ca. 140 Jahre alt, die Sargentfichte (Picea brachytyla), die Schirmtanne (Sciadopitys verticillata), die Korkulme (Ulmus macrocarpa), die eichenblättrige Haselnuss (Corylus avellana ‚Heterophylla’) sind weitere erwähnenswerte Gehölze.
Neu gepflanzt wurde auch ein Tulpenbaum.

Mehr über den Garten hier

Bäume

Spielhaus.

Im Park, in der Nähe der Villa, hatten die Kinder der Familie Gail ihr eigenes Spielparadies.

Das Spielhaus ist für Marianne, die Tochter Wilhelm Gails aus zweiter Ehe, die im Jahr 1905 geboren wurde, erbaut worden. Danach könnten das Haus und die Spielgeräte ungefähr aus dem Jahr 1910 stammen. Einen eindeutigen Nachweis für das Kinderhaus gibt allerdings erst eine Fotoserie von Georg Gail ab 1922, in der er unter anderem seine Kinder Geo und Irene beim Spielen ablichtete.
Der Innenraum wurde ca. 1952 mit einem Märchenfries versehen.
Eigens für die Kinder wurden zwei Spielgeräte angefertigt. Neben dem Spielhaus befindet sich ein hohes Schaukelgestell aus Winkeleisen mit 5 Ösen zum Anhängen von Schaukeln, Seilen oder Strickleitern. Weiter abseits steht ein Rondell für drei Strickleitern, die im Kopf einer Metallsäule befestigt wurden.

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Der Weinberg.

Unterhalb des Uhrturmes ist in einem Plan von 1902 eine terrassenartige Anlage von Gartenmauern überliefert. Bei der Gartenmauer handelt es sich um beidseitig auf das Untergeschoss des Turmes zulaufende Mauerzeilen aus trocken aufgesetzten Kalksteinen. Die Signatur der Anlage im Plan und die südexponierte Lage der Mauern lassen eindeutig auf die Gestaltung eines Weinberges schließen. Den Weinliebhaber Wilhelm Gail könnte es gereizt haben einen Weinberg zu besitzen und diesen stolz seinen Gästen zu präsentieren. Insofern war er eine Bereicherung des Parks und ein weiteres Element mit dem er seine Besucher überraschen konnte. In jedem Fall war eine Weinberg für die Gegend um Rodheim recht ungewöhnlich.
Seit 2011 wird der Weinberg von dem Freundeskreis wieder bewirtschaftet.

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Das Schweizer Haus.

Für den Abschluss der Parkführung wählte Herr Norbert Kerl das Schweizer Haus aus. Hier noch einmal unser Dank für die hervorragende Parkführung.

Als private Aufenthaltsmöglichkeit wählte Georg Philipp Gail für seine Rodheimer Zigarrenfabrik (diese wurde in 1990’er Jahren abgerissen) ein Schweizer Haus, das er in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts an der oberen Grenze seiner erworbenen Grundstücke errichtete.
Das Schweizer Haus ist ein Fachwerkgebäude mit gegenständigen Giebeln. Der einzige Raum hat eine Grundfläche von 40 m². Allein in seiner Nordwand befinden sich keine Fenster. In dem sicherlich komfortabel möblierten großen Raum nahm die Familie Gail herangebrachten Kaffee und Kuchen zu sich oder suchte bei Regenwetter Zuflucht.

Eine Besonderheit sind die zahlreichen Andreaskreuze im Fachwerk. Hugo von Ritgen hat dem Häuschen damit seinen Charakter gegeben. Sie sind unter den Fenstern in waagerechter und in den Gefachen neben den Fenstern in senkrechter Ausdehnung eingesetzt. Dabei ist die Anordnung der Fenster in den sich gegenüberliegenden Wänden gleich. So kann man jeweils durch das Haus „durchschauen“. Auch die oberen Abschlüsse der Fenster sind, wie die Tür in die Andreaskreuze eingebunden und stellen mit den bunt verglasten Oberlichtern ein besonders Schmuckwerk am Gebäude dar. Selbstverständlich übernehmen die Andreaskreuze auch die statischen Anforderungen. Die Südseite des Hauses ist als „Schauseite“ ausgebildet und besitzt mittig über dem Kellereingang angeordnet eine mit reichhaltiger Durchbruchschnitzerei gezierte Veranda.

Das Schweizer Haus wurde 2018/2019 saniert und dient heute dem Freundeskreis als kleiner Veranstaltungsraum und der Gemeinde Biebertal als Standesamt.

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Für den Abschluss des erlebnisreichen Tages hatte ich Plätze im Restaurant La Vinia reserviert.
Hier muss ich wieder einmal das Personal loben, mit welcher Zeit wir das bestellte Essen auf dem Tisch hatten, und geschmeckt hat es auch, oder ???
Ich hoffe es hat euch gefallen und sage bis zum nächsten Mal alles gute und bleibt gesund.
Euer Hans-Rüdiger

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Text: www.gailscherpark, Fotos und Layout Hans-Rüdiger (lahnelster)

*** Zur Diashow von Hans-Rüdiger "lahnelster" ***

*** Zur Diashow von Ulf "SeutenJunge" ***

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